personalmagazin 8/2016 - page 30

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MANAGEMENT
_CONSULTING 4.0
personalmagazin 08/16
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
mit Vergütungsberatung groß geworden
ist, sieht damit das Geschäftsmodell
der Vergütungsberatung nicht bedroht:
„Mehr Daten heißt nicht mehr Wissen.
Die Firmen brauchen die Berater weiter-
hin, um die Daten zu interpretieren und
die Projekte durchzuführen.“
Der Super-Senior-Berater
Doch die digitalen Entwicklungen rei-
chen weiter. Carsten Wember berichtete
davon, dass KPMG mit künstlicher Intel-
ligenz erste Lösungen pilotiert, die den
heutigen Berater ersetzen können. Es
entstehen technische Lösungen, die die
Arbeit der Experten deutlich verändern
bis wegfallen lassen.
Beratungsgesellschaften brauchen
künftig verstärkt hoch qualifizierte
Persönlichkeiten, die umfassende Er-
fahrungen mitbringen. Barbara Heitger
sprach vom „Super-Senior-Berater“. Das
Erfahrungswissen betrachtet auch An­
dré Häusling zukünftig als zentrales As-
set. „An Wissen mangelt es nicht, aber
an der Umsetzung im jeweiligen Unter-
nehmenskontext.“
Neue Geschäftsmodelle
Eine große Kontroverse entfachte auch
die Frage, ob „Zeit gegen Geld“, wie das
bisherige Geschäftsmodell zwischen Be-
ratern und Kunden beschrieben werden
kann, eine Zukunft hat. André Häusling
positionierte sich eindeutig: „Zeit gegen
Geld ist ein Auslaufmodell. Die Vorstel-
lung, dass ich möglichst viel Aufwand
produzieren muss, um Geld zu verdie-
nen, passt nicht mehr in unsere Zeit“,
sagte er. Zusammen mit dem Kunden
sollten Key Performance Indicators
(KPI) definiert werden, für die Provisi-
onen bezahlt werden. Er machte das am
Beispiel eines Call-Center-Projekts deut-
lich. „Wenn weniger Tickets anfallen
und sich die Bearbeitung beschleunigt,
hat der Kunde einen wirtschaftlichen
Vorteil, an dem ich als Berater beteiligt
werden möchte.“ Dem Kunden sei es
egal, ob der Berater zur Zielerreichung
drei oder fünf Workshops brauche.
Auch Sophia von Rundstedt findet
daran Gefallen. „Wir experimentieren
mit Modellen, bei denen es eine Vergü-
tung on top gibt, wenn sich die Retenti-
onquote innerhalb von zwölf Monaten
entsprechend der vereinbarten KPIs
entwickelt.“
Barbara Heitger sieht solche Ansätze
kritisch. „Wenn wir für unternehmensin-
terne Entscheidungen Verantwortung
übernehmen, geraten wir in Gefahr,
die Beraterrolle zu verlassen.“ Carsten
Wember teilt diese Einschätzung und
ergänzt: „Die Mandanten fällen letztlich
die Entscheidungen und wir können da-
mit nicht gänzlich das unternehmerische
Risiko tragen.“ Bei aller Unterschiedlich-
keit ist man sich einig, dass „Zeit gegen
Geld“ das vorherrschende Geschäftsmo-
dell bleibt, doch Experimente zunehmen
werden.
Eine Gemeinsamkeit bestand auch in
der Beobachtung, dass sich das Verhält-
nis zwischen Kunde und Berater ändere.
Während früher das Verhältnis als „Auf-
traggeber-Auftragnehmer-Beziehung“
beschrieben wurde, reden die Berater
heute von Kollaboration, Ko-Creation
und fluiden Grenzen zwischen Kunden
und Beratern.
Welche Veränderungen erwarten die Be-
rater in den nächsten fünf Jahren? Nach
Auffassung von Kai Anderson kommen
die Veränderungen durch die Digitali-
sierung in rasantem Tempo auf uns zu.
„In fünf Jahren ist das Thema vom Tisch.
Digitale Prozesse und Geschäftsmodelle
sind dann eine Selbstverständlichkeit.“
Tempo der Veränderungen
Barbara Heitger rechnet damit, dass
sich digitale Tools etabliert haben und
Berater mit anderen Partnern wie Pro-
grammierbuden oder Werbeagenturen
zusammenarbeiten werden. Das sieht
auch Fabian Kienbaum so: „Beratungs-
häuser werden anders aufgestellt sein.
Die Kommunikation wird sich ändern
und wir werden verstärkt Start-up-Er-
fahrung in der Beratung haben.“
Sophia von Rundstedt glaubt, dass der
Kunde in Projekten oft nicht mehr wisse,
ob der Projektleiter ein Berater oder ein
interner Mitarbeiter ist. „Die Zusammen-
arbeit wird enger.“ André Häusling, der
viel im IT-Umfeld unterwegs ist, setzt
einen anderen Akzent: „In fünf Jahren
wird sich nicht dramatisch viel verändert
haben. Die Veränderungen kommen viel
langsamer, als wir zurzeit glauben.“
Die Diskussion wurde durch moderne Moderationselemente unterstützt:
Stimmungsbilder wurden erhoben, der Erkenntnisfortschritt am Board festgehalten.
© LUX FOTOGRAFEN PHILIPP VON RECKLINGHAUSEN
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