12/16  personalmagazin
        
        
          mationsbeschaffung sicherzustellen
        
        
          oder die konsistente Vorstellung über
        
        
          die eigene Person (Selbstkonzept)
        
        
          aufrechtzuerhalten. Hierbei fungie-
        
        
          ren manche der Personalpraktiken
        
        
          (zum Beispiel Leistungsbeurteilung
        
        
          oder Mitarbeiterbeteiligung) aus
        
        
          Mitarbeitersicht als sozioemotionale
        
        
          Ressourcen, die fundamentale
        
        
          menschliche Anliegen wie etwa das
        
        
          Selbstwertgefühl oder den Wunsch
        
        
          nach Anerkennung bedienen.
        
        
          Reichen vorgefundene Ressour-
        
        
          cen nicht (mehr) aus, beschriebene
        
        
          Grundfunktionen zu erfüllen, wer-
        
        
          den Alternativen gesucht. Erwerbstä-
        
        
          tige, die ihr Selbstwertgefühl und den
        
        
          Wunsch nach Anerkennung, ihren
        
        
          Informationsbedarf und ihr Selbst-
        
        
          konzept nicht hinreichend mithilfe
        
        
          von Ressourcen in ihrer Arbeitsum-
        
        
          gebung bedienen können, sehen hier
        
        
          keine günstigen Bedingungen für
        
        
          ihre Zukunft und erfahren so eine
        
        
          eingeschränkte Zukunftsperspekti-
        
        
          ve. Derart verminderte Aussichten
        
        
          werden wahrgenommen, bewertet
        
        
          und führen zu entsprechenden An-
        
        
          passungen von Einstellungen wie
        
        
          beispielsweise geringere Arbeits-
        
        
          zufriedenheit und Unternehmens-
        
        
          bindung. Diese Einstellungen sind
        
        
          individuelle Anpassungsleistungen,
        
        
          die Menschen bei ihrer Auseinander-
        
        
          setzung mit der Umwelt – hier der
        
        
          Arbeitsumgebung – helfen, das eige-
        
        
          ne Verhalten zu steuern.
        
        
          Was bedeuten die Ergebnisse für
        
        
          das Personalmanagement?
        
        
          Die Ergebnisse dieser Untersuchung
        
        
          tragen dazu bei, die Wirkungswei-
        
        
          se des Personalmanagements in
        
        
          den Grundmechanismen besser zu
        
        
          verstehen und – das ist neu für das
        
        
          Personalmanagement – bieten so
        
        
          Handlungsmöglichkeiten für eine
        
        
          angepasste Entwicklung und Aus-
        
        
          richtung von HR-Praktiken in Un-
        
        
          ternehmen. Unternehmen können
        
        
          die Zukunftsperspektiven ihrer Mit-
        
        
          arbeiter im Hinblick auf ihre grund-
        
        
          legende Motivation beeinflussen, sie
        
        
          gewissermaßen „jünger“ machen
        
        
          – eine Vorstellung, die gerade in
        
        
          Zeiten des demografischen Wandels
        
        
          überaus interessant und relevant
        
        
          ist. Die Zukunftsperspektive auch
        
        
          und gerade älterer Mitarbeiter sollte
        
        
          deshalb von Unternehmen ernsthaft
        
        
          berücksichtigt werden. Personalab-
        
        
          teilungen, die sich mit den Folgen
        
        
          des demografischen Wandels für die
        
        
          Zukunftsfähigkeit ihrer Belegschaft
        
        
          auseinandersetzen, sind gut bera-
        
        
          ten, wenn sie auch ältere Mitarbeiter
        
        
          eng in ihre Personalmanagement-
        
        
          systeme einbinden. Unternehmen,
        
        
          die älteren Mitarbeitern keine Wei-
        
        
          terentwicklungsmöglichkeiten, kei-
        
        
          ne Aufstiegschancen und keine leis-
        
        
          tungsabhängige Vergütung bieten,
        
        
          vermitteln, dass deren Zeit im Un-
        
        
          ternehmen abgelaufen ist. Die Folge
        
        
          ist, dass sich solche Mitarbeiter zu-
        
        
          rückziehen und im Extremfall inner-
        
        
          lich kündigen, lange bevor sie tat-
        
        
          sächlich altersbedingt ausscheiden.
        
        
          Die wahrgenommene Zukunftspers-
        
        
          pektive von Mitarbeitern stellt somit
        
        
          eine wichtige Orientierungshilfe für
        
        
          die strategische Ausrichtung von
        
        
          Personalmanagementsystemen für
        
        
          unterschiedliche Altersgruppen der
        
        
          Mitarbeiter dar.
        
        
          39
        
        
          
            DR. JÖRG KORFF
          
        
        
          ist Mit-
        
        
          arbeiter am Lehrstuhl für
        
        
          ABWL, Personalmanage-
        
        
          ment und Führung an der
        
        
          Universität Mannheim und Geschäfts-
        
        
          führer von PAM – People Analytics
        
        
          Mannheim.
        
        
          
            PROF. DR. TORSTEN
          
        
        
          
            BIEMANN
          
        
        
          ist Lehrstuhl-
        
        
          inhaber des Lehrstuhls
        
        
          für ABWL, Personal
        
        
          management und Führung an der Uni-
        
        
          versität Mannheim und Geschäftsführer
        
        
          von PAM – People Analytics Mannheim.