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02/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
zu fördern, unterstützt das Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Integrationskurse, die auf den allgemei-
nen Spracherwerb zielen. In lokalen Ini
tiativen bieten oftmals Ehrenamtliche
Sprachkurse an. Arbeitsagentur und
Jobcenter vermitteln Teilnehmer. Unter-
nehmen sind eingeladen, Kontakt zu den
Integrationskursen aufzunehmen. Denn
schon hier kann der nächste Schritt auf
dem nicht einfachen Weg zur Integrati-
on in den Arbeitsmarkt beginnen – am
besten, indem die frisch erlernten Wör-
ter auch angewendet werden. Nicht im
Unterricht, sondern in Gesprächen mit
Deutschen – also im Betrieb.
Der Schritt in die Praxis: Praktikanten-
programme für Flüchtlinge
Auch für Uli Joos, Leiter Recruiting Ope-
rations bei der SAP SE, der zusätzlich das
Praktikantenprogramm für Geflüchtete
verantwortet, sind Deutschsprachkennt-
nisse ein wichtiger Baustein bei der Suche
nach Praktikanten. „Wir sind in Walldorf
80 Nationen, die Teams sind internatio-
nal“, sagt Joos. „Fließende Deutsch- oder
Englischkenntnisse müssen sein.“ SAP
hat im Laufe des Jahres 2016 immerhin
100 Praktikanten eingestellt. Und zwar in
enger Zusammenarbeit mit den Fachab-
teilungen. Zuerst eruierten die Persona-
ler bei der Ausländerbehörde und der Ar-
beitsagentur, was rechtskonform möglich
war. Dann fragten sie im Oktober 2015
per E-Mail ab, für welche Arbeitsinhalte
eine Fachabteilung wie viele Praktikan-
ten sechs Monate lang bei sich beschäf-
tigen möchte. Schon innerhalb der ersten
48 Stunden kamen 50 Angebote, in weni-
ger als einer Woche war die Zahl 100 voll.
Die Personalspezialisten formulierten
aus den Arbeitsinhalten sechs weit ge-
fasste Kernprofile für die Ausschreibung
der Praktikantenstellen – darunter Mar-
keting Support, Produkt- und Qualitäts-
Deutschlehrer – für alle Mitarbeiter, die
Nachholbedarf haben.
Spracherwerb und Integrationskurse
als erster Schritt in den Arbeitsmarkt
Um den Spracherwerb dreht es sich bei
der Integration immer wieder. Denn
die Menschen, die Sicherheit suchen,
kommen mit sehr unterschiedlichen
Kenntnissen. Manche, etwa aus Syrien,
sprechen eine arabische Sprache oder
Kurdisch, andere, etwa aus Afghanistan,
Farsi. Die meisten Geflüchteten können
schreiben, aber es gibt auch Analphabe-
ten. Viele beherrschen etwas Englisch,
die wenigsten etwas Deutsch. Und selbst-
verständlich kommen auch Flüchtlinge,
die fließend mehrsprachig sind. Zahlen
über den Stand der Vorbildung, die bis
auf die letzte Stelle hinterm Komma stim-
men, gibt es nicht. Aber das Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
hat berechnet, dass von den 1,1 Milli-
onen Geflüchteten, die 2015 durch das
Erstverteilungssystem für Asylbegehren-
de auf die Bundesländer (EASY) erfasst
wurden, im Jahresdurchschnitt 2016 bis
zu 390.000 Personen mit anerkanntem
Schutzstatus im erwerbsfähigen Alter
sind. Die Schulbildung der über 18-Jähri-
gen, die wahrscheinlich bleiben werden,
unterscheidet sich erheblich: 25 Prozent
haben keine oder eine Grundschule be-
sucht, 26 Prozent eine Mittel- oder Fach-
schule und 46 Prozent ein Gymnasium,
eine Fachhoch- oder eine Hochschule.
Ein duales Ausbildungssystem existiert
in den Heimatländern der Asylbewerber
nicht. Da 30 Prozent der Flüchtlinge zwi-
schen 18 und 25 Jahre alt sind, haben die-
se das Potenzial für eine berufliche Aus-
bildung – mit entsprechender Förderung.
Um die Vorkenntnisse zu erfassen
und die Lernenden im richtigen Niveau
„Wir gehen jetzt mit einem Jahr Erfahrung
nüchterner, aber vor allem systematischer
an die Ausbildung von Flüchtlingen.“
Annette Bramkamp, Estrel Berlin
Jobbörse speziell
für Geflüchtete und
Migranten im Estrel
Berlin.
SERIE
Diese Serie beschäftigt sich in den kommenden Teilen mit Prakti
kum, Ausbildung, Hochschulstudium und regulärer Beschäftigung
von Flüchtlingen – jeweils mit den Fallstricken und Fallbeispielen.
PRAXISBEISPIEL
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