Personalmagazin 11/2016 - page 23

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ehr Gehalt: Das ist laut un-
serer Mercer-Studie „Global
Talent Trends“ 2016 neben
demWunsch nach besseren
Entwicklungsmöglichkeiten die Top-Prio-
rität von Arbeitnehmern sowohl weltweit
als auch in Deutschland. Während Vergü-
tungsberater und -experten im Unterneh-
men mit ausgeklügelten Total Rewards
oder mit differenzierten, segmentierten
bis hin zu individualisierten Vergütungs-
paketen operieren, ist die Maxime für
Von
Dieter Kern, Stephan Pieronczyk
und
Marko Buchheim
viele Beschäftigte deutlich griffiger und
handfester: „Mehr Geld ist besser. Und
noch mehr Geld ist noch besser!“ In den
engen Talentmärkten können sie diese
Maxime auch zunehmend durchsetzen.
Doch unserer Studie zufolge ist im-
merhin ein Drittel der deutschen Ar-
beitnehmer noch unzufrieden mit der
Transparenz beim Thema „Vergütung“
in ihrem Unternehmen. Bis auf Weiteres
sind es nur wenige und in der Regel
sehr kleine Unternehmen oder Agen-
turen wie Elbdudler, die ihre Gehälter
samt und sonders offenlegen oder sogar
demokratisch verhandeln. In Zeiten,
in denen Organisationen mit neuen,
etwa demokratischen, Organisations-
formen experimentieren und anders
neue Arbeitnehmergenerationen mit
veränderten Erwartungen in die Un-
ternehmen einsteigen, erhalten solche
Ansätze wenigstens Aufmerksamkeit,
manchmal Beachtung – selten dagegen
Nachahmung. Bei aller echten oder auch
nur temporären Sympathie sind diese
Transparenzpraxen unserer Erfahrung
nach bislang nur Ausnahmen.
Gehaltsportale – was ist dran und drin?
Bei der Orientierung in Gehaltsfragen
halfen Arbeitnehmern in der Vergan-
genheit die eine oder andere Veröf-
fentlichung, ein gutes Netzwerk oder
der versehentlich im Drucker liegen
gelassene Gehaltszettel des Kollegen
mit mehr oder weniger belastbarer und
episodischer Evidenz. Heute versuchen
Gehaltsportale Transparenz herzustel-
len und die offenbar stets relevante Sor-
ge vieler Arbeitnehmer und Bewerber zu
adressieren, ob sie denn auch genug ver-
dienen und sich nicht unter Wert verkau-
fen. Diese Portale sind in den vergange-
nen Jahren zunächst in den USA und nun
auch hierzulande – häufig im Umfeld von
Jobbörsen – vermehrt entstanden.
Hier vermuten die Anbieter Interesse
und einen Markt: Denn Transparenzfor-
derungen gibt es ja allenthalben. Wer
etwas gegen Transparenz einwendet,
gilt leicht als Mauscheleibefürworter
und Gestriger. Schon 2012 konstatierte
der Philosoph Byung-Chul Han die
Transparenzgesellschaft: „Kaum ein
anderes Schlagwort beherrscht heute
Ein flüchtiger Blick in die Karten
ÜBERBLICK.
Gehaltsportale versprechen Transparenz darüber, was auf dem Markt für
verschiedene Tätigkeiten gezahlt wird. Doch halten sie dieses Versprechen auch?
Nutzer von Gehalts­
portalen schauen
Arbeitgebern in die
Karten – zumindest
ein bisschen.
© NIKOLAI SOROKIN / THINKSTOCKPHOTOS.DE
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