02/17 personalmagazin
der Geflüchteten. Sprachkenntnis-
se, Zeugnisse oder Berufserfahrung
waren Kriterien. „Das war für die
Firmen sehr effizient, denn wir hat-
ten über 100 Matchings“, berichtet
Organisator Oliver Kreh, der das
Referat Volkswirtschaft und Qua-
litätsmanagement in der IHK Regi-
on Stuttgart leitet. Gesucht wurden
Apotheker und Ärzte, Köche und
Servicekräfte im Restaurant, Land-
schaftsgärtner und Ingenieure. Doch
auch wer spontan kam, hatte eine
Chance. Denn die Fachleute konnten
direkt auf der Messe rechtliche Kon-
stellationen klären und Fragen der
Anerkennung von Berufsabschlüs-
sen oder Zeugnissen beantworten.
Die Zahl ausländischer Berufsab-
schlüsse, die anerkannt werden, hat
in den vergangenen Jahren zuge-
nommen – 2015 waren es insgesamt
12.700, wobei die meisten Anerken-
nungsverfahren von Arbeitssuchen-
den aus dem europäischen Raum
kamen. Das Institut der deutschen
Wirtschaft Köln hat aber für 2015
auch bereits rund 800 Anerken-
nungsverfahren aus Syrien gezählt.
Ob ein Geflüchteter seinen Beruf an-
erkennen lassen sollte oder, weil die
Berufserfahrung zum Beispiel nicht
reicht, sich mit seinen Kenntnissen
auch ohne Anerkennung effektiver
ins deutsche Berufs- und Ausbil-
dungssystem eingliedert, sind Ein-
zelfallentscheidungen, bei denen die
Fachleute im Jobcenter und in den
Integrationsämtern Rat geben. Wer
als Unternehmen etwa seine Prakti-
RUTH LEMMER
ist freie Journalistin in
Düsseldorf.
kanten in dieser Frage unterstützen
will, kann auch Berater der IHK und
der Handwerkskammer ansprechen.
Unternehmen beklagen
Unübersichtlichkeit
Es ist die große Zahl der Varianten,
die die Eingliederung unübersicht-
lich erscheinen lässt. Wenn aber
Ehrenamtliche und Personalprofis,
Behördenmitarbeiter und Unterneh-
mensmanager gemeinsam agieren,
profitieren Flüchtlinge und Firmen.
Und das ist vor Ort am besten zu or-
ganisieren. HR-Fachleute können
sich die Flut an Paragrafen sortieren,
indem sie nicht das große Ganze zu
verstehen versuchen, sondern sich
auf den Webportalen genau die Stich-
worte suchen, die im konkreten Fall
anstehen. Die Bundesagentur für Ar-
beit hat dort Informationen gut gebün-
delt und verweist nach Themen auf
vertiefende Informationen. Auch das
Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BAMS) will nach einem Jahr
Engagement von Haupt- und Ehren-
amtlichen auf allen Ebenen jetzt mehr
Transparenz schaffen. In den Kommu-
nen, Ländern und beim Bund werden
die Angebote, mit denen Geflüchtete
sprachlich und beruflich gefördert
werden, erhoben. Doppelförderungen
sollen beendet werden. So können
Kräfte frei werden, um die Mammut-
aufgabe Integration zu schaffen.
33
„Denn wir wollen unser Engage-
ment und die Kräfte der Geflüchte-
ten nachhaltig einsetzen.“
Uli Joos, SAP
© SAP