der Ruf nach mehr Gehaltstransparenz wird lauter, und es gibt dafür
        
        
          zwei Auslöser. Auf der einen Seite die New-Work-Bewegung, die Ideen
        
        
          wie Selbstbestimmung, Netzwerkorganisation und auch Gehaltstrans-
        
        
          parenz nach vorne bringen möchte; auf der anderen Seite Bundesfami-
        
        
          lienministerin Manuela Schwesig, die mit ihrem Gesetzesvorhaben zur
        
        
          Lohngleichheit den Gender Pay Gap beseitigen will.
        
        
          Vergleichbare Tätigkeiten
        
        
          sollen gleich bezahlt werden.
        
        
          Dieser Grundsatz ist fair und
        
        
          liegt auch jedem Tarifvertrag
        
        
          zugrunde. Wenn Mitarbeiter
        
        
          erfahren, dass sie für dieselbe
        
        
          Tätigkeit schlechter bezahlt
        
        
          werden als ihre Kollegen, ist
        
        
          das eine der größten Quellen
        
        
          für Demotivation. Das wissen
        
        
          wir aus der Forschung. Doch
        
        
          Ungleichheit ist nicht die
        
        
          einzige Ursache von Demoti-
        
        
          vation. Dazu trägt auch die Verletzung des Leistungsprinzips bei: Leis
        
        
          tungsstärkere wollen besser bezahlt werden als Leistungsschwächere,
        
        
          sonst sinkt das Engagement. In Gehaltsunterschieden drücken sich
        
        
          Diskriminierungen aus, aber auch Leistungsdifferenzierungen, Jobwech-
        
        
          sel oder rechtlich garantierte Besitzstände. Das macht die Umsetzung
        
        
          des Gesetzes zur Lohngleichheit kompliziert.
        
        
          Die HR-Bereiche von Betrieben mit über 200 Mitarbeitern müssen
        
        
          sich jetzt darauf vorbereiten, dass Frauen, aber auch Männer verstärkt
        
        
          Einblick in die Gehaltsstrukturen verlangen. Die Clusterung von Jobs
        
        
          und Gehältern erzeugt vielfach erhebliche Aufwände, die mit den vorhan-
        
        
          denen Tools gut zu bewältigen sind. Schwieriger aber wird die Aufgabe,
        
        
          den Mitarbeitern Gehaltsunterschiede, die nicht auf Diskriminierung be-
        
        
          ruhen, zu erläutern. Wer allerdings diese Mühe scheut, wird eine Welle
        
        
          der Unzufriedenheit und Demotivation auslösen.
        
        
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            EDITORIAL
          
        
        
          11/16  personalmagazin
        
        
          Liebe Leserinnen und Leser,
        
        
          „Gehälter
        
        
          transparent
        
        
          zu machen,
        
        
          klingt zwar
        
        
          fair, kann
        
        
          aber auch eine Demotiva-
        
        
          tionswelle auslösen.“
        
        
          Reiner Straub, Herausgeber