personalmagazin 8/2016 - page 59

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08/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Richtung und Zielvorgaben. Wenn die
Strategie und die ersten Schritte stehen,
kann die Personalabteilung entspre-
chende Funktionsbeschreibungen ver-
fassen, um den passenden potenziellen
CDO möglichst präzise anzusprechen.
Digital-Team statt CDO
Während der Strategieplanung kann
sich auch eine andere Frage stellen: Ist
ein CDO überhaupt notwendig, um die
angestrebten Veränderungen umzuset-
zen, oder gibt es bessere Alternativen
für die individuellen Wünsche des Un-
ternehmens? Die Studie von T-Systems
Multimedia Solutions zeigte: Die meis-
ten entschieden sich für einen Stab, also
ein Team, das abseits vom Tagesgeschäft
und außerhalb der Linienorganisati-
on die Digitalisierung vorantreibt. Die
Teams bestehen immer aus etwa zehn
Mitgliedern unterschiedlicher Unter-
nehmensbereiche. In der Regel handelt
es sich um Mitarbeiter, die sich für das
Thema begeistern können und es somit
auch als Fürsprecher und Multiplikato-
ren in ihren jeweiligen Bereichen vertre-
ten. Damit dieser Ansatz funktioniert, ist
jedoch auch der Stab auf die Unterstüt-
zung der Geschäftsleitung angewiesen.
Der Vorteil dieser Variante gegenüber
einem neu geschaffenen Posten: Die
Mitarbeiter des Stabs kennen ihr Unter-
nehmen, ihre Kollegen und die Unter-
nehmensphilosophie. Sie wissen anhand
des Tagesgeschäfts, welche Prozesse
dringend transformiert werden müssen
und können sie entsprechend priorisie-
ren. Darüber hinaus können sie ihren
Kollegen praxisnah beibringen, weshalb
welche Änderungen notwendig sind und
welchen Mehrwert sie daraus ziehen
können. Wenn die Geschäftsleitung den
Stab mit entsprechenden Befugnissen
ausstattet und die Ergebnisse der digi-
talen Einheit unterstützt, lassen sich
auch die restlichen Mitarbeiter schnell
für die Transformation begeistern.
Allerdings gibt es auch bei dieser Va-
riante Nachteile. Ohne externe Impulse
versierter Führungskräfte aus dem digi-
talen Bereich fehlen womöglich wichtige
konzeptionelle und fachliche Informatio-
nen für die effektive Umsetzung des di-
gitalenWandels. Darüber hinaus agieren
die Mitarbeiter des Stabs parallel zum
Tagesgeschäft. Das kann sowohl das Ta-
gesgeschäft als auch die digitalen Neue-
rungen erschweren.
Wenn die Entscheidung auf den Stab
fällt, ist es auch hier HR-Aufgabe, die
geeigneten Mitarbeiter für dieses inno-
vative Digital-Team aus den verschie-
denen Abteilungen zu rekrutieren. Diese
sollten im Idealfall eine Kombination aus
unterschiedlichen Skills mitbringen. Ne-
ben guten kommunikativen Fähigkeiten
sollten sie zusätzlich zu ihren fachlichen
Qualifikationen eine hohe Affinität zu In-
novationen und Technik haben.
Alternativ lässt sich auch gleich ein
ganzer Digitalbereich, also eine neue
Abteilung, implementieren. In diesem
werden Strategien für die Transformati-
on entwickelt und weitergegeben. Auch
bei dieser Variante verpuffen die Ansät-
ze der Mitarbeiter jedoch, wenn die Rü-
ckendeckung durch die Chefetage fehlt.
Verteilte Verantwortlichkeiten
Das vierte Konzept, das sich aus der Um-
frage herauskristallisieren lässt, sind
verteilte Verantwortlichkeiten. Die Idee
dahinter ist, dass nach einem initialen
digitalen Strategieprojekt Verantwort-
lichkeiten und Wissen im Unternehmen
verteilt sind und es somit keiner zentra-
len Steuerung mehr bedarf. Je nach Phi-
losophie mag diese Herangehensweise
gut funktionieren, allerdings muss in
diesem Fall die Geschäftsführung regel-
mäßig den Status der Transformationen
einsehen, um die dezentrale Umsetzung
des Change Managements und des-
sen Effizienz zu prüfen. Hier riskieren
Unternehmen schnell, in eine gewisse
Planlosigkeit zu verfallen.
Es zeigt sich: Es gibt keine pauschale
Lösung für die digitale Transformati-
on. Jedes Unternehmen ist einzigartig
und strebt unterschiedliche Ziele an.
Sind diese jedoch erst einmal definiert,
kann die Personalabteilung das geeig-
nete Steuerungsinstrument finden und
rekrutieren. Unabhängig davon, für
welches Vorgehen sich Unternehmen
entscheiden, gilt aber: Der digitale Wan-
del gelingt nur, wenn die Geschäftsfüh-
rung hundertprozentig dahinter steht.
Der Chief Digtal Officer steuert als Teil der Geschäftsführung die Digitalisierung.
PETER KLINGENBURG
ist Geschäftsführer von
T-Systems Multimedia
Solutions.
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