personalmagazin 12/2016 - page 37

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12/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
das Erleben des eigenen zeitlichen Ho-
rizonts und damit die Perspektive auf
die eigene Zukunft. Bei allen indivi-
duellen Unterschieden sehen jüngere
Menschen im Vergleich zu älteren Ver-
gleichsgruppen in der Regel keine oder
kaum zeitliche Beschränkungen in ihrer
Vorstellung über ihre eigene Zukunft.
Zeit wird als eine nahezu unbegrenzte
Ressource betrachtet, die typischerweise
vorbehaltlos investiert wird, um Neues
kennenzulernen und um verschiedene
Dinge auszuprobieren. So gewonnene
Kenntnisse und Erfahrungen sind in
der Regel hilfreich, zukünftig Aufgaben
erfolgreich zu bewältigen und die Her-
ausforderungen des Lebens zu meistern.
Mit zunehmendem Alter engt sich der
zeitliche Horizont jedoch ein und Zeit
wird in der subjektiven Erfahrung im-
mer kostbarer. Menschen bekommen
ein Gefühl für ihre eigene Vergänglich-
keit – Zeit wird nun weniger bemessen
als Zeit ab der Geburt (also das Lebens-
alter), sondern vermehrt als Zeit, die
im eigenen Leben noch zur Verfügung
steht. Vor dem Hintergrund einer sich so
wandelnden Perspektive verändern sich
die Prioritäten im Umgang mit der sich
langsam erschöpfenden Ressource: Zeit
damit zu verbringen, sich für Zukünfti-
ges vorzubereiten, verliert zusehends an
Bedeutung. Wesentlicher wird hingegen,
die Zeit mit Bedeutung zu füllen und die-
se möglichst so zu verbringen, dass das
eigene Wohlbefinden maximiert wird.
Ziele, die im eigenen Leben verfolgt wer-
den, werden überprüft und angepasst.
Soziale Kontakte zu pflegen und Zeit mit
nahestehenden Menschen zu verbringen
wird merklich wichtiger. Es lässt sich
festhalten, dass das Lebensalter das Ver-
hältnis zur eigenen Zukunftsperspekti-
ve merklich beeinflusst.
Wie sich Extremsituationen auswirken
Tatsächlich ist es aber nicht nur das Le-
bensalter, das die subjektive Zukunfts-
perspektive bestimmt. Vielmehr sind es
auch die Umstände und Gegebenheiten
im eigenen Leben, die für die Entwick-
lung der wahrgenommenen Zukunfts-
perspektive maßgeblich sind. Zurück-
liegende Forschung aus den USA hat
gezeigt, dass junge Menschen in lebens-
bedrohlichen Extremsituationen, wie
beispielsweise HIV- oder SARS-Infekti-
onen, oder in Situationen extremer Un-
gewissheit, wie etwa jene der Bewohner
von Hongkong zum Zeitpunkt der Über-
gabe der Metropole von Großbritannien
an China 1997, motivationale Prioritäten
zeigen, die denen von Greisen gleichen:
Droht die Lebenszeit akut zu enden oder
geht die eigene Perspektive verloren,
ziehen sich Menschen ins Private zu-
rück und konzentrieren sich darauf, die
ihnen noch verbleibende Zeit so ange-
nehm und sinnstiftend wie möglich zu
verbringen. Zeit zu investieren, um sich
auf zukünftige Aufgaben und Herausfor-
derungen vorzubereiten – ein typisches
Muster motivationaler Prioritäten bei
jungen und gesunden Menschen mit ei-
ner uneingeschränkten Zeitperspektive
– verliert merklich an Bedeutung.
Wie HR die Perspektive beeinflusst
Für die Arbeitswelt von größerer Bedeu-
tung sind aber erste substanzielle Hin-
weise zurückliegender Untersuchungen
darauf, dass sich verschiedene Arbeits-
eigenschaften wie Aufgabenschwie-
rigkeit oder Entscheidungsfreiheit im
Arbeitsablauf positiv auf die wahrge-
nommene Zukunftsperspektive auswir-
ken, die wiederum auf verschiedene
Faktoren der Arbeitsmotivation und
-leistungen einwirken.
Um diese Zusammenhänge und etwai-
ge Implikationen für das Personalma-
nagement besser zu verstehen, haben
wir in einer Studie 913 Mitarbeiter un-
terschiedlicher Hierarchieebenen im
Alter zwischen 19 und 64 Jahren in 76
Geschäftseinheiten von 15 Unterneh-
men verschiedener Branchen befragt.
Neben der Zukunftsperspektive und di-
versen Arbeitseinstellungen der Mitar-
beiter standen hierbei insbesondere die
Aktivitäten des Personalmanagements
der Unternehmen (Aus- und Weiter-
bildung, Personalauswahl, Entgelt,
Beförderungsmöglichkeiten, Mitarbei-
terbeurteilung, variable Vergütung,
Arbeitsplatzsicherheit, Mitarbeiterbetei-
ligung, Arbeitszeitflexibilität, Beschwer-
dewesen und Informationspolitik) im
Mittelpunkt (siehe Grafik „Untersuchte
© KALLE KOLODZIEJ / ADOBE STOCK
Sprudeln bei der
HR-Arbeit gute Ideen,
kann dies verjüngend
auf die Mitarbeiter
wirken.
Je mehr und je stärker
Unternehmen geeig-
nete HR-Instrumente
einsetzen, desto positi-
ver entwickelt sich die
Zukunftsperspektive
ihrer Mitarbeiter.
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