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            TITEL
          
        
        
          _GEHALTSTRANSPARENZ
        
        
          personalmagazin  11/16
        
        
          D
        
        
          er Kölner Mediapark, lange
        
        
          als städtebauliches Prestige-
        
        
          projekt gerühmt, bietet auf
        
        
          174.000 Quadratmetern Platz
        
        
          für derzeit beinahe 300 Firmen und
        
        
          Freiberufliche aus der kreativen Medi-
        
        
          en– und Technologiewirtschaft. Eine der
        
        
          dort ansässigen Firmen ist das Kölner
        
        
          Tech-Start-up Giant Swarm GmbH, wel-
        
        
          ches Entwicklern eine containerbasierte
        
        
          Infrastruktur für moderne Software-Ent-
        
        
          wicklung zur Verfügung stellt. Seit der
        
        
          Gründung 2014 setzt das inzwischen
        
        
          aus elf Mitarbeitern bestehende Jung-
        
        
          unternehmen auf Transparenz – bei
        
        
          der Mitarbeitereinstellung, der Organi-
        
        
          sation, bei der Unternehmensführung
        
        
          und auch bei den Gehältern. „So viel
        
        
          Transparenz wie möglich ist eine gute
        
        
          Sache,“ ist Firmengründer Oliver Thyl-
        
        
          mann überzeugt. Schon in seinen frühe-
        
        
          ren Firmen war das Thema Transparenz
        
        
          in allen Abläufen für ihn ein wichtiges
        
        
          Thema, erklärt er, und so war für ihn und
        
        
          die Giant-Swarm-Mitgründer Timo Der-
        
        
          stappen und Henning Lange der nächste
        
        
          logische Schritt, Gehaltstransparenz im
        
        
          Start-up umzusetzen.
        
        
          Thylmann: „In modernen Firmen sol-
        
        
          len die Entscheidungen möglichst direkt
        
        
          von den Mitarbeitern getroffen werden.
        
        
          Sie arbeiten konkret an den Themen, ha-
        
        
          ben durch den direkten Kundenkontakt
        
        
          schon sehr viele entscheidungsrelevante
        
        
          Informationen und sollten, um die be-
        
        
          sten Entscheidungen treffen zu können,
        
        
          letztendlich alle Informationen haben.
        
        
          Im Umkehrschluss stellt man sich al-
        
        
          Von
        
        
          
            Katharina Schmitt
          
        
        
          (Red.)
        
        
          so automatisch die Frage, aus welchen
        
        
          Gründen ausgerechnet das Gehalt im Be-
        
        
          trieb nicht transparent sein sollte.“
        
        
          Der Gedanke scheint konsequent und
        
        
          bestätigt die Unternehmensphilosophie:
        
        
          Auch bei Recruiting, Bewerberauswahl
        
        
          und Einstellungsverfahren neuer Mitar-
        
        
          beiter ist das Gesamtteam einbezogen.
        
        
          Die finale Entscheidung, ob einem Be-
        
        
          werber ein Angebot unterbreitet werden
        
        
          soll, trifft die Belegschaft gemeinsam.
        
        
          Auch hier, so erklärt Anna Löw, Head of
        
        
          People Operations, helfe es bei der Ent-
        
        
          scheidungsfindung, wenn die Kollegen
        
        
          eben auch das zukünftige Gehalt des Be-
        
        
          werbers kennen, beziehungsweise darü-
        
        
          ber mitbestimmen können.
        
        
          Auch die Bewerber kennen übrigens
        
        
          die Gehaltssituation im Unternehmen:
        
        
          Sie bekommen beim Bewerbungsge-
        
        
          spräch offengelegt, welche Position bei
        
        
          Giant Swarm welchen Verdienst hat –
        
        
          nur die zu den Positionen gehörenden
        
        
          Namen sehen sie nicht. Dadurch entste-
        
        
          he eine ganz andere Verhandlungssitua-
        
        
          tion, meint Löw: „Die Bewerber müssen
        
        
          nicht mehr um ihr Gehalt pokern, son-
        
        
          dern können offen und fundiert bewer-
        
        
          ten, wo sie imVerhältnis zu den anderen
        
        
          Mitarbeitern stehen.“
        
        
          Wie funktioniert das Modell?
        
        
          Das Gehaltssystem bei Giant Swarm ist
        
        
          an das Vergütungsmodell des Social-
        
        
          Media-Unternehmens „Buffer“, einem
        
        
          Unternehmen aus dem Silicon Valley,
        
        
          angelehnt. Neben der grundsätzlichen
        
        
          Transparenz (alle sehen alles) wird auch
        
        
          die Höhe des Gehalts gemeinschaftlich
        
        
          anhand einer Formel festgelegt. Diese
        
        
          besteht aus mehreren Komponenten.
        
        
          Das Gehalt besteht zunächst aus einer
        
        
          Basiskomponente, die auf die jeweilige
        
        
          Tätigkeit und Funktion bezogen ist. Hin-
        
        
          zu kommen Faktoren für Erfahrung und
        
        
          Verantwortung, die sich jeweils in ver-
        
        
          schiedene Unterfaktoren aufgliedern.
        
        
          Da Giant Swarm international arbeitet
        
        
          und die Mitarbeiter über mehrere Län-
        
        
          der verteilt sind, wurde zusätzlich ein
        
        
          „Location“-Faktor in die Formel aufge-
        
        
          nommen, um den unterschiedlichen
        
        
          Lebenshaltungskosten und den Steuer-
        
        
          beziehungsweise Sozialversicherungs-
        
        
          systemen der verschiedenen Länder
        
        
          gerecht zu werden. Und auch einen
        
        
          Familienzuschuss gibt es – in Form
        
        
          eines kleinen Bonus für im eigenen
        
        
          Haushalt betreute Kinder. „Das wollen
        
        
          wir wertschätzen, ohne allerdings ein
        
        
          bestimmtes Lebensmodell zu bevorzu-
        
        
          gen,“ betont Thylmann. Die Berechnung
        
        
          der Anteile für das Mitarbeiteroptions-
        
        
          programm funktioniert analog.
        
        
          Lasst uns über Geld sprechen
        
        
          
            PRAXISBEISPIEL.
          
        
        
          Im Start-up Giant Swarm sind nicht nur die Gehälter transparent,
        
        
          auch die Vergütung der Neueinstellungen wird vom Team gemeinsam festgelegt.
        
        
          
            VIDEO
          
        
        
          Ein Video-Interview mit Anna Löw, Head
        
        
          of People Operation bei Giant Swarm,
        
        
          finden Sie in unserer App.
        
        
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