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NICOLE FABIG-GRYCHTOL
ist Manage-
mentberaterin.
nehmerseitig erhobene Gehaltsdaten
„qualifiziert“. Die Administration und
Auswertung sowie die Qualitäts-Checks
der Daten erfolgen in allen Geschäfts-
modellen weitgehend automatisiert. Die
Daten werden je nach Geschäftsmodell
unterschiedlich vermarktet: Bei der ex-
klusiven Vermarktung erhalten nur die
Arbeitgeber, die an dem Survey teilge-
nommen haben, die Daten. Bei der frei-
en Vermarktung dagegen können die er-
hobenen Daten auch von Arbeitgebern
erworben werden, die nicht an dem
Survey teilgenommen haben. Je nach
Anbieter sind Mischformen und diffe-
renzierte Preismodelle möglich.
Kein Angebot ohne Schwächen
Für die klassischen Survey-Provider ist
das Geschäft mit der Datengewinnung
schwieriger geworden. In der Folge
werden einst noch einzeln angebotene
Studien zusammengefasst und in Da-
tenbanken integriert. Die Anbieter von
Club-Surveys nehmen für sich in An-
spruch, eine hohe Datenqualität und
den Austausch in einer eingespielten
Experten-Community zu bieten. Da-
bei verzichten sie auf eine analytische
Stellenbewertung und nehmen das Job
Matching anhand vereinfachter und
standardisierter Stellenprofile vor. Mit
dem Matching der unternehmensspe-
zifischen Jobs auf Standardprofile ist
allerdings eine gewisse Unschärfe ver-
bunden. Außerdem hinkt die Aktuali-
sierung solcher Standardprofile in einer
Welt sich agil verändernder Organisati-
onen der Realität hinterher. In Einzelfäl-
len beobachten wir zudem aktuell eine
durch strenge Compliance-Richtlinien
bedingte Zurückhaltung beim offenen
Austausch in derartigen Benchmarking-
Communities.
Die klassischen Anbieter von stellen-
bewertungsbasierten Vergütungsdaten
vermarkten ihre Dienstleistung oft mit
dem Argument, einen weltweit einheit-
lich hohen Qualitätsstandard zu liefern.
Das Datenangebot wird jedoch natur-
gemäß durch die Kundenstruktur im
Bereich Stellenbewertung beschränkt.
Zudem wird die weltweite Konsistenz,
etwa der durch die lokalen Büros vor-
genommenen Stellenbewertungen, seit
Langem bezweifelt. Daher gehen immer
mehr Unternehmen dazu über, die Stel-
lenbewertungen und Vergütungsstruk-
turen im Ausland durch einen zentral
beschäftigten Berater beziehungsweise
durch ihre eigenen spezialisierten Orga-
nisationseinheiten des Corporate Cen-
ters überprüfen und aktualisieren zu
lassen.
Das Angebot derjenigen Online-
Plattformen, die ihre Vergütungsdaten
direkt über die Arbeitnehmer erheben,
ist hingegen auf Positionen beschränkt,
deren Inhaber ihr Gehalt auch tatsäch-
lich einem Online-Vergleich unterziehen
möchten. Die Gehälter von Vorständen,
Geschäftsführern und Bereichsleitern
großer Multinationals sind hier nicht zu
finden. Auskunftsgemäß sind die Vergü-
tungsdaten zu Positionen mit Jahresbe-
zügen unter circa 180.000 Euro jedoch
qualitativ gut, was von den konkurrie-
renden klassischen Survey-Anbietern
und den Anhängern der Club-Surveys
natürlich oft bezweifelt wird.