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12/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Großgruppenmethoden haben gemein-
sam, dass sie jeweils auf einem klar fest-
gelegten Arbeitsprozess basieren, nach
dem die Planungs- oder Entscheidungs-
gruppe ein zuvor benanntes Problem
bearbeiten muss. Dabei sind in diese Ar-
beitsprozesse weitere Steuerungs- und
Regelmechanismen eingebaut. Es gibt
also Verkehrsregeln, Schilder, Ampeln
und eine aktive Verkehrspolizei. Sie alle
helfen dabei, den Denk- und Lösungs-
prozess der Gruppe zu kanalisieren und
zu organisieren, damit die Gruppe sich
weitgehend „unfallfrei“ selbstständig
eine Lösung für das Problem erarbeiten
kann.
Je nach Großgruppenmethode können
die Planungs- und Entscheidungsgrup-
pen aus 20 bis 200 (zum Teil sogar bis
1.000) Teilnehmern bestehen. Zu den
bekanntesten Großgruppenmethoden ge-
hören die Zukunftskonferenz, Real Time
Strategic Change (RTSC), Open Space,
World Café sowie die Methoden nach
Stafford Beer. Mit den verschiedenen Me-
thoden können große Gruppen in relativ
kurzer Zeit komplexe Probleme bearbei-
ten. Sie unterscheiden sich aber in der
Praxis darin, welche Art von Problemen
mit ihnen bearbeitet werden kann, wie
viele Personen in den Arbeitsprozess
sinnvoll eingebunden werden können
und wie konkret und operativ die erar-
beiteten Lösungsansätze hinterher sind
– ob die Beteiligten also beispielsweise
auch konkrete und umsetzbare Maßnah-
menpläne erarbeiten und vereinbaren.
Wann welche Methode zu empfehlen ist,
zeigt die Tabelle „Großgruppenmetho-
den: Überblick“.
Beispiel: in drei Stufen zu einem
konkreten Ergebnis
Als Beispiel dafür, wie große Gruppen
in der Unternehmenspraxis konkrete
Lösungsansätze für betriebliche Pro-
bleme erarbeiten können, möchte ich
im Folgenden die Methoden nach Beer
näher vorstellen. Sie gehen auf Antho-
ny Stafford Beer zurück, den Begrün-
der der Managementkybernetik. Er hat
unter anderem an der Frage gearbeitet,
wie man in einer Gruppe den Kommuni-
kations- und Denkprozess so organisie-
ren kann, dass die Gruppe ein Problem
möglichst effektiv und selbstorganisiert
bearbeitet. Der Ansatz von Beer bildet
das Grundgerüst diverser Methoden, mit
deren Hilfe größere Gruppen in relativ
kurzer Zeit konkrete Lösungsansätze
erarbeiten können (beispielsweise bei
der Move-Moderation oder der Syntegra-
tion).
Die typische Herangehensweise möch-
te ich am Beispiel der Move-Moderation
illustrieren: Den Ausgangspunkt des Ar-
© KUBKO / SHUTTERSTOCK.COM
nem Verkehrschaos mit Staus und zahl-
reichen Unfällen.
Diese Staus und Unfälle erleben große
Gruppen in Projekten während ihrer
Denk- und Lösungsprozesse regelmäßig,
meist jedoch ohne sie bewusst als solche
zu bemerken. Größere Personengrup-
pen verlieren sich deshalb in endlosen
Debatten und benötigen oft zahlreiche
Sitzungen, um sich abzustimmen und
Ergebnisse zu produzieren. Und trotz
eines enormen Aufwands an Zeit und
Ressourcen gelingt es meist trotzdem
nicht, alle wichtigen Know-how-Träger
mitzunehmen und ihr Wissen in das
Projekt zu integrieren.
Eine große Gruppe braucht also, anders
als kleine Teams, eine stringente Steue-
rung und Regeln, damit es nicht zu Staus
und Unfällen kommt und der Denk- und
Lösungsprozess gelingen kann. Je mehr
Beteiligte es gibt, desto wichtiger ist eine
stringente Steuerung und Regeln.
World Café und Co:
Methoden für große Gruppen
Um mit großen Gruppen komplexe Pro­
bleme zu diskutieren und Lösungs-
ansätze zu erarbeiten, wurden in den
vergangenen Jahren verschiedene Me-
thoden für Tagungen und Workshops
entwickelt, die oft auch als Großgrup-
penmethoden bezeichnet werden. Diese
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