personalmagazin 2/2017 - page 40

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MANAGEMENT
_FÜHRUNGSKULTUR
personalmagazin 02/17
W
ertschätzung bringt in Or-
ganisationen wirtschaft-
lichen Erfolg“: Das ist
die These der aktuellen
Studie von Rochus Mummert Executive
Consultants (kurz: Mummert). Deswe-
gen vertritt Mummert auch die Ansicht,
dass das Etablieren und die Pflege einer
wertschätzenden Kultur zu den harten
Faktoren guter Unternehmensführung
zählen und eine Kernkompetenz des
Managements sein sollte. Die Mummert-
Human-Resources-Studie 2016 stützt
sich auf Angaben aus 100 Unternehmen
mit 500 bis 150.000 Mitarbeitern.
58 Prozent der befragten Personalver-
antwortlichen haben das Thema „Wert-
schätzung“ laut der Studienergebnisse
ganz oben auf der Agenda. Die Antwort
auf die Frage „Glauben Sie, dass Unter-
nehmen mit einer klaren normativen
Haltung zur Wertschätzung die erfolg-
reicheren Unternehmen sind?“ ist ein-
deutig: 97 Prozent antworteten mit „ja“
oder „eher ja“. Bei 72 Prozent gehört
Wertschätzung weitgehend zur Leitkul-
tur, meist ist sie in den Unternehmens-
leitlinien (42 Prozent) fixiert. In der
Studie mussten die HR-Chefs auch die
Qualität der Wertschätzungskultur in ih-
rem Unternehmen benoten. Dabei ergibt
sich ein klares Bild:
Gruppe eins:
Sechs Prozent der Be-
fragten attestieren ihrem Unternehmen
einen sehr guten Umgang mit Wert-
schätzung und eine sehr gute Wertschät-
zungsstruktur, 48 Prozent bewerten
beides als gut.
Von
Hans Schlipat
und
Michael Martin
Die Wertschätzung macht‘s
STUDIE.
Wertschätzung kann über den wirtschaftlichen Erfolg von Organisationen ent-
scheiden. Eine Studie zeigt, was wertschätzende Unternehmen anders machen.
Gruppe 2:
Fünf Prozent bewerten die
Wertschätzungsqualität in ihrem Unter-
nehmen mit „mangelhaft“ und acht Pro-
zent mit „ausreichend“. Ein Drittel (33
Prozent) beurteilt sie mit „befriedigend“.
In der Studie wurde untersucht, wo-
rin sich die Klassenbesten (die sich mit
„sehr gut“ und „gut“ bewerteten) von
den anderen unterscheiden.
Stellvertretend für die HR-Führungs-
größen wollen wir zwei Werte aus der
Befragung herausgreifen – erstens: die
Arbeitszufriedenheit und zweitens: den
sogenannten „Berufseintrittsschock“.
Hierzu wurden die Unternehmen mit
guter Wertschätzungskultur (Noten eins
und zwei) mittels Kontrastanalyse ge-
trennt von denen mit eher schlechterer
Wertschätzungskultur (Noten drei bis
fünf) betrachtet. Beim Thema „Arbeits-
zufriedenheit“ zeigt sich schon eine
klare Tendenz: Über alle Unternehmen
hinweg sind 67 Prozent der Mitarbeiter
mit ihrem Arbeitgeber zufrieden und
sehr zufrieden. Bei einer guten Wert-
schätzungskultur steigt der Wert auf
mehr als 80 Prozent. Bei Unternehmen
mit schlechter Wertschätzungskultur
sinkt der Anteil auf unter 40 Prozent.
Beim zweiten Faktor, dem Berufsein-
trittsschock, können wir ebenfalls deut-
liche Unterschiede erkennen. Insgesamt
schätzen die befragten HR-Verantwort-
lichen den Anteil der neuen Mitarbeiter
mit einem sogenannten „Berufseintritts-
schock“, die ein Jahr nach ihrer Ein-
stellung von ihrem Job enttäuscht sind,
auf 17 Prozent. Während der Wert aber
bei Unternehmen mit guter Wertschät-
zungskultur auf bis zu fünf Prozent
sinkt, steigt er bei den Unternehmen mit
weniger Wertschätzung auf mehr als 50
Prozent. Jeder zweite Mitarbeiter möchte
dort also nach einem Jahr das Unterneh-
men am liebsten wieder verlassen.
Normstifter steigern Wertschätzung
Wertschätzung ist ein komplexes Kon-
zept mit sehr unterschiedlichen Facet-
ten. Daher untersuchte die Studie auch,
an was Wertschätzungs- oder Missach-
tungskultur spür- oder erkennbar ist.
Sehr deutlich erkennbar mit jeweils cir-
ca 25 Prozent sind folgende Aspekte:
a) eine wertschätzende Kommunikati-
on: Auf die Bedürfnisse des Gesprächs-
partners wird eingegangen, Feedback
findet zeitnah statt, es wird sich über die
Befindlichkeit der Mitarbeiter informiert
(sensitives Management).
b) typische, wiederkehrende Kom-
munikations-, Sanktions- und Beloh-
nungsmuster: Rituale wie Pünktlichkeit,
Begrüßung und Kaffeekochen sowie
In Unternehmen mit
wenig Wertschätzung
möchte jeder zweite
neu eingestellte Mitar-
beiter die Organisation
am liebsten nach einem
Jahr wieder verlassen.
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