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            SZENE
          
        
        
          _MITARBEITERBEURTEILUNG
        
        
          11/16  personalmagazin
        
        
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          D
        
        
          ie Zauberformel von Jörg
        
        
          Knoblauch, dem „Personalex-
        
        
          perten für den Mittelstand“,
        
        
          lautet: 80 : 20 : 0. Die Zahlen
        
        
          stehen für die Prozentwerte der A-, B-,
        
        
          und C-Mitarbeiter. A zieht den Karren, B
        
        
          läuft nebenher und C sitzt auf dem Wa-
        
        
          gen – so beschreibt Knobloch die Mitar-
        
        
          beiter eines Unternehmens. „Wenn alle
        
        
          Führungskräfte konsequent genug wä-
        
        
          ren und C-Mitarbeiter gar nicht erst ein-
        
        
          stellten oder sie wenigstens nach ihrer
        
        
          Enttarnung an die Luft setzten, dann gä-
        
        
          be es auch entschieden weniger betriebs-
        
        
          wirtschaftliche Probleme“, schreibt er in
        
        
          seinem Buch „Die Personalfalle“.
        
        
          Tabelle mit Schulnoten
        
        
          Dafür hat Knoblauch eine Tabelle entwi-
        
        
          ckelt, in der es die Schulnoten eins bis fünf
        
        
          gibt, denen jeweils verschiedene Aussagen
        
        
          zugeordnet sind. Bei Arbeitsqualität heißt
        
        
          es etwa: „Durchschnittlich sorgfältig, mal
        
        
          gut, mal schlecht“ (Note 3) und „Oberfläch-
        
        
          lich, gelegentlich flüchtig und fehlerhaft“
        
        
          (Note 4). Das klingt schwammig und ist
        
        
          schwer voneinander abzugrenzen. Macht
        
        
          nichts, sagt Knoblauch. „Dann kreuzen
        
        
          Sie eben Note 3 und 4 an, bei 14 Kriterien
        
        
          macht das keinen Unterschied.“ Man kön-
        
        
          ne die Einteilung mit der Tabelle machen
        
        
          oder über den Daumen. „Dazu braucht
        
        
          man keine große Kenntnis, das können
        
        
          selbst Kinder“, betont er. Man erkenne
        
        
          doch sofort, ob ein Mitarbeiter mitreißend
        
        
          ist und sich für die Ziele des Unterneh-
        
        
          mens einsetzt, behauptet der Geschäfts-
        
        
          führer der Tempus-Unternehmensgruppe.
        
        
          Von
        
        
          
            Bärbel Schwertfeger
          
        
        
          Doch wie kommt Knoblauch auf die
        
        
          Noten und Beschreibungen? Und darauf,
        
        
          dass ein A-Mitarbeiter die Durchschnitts-
        
        
          note 1,00 bis 1,99 braucht? „Es sei durch-
        
        
          aus der Charme des Ganzen, dass es
        
        
          keine wissenschaftlich fundierten The-
        
        
          orien sind, sondern praktische Anwen-
        
        
          dungen“, schreibt sein Pressesprecher
        
        
          mit entwaffnender Ehrlichkeit. Knob-
        
        
          lauch beruft sich dagegen auf „die em-
        
        
          pirische Forschung“ von Gallup: „Es gibt
        
        
          auch Statistiken anderer Anbieter, die
        
        
          sich aber von Gallup kaum unterschei-
        
        
          den.“ Doch das ist falsch. Denn während
        
        
          der Anteil der motivierten Mitarbeiter
        
        
          bei Gallup stets nur gering ist, kommen
        
        
          andere Institute zu völlig anderen Er-
        
        
          gebnissen. „Dann nehmen Sie, was sie
        
        
          für richtig halten“, sagt Professor Knob-
        
        
          lauch, der von der Hochschule Nürtingen
        
        
          zum Honorarprofessor ernannt wurde,
        
        
          aber dort längst nicht mehr unterrichtet.
        
        
          Knoblauch ist zudem Gründer der Fir-
        
        
          ma Persolog, die den von „Top-Wissen-
        
        
          schaftlern in den USA“ entwickelten
        
        
          Persönlichkeitstest Persolog anbietet.
        
        
          Das Diagnostik- und Testkuratorium hat
        
        
          den Test auf seine wissenschaftlichen
        
        
          Grundlagen und seine Validität über-
        
        
          prüft und kommt zu dem Schluss, dass
        
        
          Persolog auf „einem Modell basiere, das
        
        
          heute eher von wissenschaftshistori-
        
        
          scher Bedeutung sei“. Die in dem Test
        
        
          festgestellten Typen beziehungsweise
        
        
          deren Messung seien empirisch nicht
        
        
          abgesichert. Der Test werde daher weder
        
        
          zur Personalauswahl noch zu Entwick-
        
        
          lungszwecken empfohlen. „Das kann
        
        
          man alles so sehen“, sagt Knoblauch.
        
        
          Den Nerv der Zeit getroffen?
        
        
          Aber ist es nicht ethisch bedenklich, ei-
        
        
          nen Bewerber mit einem fragwürdigen
        
        
          Test auszuwählen oder sogar abzuleh-
        
        
          nen? „Dann wird es vielleicht woanders
        
        
          was, das ist doch eine Chance für den
        
        
          Bewerber“, sagt der überzeugte Christ,
        
        
          an dem jede Kritik abperlt wie ein Was-
        
        
          sertropfen auf einem Wachstuch.
        
        
          Keine Probleme hat Knoblauch auch
        
        
          damit, bei Veranstaltungen von umstrit-
        
        
          tenen Motivationstrainern wie Jürgen
        
        
          Höller und Bodo Schäfer aufzutreten.
        
        
          Doch Knoblauch will noch höher hinaus.
        
        
          Im November will er zusammen mit Xing
        
        
          den ersten „Zukunfts-Kongress Personal
        
        
          für den Mittelstand“ durchführen.
        
        
          Zweifelhafte Methoden
        
        
          
            EINBLICK.
          
        
        
          In seinem Buch stellt Jörg Knoblauch eine „kinderleichte“ Methode zur
        
        
          Mitarbeiterbeurteilung vor. Unsere Autorin hat diese unter die Lupe genommen.
        
        
          
            BÄRBEL SCHWERTFEGER
          
        
        
          arbeitet als freie
        
        
          Journalistin in München.
        
        
          Jörg Knoblauch und eine Assistentin ver-
        
        
          schenken Bücher auf der Personal Süd 2016.
        
        
          © MARTIN PICHLER