11/16  personalmagazin
        
        
          Eine dieser ganz basalen Vo-
        
        
          raussetzungen ist die Validität und
        
        
          Qualität der Daten.  In der Zusam-
        
        
          menarbeit mit Vergütungsberatern
        
        
          ist es in der Regel die Personalab-
        
        
          teilung eines Unternehmens, die
        
        
          Daten an den Dienstleister liefert.
        
        
          Bei Portalen sind es hingegen die
        
        
          Arbeitnehmer selbst, die ihre Daten
        
        
          eingeben. Damit einher geht ein la-
        
        
          tentes Risiko. Es gibt keine hinrei-
        
        
          chende Sicherheit, dass die Daten
        
        
          korrekt sind. Die Portale geben zum
        
        
          Teil zwar an, dass sie ihre Daten auf
        
        
          Plausibilität prüfen. Bewusst falsche
        
        
          Angaben, grobe Schnitzer werden so
        
        
          sicher identifiziert und lassen sich
        
        
          so auch eliminieren. Das Unschär-
        
        
          fe- und damit Qualitätsrisiko, das in
        
        
          dem persönlichen Bias und der sehr
        
        
          einfachen, pragmatischen Datener-
        
        
          fassung liegt, dürfte sich jedoch in
        
        
          den Datensätzen materialisieren. Zu-
        
        
          dem werden die Daten nicht zu be-
        
        
          stimmten Stichtagen erhoben. Dies
        
        
          erschwert Nutzung und Vergleiche.
        
        
          Die „Top-Job“-Informationen, bei-
        
        
          spielsweise bei 
        
        
        
          finden sich derzeit zu den Berufen
        
        
          Bürokaufmann, Industriekaufmann
        
        
          oder Verkäufer. Für die entsprechende
        
        
          Berufsgruppe sind diese Daten offen-
        
        
          sichtlich interessant und relevant,
        
        
          entsprechend häufig werden diese
        
        
          Berufe abgefragt. Unternehmen da-
        
        
          gegen interessieren sich in Zeiten, in
        
        
          denen allerorten nach „Digital Talent“
        
        
          gefahndet wird und erfolgskritische
        
        
          Stellen zumindest lange, manchmal
        
        
          sogar auf Dauer, vakant bleiben,
        
        
          aber mehr für die Vergütung und die
        
        
          Trends in der Vergütung der tatsäch-
        
        
          lichen „Hot Jobs“.
        
        
          Keine Basis für Entscheidungen
        
        
          Soweit wir es beurteilen können,
        
        
          fehlt bei den aktuellen Portalen ein
        
        
          durchgängiger, konsistenter Bewer-
        
        
          tungsansatz für die Ermittlung der
        
        
          Vergütung. Basis für die Gehaltswer-
        
        
          tungen sind teilweise ausschließlich
        
        
          Jobbezeichnungen und die Angaben
        
        
          zur Person. In der Praxis variieren
        
        
          Tätigkeiten und Verantwortlichkei-
        
        
          ten innerhalb einer Jobbezeichnung
        
        
          jedoch sehr. So ist der Umfang, der
        
        
          Wert einer Position in der Regel von
        
        
          Organisationsstrukturen, tatsäch-
        
        
          lichen personellen und budgetären
        
        
          Verantwortlichkeiten
        
        
          abhängig.
        
        
          Nicht ohne Grund arbeiten Anbie-
        
        
          ter von Vergütungsbenchmarks mit
        
        
          recht granularen Gehaltsbestandtei-
        
        
          len. Es interessiert Unternehmen,
        
        
          wie das komplette Gehaltspaket, das
        
        
          „Total–Reward-Paket“, strukturiert
        
        
          ist und welche Werte je Element
        
        
          (Fix- und variables Gehalt, Bonus,
        
        
          langfristige Anreizsysteme, Neben-
        
        
          leistungen et cetera) je Job im Markt
        
        
          üblich sind.
        
        
          Im Unternehmen werden wesent-
        
        
          liche, ökonomisch relevanteEntschei-
        
        
          dungen mithilfe von Gehaltsdaten
        
        
          und Benchmarks getroffen – nicht
        
        
          nur für die einzelnen Mitarbeiter,
        
        
          sondern das ganze Unternehmen.
        
        
          Hierfür bedarf es einiger qualitätssi-
        
        
          chernder Vorgehensweisen, Metho-
        
        
          den und Voraussetzungen. Ein Mehr
        
        
          an Information, die Kumulation von
        
        
          Daten und die Transparenz hierüber
        
        
          sind kein Ersatz für eine methodisch
        
        
          belastbare Analyse – und schon gar
        
        
          keine Grundlage für weitreichende
        
        
          Entscheidungen.
        
        
          
            DIETER KERN
          
        
        
          ist Partner
        
        
          bei der Unternehmensbe-
        
        
          ratung Mercer.
        
        
          
            MARKO BUCHHEIM
          
        
        
          ist
        
        
          Consultant bei Mercer.
        
        
          
            STEPHAN PIERONCZYK
          
        
        
          ist Principal bei Mercer.
        
        
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