personalmagazin 2/2017 - page 67

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02/17 personalmagazin
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RECHT
_ZEITWERTKONTEN
D
ieAusbreitung vonWertgutha-
ben (in sozialversicherungs-
rechtlicher Bezeichnung)
beziehungsweise Zeitwert-
konten (in steuerrechtlicher Bezeich-
nung), im Folgenden kurz „Wertkonten“
genannt, kommt nicht in dem Maße, wie
es politisch gewünscht ist, voran: Im
März 2012 gab die Bundesregierung in
einem Bericht über die Auswirkungen
von „Flexi II“ bekannt, dass bisher le-
diglich zwei Prozent der Unternehmen
solche Konten unterhalten – viel mehr
dürften es seitdem nicht geworden sein.
Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass es
derzeit der Arbeitgeber ist, der Wertkon-
ten anbietet – oder eben auch nicht, weil
Von
Andreas Hoff
Anschub für Wertkonten
SZENARIO.
In die Diskussion um Zeitwertkonten bringt das BMAS mit der Idee des Er-
werbstätigenkontos neuen Schwung. Die Infrastruktur dafür wäre schon vorhanden.
Befristete Auszeit von der Arbeit: ein
Traum vieler Arbeitnehmer. Wertkon-
ten können das möglich machen.
Arbeitgeber hierzu aktuell nur vereinzelt
durch (Haus-)Tarifverträge verpflichtet
sind. Deshalb hängt die Entscheidung, ob
Wertkonten eingerichtet werden, meist
auch von einer Kosten-Nutzen-Schätzung
ab, die für den Arbeitgeber in aller Regel
jedenfalls nicht so positiv ausfällt, wie
sie es angesichts der vielen auf diesem
Feld vorhandenen Unwägbarkeiten tun
müsste. Die wesentlichen Kriterien, die
für diese Entscheidung zu berücksichti-
gen sind, werden auf dem Schaubild zu-
sammengefasst.
Argumente gegen Langzeitkonten
Zunächst zur Kostenseite: Viele Mitar-
beiter wären wohl bereit, Wertkonten
durch Mehrstunden zu befüllen. Das
birgt jedoch Produktivitätsrisiken, im
Übrigen auch deshalb, weil solche Stun-
den dann nicht mehr zumAusgleich last-
schwacher Zeiten zur Verfügung stehen.
Auch kommen höhere Lohnnebenkosten
unter anderem dadurch zustande, dass
auch während der Freistellung aus ei-
nem Wertkonto Urlaub zu gewähren
ist und diesem gegebenenfalls Arbeit-
geberbeiträge zur Sozialversicherung
auch oberhalb von Beitragsbemessungs-
grenzen zuzuführen sind. Zudem in-
vestieren viele Arbeitgeber angesichts
künftiger Fachkräfteknappheit lieber in
Maßnahmen, die ihren Mitarbeitern ein
längeres Arbeitsleben erleichtern, als in
Wertkonten, die ein früheres Ausschei-
den ermöglichen. Und schließlich: Auch
bei externer Verwaltung der Wertkon-
ten fällt administrativer Aufwand an.
© MAROZNC / THINKSTOCKPHOTOS.DE
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