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personalmagazin 02/17
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TITEL
_CRANET-STUDIE
dass HR nicht losgelöst vom Business
agiert, sondern mehr darüber erfährt.
Hier kann es helfen, Karrieremodelle zu
öffnen: HR-Trainees sollten etwa künftig
Stationen im Business absolvieren.
personalmagazin:
Die Diskussion über das
HR-Standing im Business wird schon eine
ganze Weile geführt. Cranet untersucht
dies ebenfalls schon lange. Können Sie
ein Beispiel nennen, was HR in diesem
Kontext dringend angehen müsste?
Kabst:
Cranet-Daten liegen uns ab
1989/1990 vor. In den seither vergange-
nen Jahrzehnten wurde immer wieder
diskutiert, wie HR seinen Mehrwert be-
weisen kann. Doch die Ergebnisse dazu,
wie etwa der Nutzen von Weiterbildung
evaluiert wird, sind damals wie heute
ernüchternd: Den Return-on-Invest etwa
messen immer noch nur die wenigsten.
personalmagazin:
Aber es gibt doch be-
stimmt etwas, das sich verbessert hat?
Kabst:
Uns fällt auf, dass sich HR im Lau-
fe der Zeit deutlich professionalisiert
hat. Ein Indiz dafür ist der seit 2000
ungebrochene Trend hin zu mehr Perso-
nalspezialisten unter den obersten HR-
Verantwortlichen mit interner und ex-
terner HR-Erfahrung: Mittlerweile liegt
deren Anteil bei rund 70 Prozent. Und
auch, wenn immer viel über die schlech-
te strategische Einbindung von HR ge-
schimpft wird: Auch sie hat sich über
die Jahre verbessert. Im internationalen
Vergleich müssen deutsche Personaler
hier aber noch aufholen.
„Gründergeist revitalisieren“
INTERVIEW.
Der deutsche Cranet-Repräsentant Rüdiger Kabst zieht sein Fazit zur
aktuellen Studieund leitet daraus Anregungen für die HR-Arbeit der Zukunft ab.
personalmagazin:
Was ist Ihnen bei dieser
Cranet-Studie besonders aufgefallen?
Rüdiger Kabst:
Besonders auffällig sind
die Befunde zum Thema „Digitalisie-
rung“, das ja zurzeit in Unternehmen
und Konferenzen viel diskutiert wird.
In der aktuellen Cranet-Studie haben
wir herausgefunden, dass jeder zweite
Unternehmensführer glaubt, dass die
Digitalisierung sein Geschäftsmodell in
hohem Maße beeinflusst. Zur Einschät-
zung der Personaler zeigt sich aber eine
Diskrepanz: Zwar ist für diese die Digi-
talisierung von HR-Prozessen ein wich-
tiges Thema. Aber bei der Frage nach
den wichtigsten Herausforderungen der
kommenden Jahre steht Digitalisierung
bei den Personalern nur auf Platz vier
– nach Dauerbrennern wie „Fachkräfte-
mangel“ und „Demografischer Wandel“.
personalmagazin:
Wie erklären Sie das?
Kabst:
Geschäftsführer haben schon ein
Bewusstsein dafür entwickelt, wie sehr
die Digitalisierung ihre Geschäftsmo-
delle verändert. Doch konkrete Projek-
te und Maßnahmen gibt es noch nicht
überall. Eine nachgelagert arbeitende
HR-Abteilung wird also oft erst dann
aktiv, wenn die Geschäftsführung kon-
krete Projekte vorgibt.
personalmagazin:
Welche To-dos sehen Sie
in Hinblick auf diese Ergebnisse für HR?
Kabst:
HR sollte nicht warten, bis die Ge-
schäftsführung ihre Hausaufgaben ge-
macht hat, sondern proaktiv Neues an-
gehen und die Mitarbeiter genauso wie
auch die Geschäftsführung als Enabler
auf dem Weg zur Digitalisierung beglei-
ten. Die HR-Rolle muss daher künftig
weit über die Rolle des Business-Part-
ners hinausgehen: Personaler müssen
mehr unternehmerisches Involvement
zeigen und künftig zu HR-Intrapreneu-
ren, also zu HR-Unternehmern im Un-
ternehmen, werden. Sie müssen den
Gründergeist im Unternehmen revitali-
sieren und so aktiv die Innovationsfä-
higkeit fördern, die ja gerade in Zeiten
der Digitalisierung so wichtig ist.
personalmagazin:
Wie kann das konkret
gelingen?
Kabst:
Dafür muss HR seinen Methoden-
pool erweitern, etwa mit innovations-
fördernden Methoden wie Design Thin-
king. Und dazu gehört natürlich auch,
Das Interview führte
Andrea Sattler.
PROF. DR. RÜDIGER KABST
ist Lehrstuhl-
inhaber an der Universität Paderborn und
seit 2004 deutscher Cranet-Repräsentant.
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