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MANAGEMENT
_MODERATION
personalmagazin 12/17
U
nternehmenmüssen heute oft
komplexe Probleme bearbei-
ten. Um in solchen Projekten
gemeinsam mit den Beteilig-
ten gute Lösungen erarbeiten zu können,
die danach auch erfolgreich umgesetzt
werden, gilt es oft, viele Mitarbeiter und
mehrere Abteilungen einzubinden. Eine
Projektgruppe besteht dann schnell aus
15, 25 oder sogar deutlich mehr Perso-
nen. Die Arbeit mit so großen Großgrup-
pen ist in den Unternehmen längst zum
Alltag geworden.
Doch längst nicht alle Personaler und
Führungskräfte sind für die Aufgabe
als Moderator von Großgruppen ausge-
bildet: Laut einer Studie der Fachhoch-
schule Münster hat noch nicht einmal
jedes zweite Unternehmen in Deutsch-
land Mitarbeiter parat, die eine Aus- oder
Weiterbildung fürs Moderieren von Ar-
beitstagungen oder größerenWorkshops
mit mehr als 15 Mitarbeitern genossen
haben – und das, obwohl 86 Prozent
der Unternehmen beim Moderieren
von Großgruppen auch (oder sogar aus-
schließlich) auf die eigenen Mitarbeiter
setzen. (Mehr über die Studie lesen Sie
auf
Von
Holger Buxel
Doch nicht nur die mangelnde Aus-
bildung der Moderatoren verursacht
in Unternehmen Schwierigkeiten bei
der Arbeit mit Großgruppen. Auch die
Gruppengröße selbst ist eine Herausfor-
derung: Wo viele Personen gemeinsam
für eine komplexe Problemstellung eine
gute Lösung finden müssen, ist die Er-
gebniserarbeitung meist eine echte He-
rausforderung, ganz zu schweigen von
der Umsetzung. Große Gesprächsrunden
über komplexe Themen enden nur zu oft
in endlosen Debatten, wenigen Ergeb-
nissen und noch weniger Commitment.
Eine Lösung für eine betriebliche He-
rausforderung in einer großen Gruppe
gemeinschaftlich effizient zu erarbeiten
und so zu diskutieren, dass die Lösungs-
vorschläge später von den Beteiligten
auch akzeptiert und motiviert umgesetzt
werden, ist fast immer schwierig.
Große Gruppen:
viel Wissen, viele Meinungen
Warum es so schwierig ist, einen frucht-
baren Denk- und Lösungsprozess in
einer Gruppe mit vielen Beteiligten zu
organisieren, lässt sich gut an den All-
tagserfahrungen aus dem Straßenver-
kehr nachvollziehen. In der Diskussion
und Lösungserarbeitung in einem Team
ist es im Grunde ähnlich wie im Stra-
ßenverkehr: Wir haben „Verkehrsteil-
nehmer“ in Form von Wissen, Gedanken
und Meinungen einzelner Personen, die
als Ziele andere beteiligte Personen er-
reichen und dort Denkprozesse durch-
laufen müssen, damit eine Lösung ent-
steht. Der Moderator hat also in großen
Gruppen ein großes Verkehrsaufkom-
men vor sich, das er managen muss.
In kleinen Teams ist der „Verkehrs-
fluss“ relativ ruhig und einfach struk-
turiert. Wenn zwei Personen ein Thema
diskutieren, dann gibt es nur eine ein-
zige Kommunikationsverbindung zwi-
schen den beiden. Den Verkehrsfluss
auf einer einzigen „Straße“ kann man
leicht beherrschen. Besteht ein Team
hingegen aus fünf Personen, gibt es
aber schon zehn Kommunikationsver-
bindungen zwischen den Beteiligten. Mit
einer wachsenden Personenzahl steigt
die Anzahl der Kommunikationsverbin-
dungen in einer Gruppe exponentiell an,
und auch die Menge der Informationen,
die es auszutauschen gilt, steigt um ein
Vielfaches – ein Straßennetz mit vielen
Verkehrsteilnehmern entsteht.
Gruppendiskussionen enden ohne
Regeln im Chaos
Wenn eine größere Gruppe von 30 Per-
sonen zusammen für ein Problem eine
Lösung erarbeiten muss, bestehen zwi-
schen den 30 Personen 435 Kommuni-
kationsverbindungen. Stellen wir uns
jetzt mal ein Straßennetz aus 435 Stra-
ßen vor, die 30 Häuser verbinden. Diese
435 Straßen treffen in einem komplexen
Netz mit unzähligen Kreuzungen aufei-
nander. Durch dieses Straßennetz müs-
sen nun in jeder Sekunde große Mengen
an Informationen wie Hunderte kleine
Autos zeitgleich und blitzschnell hin-
und herfließen. Dabei wird klar: Wird
der Kommunikationsfluss und Denkpro-
zess nicht effizient geregelt, kommt es
wie im richtigen Straßenverkehr auch
an allen Kreuzungen unweigerlich zu ei-
Kein Chaos bei großen Gruppen
METHODEN.
Wer mit vielen Köpfen komplexe Probleme lösen will, muss Endlosdebat
tenund zähe Abstimmungen verhindern. So klappt das Moderieren von Großgruppen.
ONLINE
Mehr Tipps zum Gelingen von Großgruppen-
moderationen gibt der Autor Holger Buxel
hier: