personalmagazin 2/2017 - page 37

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02/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
meintlich neuen Führungsideen – etwa
Brian Robertson und Frederic Laloux –
stark auf die Idee der regelungsbasier-
ten Führungsorganisation setzen.
Freiraum durch Regeln
Das in einigen dieser Führungsansätze
durchschimmernde Prinzip des „Lais-
sez-faire“ lässt sich wohl nur durch Un-
kenntnis des realen Geschäftslebens,
durch unreflektierte Veränderungslust
oder versteckte Partikularinteressen
erklären. Bekanntlich bilden sich dort,
wo es keine expliziten Regeln gibt, ganz
einfach implizite Regeln, und zwar oft
sehr viele und sehr widersprüchliche.
Es ist wie bei Kafka: Seine albtraumhaf-
ten Erzählungen schildern eben keine
funktionierende Behördenwelt, sondern
eine durch Nonsens und Willkür perver-
tierte Verwaltungs-Dystopie. In selbstor-
ganisierten Teams begünstigen unklare
Entscheidungswege das Phänomen des
„Groupthink“ und damit schlicht den-
jenigen, der sich durchzusetzen weiß.
Regelungsdefizite fördern Mikropolitik,
Schattenwirtschaft und Chaos. Dies hat
im Managementbereich niemand besser
erkannt und umgesetzt als Peter Drucker,
der seinen eigenen Ansatz als „Freiheit
im Rahmen des Gesetzes“ umschrieb.
Genau darum geht es: Es gilt, die notwen-
digen Dinge zu normieren, um damit im
Umkehrschluss auch gleich die Freiräu-
me zu definieren und zu schützen.
Was ist überhaupt Führung?
Führung bedeutet zielgerichtete Ein-
flussnahme auf Menschen. In Organisa-
tionen dient sie primär der Erzeugung
optimaler Arbeitsleistungen, daneben
aber auch der Verwirklichung sonstiger
Unternehmensziele, zum Beispiel der
Zufriedenheit aller Stakeholder, zu denen
auch die Mitarbeiter zählen. Freilich ist
Führung nicht deckungsgleich mit di-
rektem Fremdeinfluss, sondern schließt
Selbstführung und indirekte Einfluss-
nahme mit ein. Mitarbeiterführung und
Personalmanagement sind dabei als Syn-
onyme zu verstehen und bilden ein und
rungsgrundsätzen auf Vorstände und
Aufsichtsräte als Teil der HR Governance.
Zwar besteht weitgehende Einigkeit, dass
auch das Führungssystem unter die HR
Governance fällt. Was genau darunter zu
verstehen ist, bleibt jedoch oft unklar.
Die aktuelle Führungsdebatte
Die aktuelle Führungsdiskussion in
der HR-Fachliteratur wie auch auf Kon-
gressen kreist zumeist um Begriffe wie
Agilität, Demokratisierung und Autono-
mie. Dabei wird in der Regel gefordert,
dass diese Faktoren bedingungslos zu
maximieren sind. Dies wiederum geht
oft genug mit einer latenten Regelungs-
feindlichkeit und prinzipiellen Skepsis
gegenüber formalisierten Normen und
systematischer Planung einher. Und
auch in den Unternehmen begegnet
man den rapiden Veränderungen der
Arbeitswelt teilweise lieber mit innova-
tiven Diskussionsformaten und Digitali-
sierungs-Kleinklein als mit übergreifen-
den normativen Konzepten. Das ist nach
unserer Ansicht ein Fehler und schon
insofern merkwürdig, als dass die zeit-
genössischen Pioniere dieser nur ver-
AUFGABEN DER PERSONALFÜHRUNG
Normatives
Personalmanagement
(HR-Governance)
Beinhaltet die Festlegung des Personalführungssystems einschließ-
lich des HR-Planungs- und Controllingsystems sowie die Kontrolle der
ordnungsgemäßen Umsetzung dieser Systeme.
Strategisches
Personalmanagement
Beinhaltet die Festlegung der Personalstrategie, also die Konzepti-
on der mittel- und langfristigen Ziele und Pläne zur Zielerreichung,
sowie das strategische HR-Controlling.
Operatives
Personalmanagement
Beinhaltet die laufende Umsetzung der Unternehmensziele auf allen
Feldern des Geschäftsbetriebs mithilfe der Personalführung, das heißt
zielgerichteter Einflussnahme auf das Verhalten der Mitarbeiter. Hier
wird deutlich, dass Mitarbeiterführung und Personalmanagement Syn-
onyme sind, auch wenn die entsprechenden Aufgaben und Aktivitäten
arbeitsteilig erledigt werden. Führungskräfte sind dezentrale Personal-
manager und Personaler nichts anderes als Führungsunterstützer.
Die Abbildung zeigt die zentralen Handlungsfelder der Personalführung in Unternehmen
und verdeutlicht damit die Ansatzpunkte für betriebliche Führungsmodelle.
Betriebliche Führungsmodelle
sollen auch das Führungsverhalten
im Gespräch prägen.
© ALEXSALO IMAGES / SHUTTERSTOCK.COM
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