11/16  personalmagazin
        
        
          33
        
        
          
            DR. JENS KNESE
          
        
        
          lehrt
        
        
          an der FHDW Paderborn/
        
        
          Bielefeld und ist Ge-
        
        
          schäftsführer der Knese
        
        
          Consulting in Hannover.
        
        
          erhöhen, haben sich viele Methoden
        
        
          und Instrumente etabliert. Die be-
        
        
          kanntesten sind vielleicht Kanban
        
        
          und Scrum. Ziel der Methoden ist es,
        
        
          sich selbst organisierenden interdiszi-
        
        
          plinären Teams in volatilen und kom-
        
        
          plexen Märkten ein Handwerkszeug
        
        
          zu geben, das im iterativen Prozess
        
        
          schnelle Ergebnisse mit Kundennut-
        
        
          zen erbringt. Methoden und Werkzeu-
        
        
          ge, die Agilität fördern, kommen in
        
        
          der Vergleichsgruppe deutlich häufi-
        
        
          ger zum Einsatz als in der Gruppe der
        
        
          Unternehmen mit fehlender Agilität.
        
        
          So setzen 32 Prozent der agilen Un-
        
        
          ternehmen die Scrum-Methode häufig
        
        
          oder sehr häufig ein. In der Gruppe
        
        
          der Unternehmen mit mangelnder
        
        
          Agilität jedoch nur zehn Prozent. Der
        
        
          Befund lässt jedoch auch erkennen,
        
        
          dass auch in der Gruppe der agilen
        
        
          Unternehmen noch Raum zur Stei-
        
        
          gerung der Agilität ist. Die Grafik
        
        
          „Einflussfaktoren für mehr Agilität“
        
        
          fasst die signifikanten Differenzen
        
        
          zwischen der Gruppe der Unterneh-
        
        
          men mit hoher und der mit geringer
        
        
          Agilität zusammen.
        
        
          Kulturwandel erfordert
        
        
          Unsere Untersuchung hat gezeigt,
        
        
          dass das Branchen- und Marktumfeld
        
        
          für viele Unternehmen bereits heute
        
        
          durch eine hohe Dynamik und sich
        
        
          stetig verändernde Wettbewerbsbe-
        
        
          dingungen geprägt ist. Unternehmen
        
        
          benötigen zur Bewältigung der Her-
        
        
          ausforderungen Agilität und wollen
        
        
          diese auch bewusst erlangen. Unsere
        
        
          Untersuchung zeigt zudem, dass Un-
        
        
          ternehmen, die neben der etablierten
        
        
          Organisation, die für die reibungslo-
        
        
          se und verlässliche Abwicklung des
        
        
          Tagesgeschäfts (erstes Betriebssys-
        
        
          tem) sorgt, ein zweites, paralleles
        
        
          System (zweites Betriebssystem)
        
        
          aufbauen, eine notwendige oder
        
        
          zumindest eine erhöhte Agilität er-
        
        
          zeugen können. Das zweite Betriebs-
        
        
          system ist von crossfunktionalen
        
        
          Teamstrukturen geprägt, die geringe
        
        
          hierarchische Strukturen aufweisen
        
        
          und in denen zum Teil die Teamleiter
        
        
          direkt vom Team bestimmt werden.
        
        
          Agile Managementmethoden, wie
        
        
          der Einsatz von Scrum, verbessern
        
        
          zudem die Agilität. Eine Kultur des
        
        
          Ausprobierens und der Fehlertole-
        
        
          ranz sind das notwendige kulturelle
        
        
          Fundament für zusätzliche Agilität.
        
        
          Unternehmen, die über kein zweites
        
        
          Betriebssystem verfügen, erlangen
        
        
          die notwendige und gewünschte Agi-
        
        
          lität, obwohl sie diese anstreben, ten-
        
        
          denziell nicht.
        
        
          Bedenkt man, dass große digitale
        
        
          Transformationsbewegungen in vie-
        
        
          len Industrien und Branchen erst
        
        
          am Anfang stehen, so können wir als
        
        
          Empfehlung nur die Gestaltung von
        
        
          dualen Betriebssystemen ausspre-
        
        
          chen. Diese sollten sich derart gestal-
        
        
          ten, dass, je nach Intensität undDauer
        
        
          der jeweiligen Transformationswelle,
        
        
          Humanressourcen vorrangig im er-
        
        
          sten oder im zweiten Betriebssystem
        
        
          zum Einsatz kommen. Es muss somit
        
        
          ein dynamisches Wechselspiel zwi-
        
        
          schen den Systemen geben. Die He-
        
        
          rausforderungen für HR, hierfür die
        
        
          organisatorischen, prozessualen und
        
        
          kulturellen Rahmenbedingungen zu
        
        
          schaffen, sind enorm.
        
        
          Im zweiten Teil unserer Untersu-
        
        
          chung werden die Mitarbeiter zu Wort
        
        
          kommen. Während wir uns im ersten
        
        
          Teil explizit an das Management ge-
        
        
          wandt haben, wollen wir dann die
        
        
          Sicht der Mitarbeiter in den Vorder-
        
        
          grund stellen. Wir wollen feststellen,
        
        
          ob die Mitarbeiter die Einschätzung
        
        
          des Managements hinsichtlich der
        
        
          Agilität des Unternehmens teilen,
        
        
          oder ob es hier signifikant konträre
        
        
          Einschätzungen gibt.