personalmagazin 8/2016 - page 35

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08/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Weitere Vorteile kommen hinzu: Durch
die frühzeitige professionelle Begleitung
des von der Trennung betroffenen Mit-
arbeiters kann dieser etwaige Fehler im
Bewerbungsprozess vermeiden, Berater
und Mitarbeiter können schon in einem
frühen Stadium der Beratung neue
Perspektiven erarbeiten, sodass der
Kandidat keine wertvolle Zeit bei der be-
ruflichen Neuorientierung verliert.
Exkurs: Trennungsgespräche führen
will gelernt sein
Viel zu wenige Führungskräfte werden
systematisch darauf vorbereitet, Tren-
nungsgespräche zu führen: In zwei
Drittel der für die Kienbaum-Studie be-
fragten Unternehmen fehlt eine solche
Vorbereitung, nur ein Drittel macht sei-
ne Führungskräfte fit für diese Aufgabe.
Dabei liegt in einem professionell und
wertschätzend geführten Trennungsge-
spräch der Schlüssel für einen erfolgrei-
chen Trennungsprozess.
Hört man in die Unternehmen herein,
die ihre Führungskräfte nicht auf Tren-
nungsgespräche vorbereiten, herrscht
folgender Tenor vor: Wir setzen voraus,
dass eine Führungskraft solche schwie-
rigen Mitarbeitergespräche führen kann
– das ist eine Kern-Führungsaufgabe.
Aber dies ist in der Realität oft nicht der
Fall: Trennungsgespräche misslingen –
und das hat fatale Folgen: Für den betrof-
fenen Mitarbeiter bedeutet dies neben
dem Verlust des Arbeitsplatzes und der
damit verbundenen Existenzangst eine
zusätzliche emotionale Belastung so-
wie oftmals einen Gesichtsverlust, der
für viele Menschen nur sehr schwer zu
bewältigen ist. Mit der missglückten
Trennung beschäftigen sich aber auch
die verbleibenden Mitarbeiter – und
das zu Lasten ihrer Motivation und
Produktivität. „Regretted Leavers“, al-
so ungewollte Trennungen, können die
Folge sein. Auch nach außen, zum Bei-
spiel auf Kundenbeziehungen oder die
Rekrutierung von Mitarbeitern, kann
sich eine unprofessionell durchgeführte
Trennung auswirken: Gerade durch so-
ziale Netzwerke verbreiten sich negative
Botschaften schnell und häufig nahezu
unkontrolliert. Zudem können die di-
rekten Kosten der Trennung durch ein
gescheitertes Trennungsgespräch stei-
gen, weil der betroffene Mitarbeiter als
„Schmerzensgeld“ eine deutlich höhere
Abfindungssumme fordert.
Fazit: Trennungsmanagement
gewinnt an Bedeutung
Viele Unternehmen scheinen auf dem
richtigen Weg hin zu einem professio-
nellen Trennungsmanagement zu sein,
weil sie inzwischen erkannt haben,
welche Vorteile dies hat, aber vor allem
welche Nachteile aus misslingenden
Trennungen entstehen – neben höhe-
ren Kosten sind das negative Effekte auf
Stimmungslage, Motivation und Enga-
gement der Belegschaft, Imageverluste
in Bezug auf Produkte, aber auch als
Arbeitgeber, also letztlich ein negativer
Effekt auf das Business insgesamt.
Zwar nutzt inzwischen ein Großteil der
Unternehmen die Dienste von externen
Beratern und speziell New-Placement-
Beratern beim Trennungsmanagement,
viel zu häufig aber nur im Einzelfall
und oftmals zu spät: Denn die Erfah-
rung zeigt, dass New-Placement-Bera-
ter idealerweise bereits aktiv werden
sollten, bevor die jeweilige Trennung
ausgesprochen wird. So können die Un-
ternehmen schon im Vorfeld mögliche
Trennungsrisiken minimieren. Hinzu
kommt, dass New-Placement-Beratung
zunehmend nicht nur als Leistung für
den betroffenen Mitarbeiter verstanden
wird, sondern zugleich als gesamtunter-
nehmerische Maßnahme, umMotivation
und Produktivität der verbleibenden Be-
legschaft aufrechtzuerhalten.
Das bedeutet: Trennungsmanagement
in seiner gesamten Tragweite ist inzwi-
schen ein Management-Thema, das auch
außerhalb der Personalarbeit an Bedeu-
tung gewinnt. Zugleich rückt das Thema
„Trennungsmanagement“ weiter nach
oben auf der Agenda der Unternehmens-
führung: Das Management hat immer öf-
ter den Anspruch, sich mit dem Thema
professionell und transparent ausein-
anderzusetzen, um für alle Beteiligten
langfristig die beste Lösung zu finden.
Auch das Management hat erkannt: Es
lohnt sich – für beide Seiten.
GABRIELE EUCHNER
, Princi-
pal im Beratungsbereich New
Placement/Karriereberatung
bei Kienbaum, München
BERND FRICKE,
Principal im
Beratungsbereich New Place-
ment/Karriereberatung bei
Kienbaum, Frankfurt am Main
Mehr als die Hälfte der Unternehmen bietet eine New-Placement-Beratung als Teil des
Trennungspakets an und übernimmt hierfür die Kosten.
Angaben in Prozent
Abfindung und separat ausgewiesene Out-
beziehungsweise New-Placement-Beratung
Abfindung, separat ausgewiesene Out-
beziehungsweise New-Placement-Beratung
und Beratung durch einen Steuerberater
Abfindung; falls Out- beziehungsweise New-
Placement-Beratung erwünscht, wird das
Honorar von der Abfindung abgezogen
Abfindung; falls Out- beziehungsweise
New-Placement-Beratung erwünscht,
muss sie in Eigeninitiative organisiert und
von der Abfindung selbst bezahlt werden
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QUELLE: STUDIE „TRENNUNGSMANAGEMENT 4.0“, KIENBAUM 2016
TRENNUNGSPAKET
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