Personalmagazin 8/2017 - page 32

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MANAGEMENT
_FLÜCHTLINGE
personalmagazin 08/17
E
inige Auszubildende des Druck-
luftspezialisten Kaeser Kom-
pressoren in Coburg haben
eine adelige Adresse: Schloss
Ketschendorf. Doch es ist lediglich ein
neueres Nebengebäude im Park, das
zu einem modernen Wohnheim mit 30
Zimmern umgebaut wurde, und nicht
das mit Türmchen und Stuck verzierte
Haupthaus. In sechs Wohngruppen le-
ben hier Spanier und Syrer, Afghanen,
Äthiopier und Italiener. Die Azubis sind
in den Wohngruppen bunt gemischt,
denn sie sollen Deutsch sprechen und
unterschiedliche Kulturen erleben. Ein
Sozialarbeiter unterstützt die jungen
Männer dabei, den WG-Ordnungsplan
aufzustellen und auch die eigene Freizeit
zu organisieren. Es haben sich, zusätz-
lich zu den unterstützenden Maßnah-
men von Kaeser, private Lerngruppen
gebildet, zu denen auch die deutschen
Kollegen stoßen. Dabei wird der Be-
rufsschulstoff vertieft, es wird Deutsch
gepaukt und Schulaufgaben werden ge-
meinsam erledigt. Aber es wird auch am
Feierabend gegrillt und Fußball gespielt.
Von
Ruth Lemmer
Natürlich schaut der Sozialarbeiter auf
das Seelenleben der jungen Mitarbeiter
– wie auch alle Ausbilder im Betrieb.
Das Familienunternehmen im bay-
rischen Oberfranken an der A 73 zwi-
schen Suhl und Bamberg ist es gewohnt,
seine Mitarbeiter und Auszubildenden
von nah und fern zu rekrutieren. Und
weil 2016 zu den üblichen rund 80
Azubis in Coburg und Gera weitere 30
ausländische Kandidaten hinzukamen,
wurde das Ausbildungszentrum ver-
größert und es wurden neue Ausbilder
eingestellt. Für seine gute Ausbildung
wurde Kaeser schon mehrfach prä-
miert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass
Ausbildungsleiter Rüdiger Hopf und
sein Team schon im Auswahlverfahren
darauf achten, dass alles passt: „Die
Flüchtlinge sollen gerne bei uns arbei-
ten und bei der Prüfung gute Ergebnisse
erzielen wollen“, sagt Hopf. „Wir wollen
niemanden permanent anschieben müs-
sen.“ Was ihn leitet: „Die Auszubilden-
den vertreten unser Unternehmen nach
draußen und wir wollen Enttäuschun-
gen auf beiden Seiten verhindern.“ In
der aktuellen Bewerbungsrunde mit 30
Stellen für den 1. September sind noch
einige Plätze frei. Disziplin und Pünkt-
lichkeit, ein höflich-freundliches Mitei-
nander und Lernbereitschaft werden bei
den jungen Menschen vorausgesetzt.
Neben handwerklichem Geschick sind
diese sozialen Kompetenzen ein Ent-
scheidungskriterium für den Start in die
Kaeser-Ausbildung in den Bereichen Me-
tall- und Elektrotechnik sowie im Lager.
Viel erreicht, doch nach wie vor
Unsicherheit bei Arbeitgebern
Insgesamt sind rund 40 Prozent der
Asylsuchenden, die Interesse an einem
Ausbildungsplatz angemeldet und die
Ausbildungsreife erlangt haben, unter-
gekommen, berechnete die Bundesagen-
tur für Arbeit (BA) in ihrem Migrations-
Monitor Arbeitsmarkt Ende Juni. Das
sind über 8.600 der Menschen, die hier
Schutz und Arbeit suchen. Da aktuell
noch viele junge Leute im Praktikum, in
der Einstiegsqualifikation und diversen
Programmen aus Spracherwerb und Be-
rufspraxis sind, gibt es in der BA einen
vorsichtigen Optimismus, dass mit dem
neuen Ausbildungsjahr im September
die Zahl der Azubi-Verträge stark an-
steigt.
Das hängt nicht nur von den Be-
werbern, den Jobcentern und Arbeits­
agenturen oder den Unternehmen ab,
sondern auch von der jeweiligen Aus-
länderbehörde. Denn die Mitarbeiter
dort entscheiden darüber, ob Asylsu-
chende, deren Verfahren noch nicht
beendet, die also noch nicht anerkannt
sind, oder die bereits abgelehnt wurden,
eine Ausbildung aufnehmen dürfen.
Zwar wurden die Bestimmungen der-
Mit Bildern ausbilden
SERIE.
Wenn Geflüchtete den Schritt aus der Berufsvorbereitung in die duale Ausbil-
dung geschafft haben, bleibt der Sprachunterricht der wichtigste Baustein.
„Die Flüchtlinge sollen gerne bei uns
arbeiten. Wir wollen niemanden perma-
nent anschieben müssen.“
Rüdiger Hopf, Ausbildungsleiter bei Kaeser Kompressoren in Coburg
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