personalmagazin 04/2016 - page 20

20
personalmagazin 04/16
TITEL
_START-UPS
U
mneue Geschäftsmodelle und
Innovationen zu finden sowie
neue Arten von Organisation,
Unternehmenskultur und
Prozessen kennenzulernen, kooperieren
immer mehr etablierte Unternehmen
mit jungen Start-ups („Corporate-Start-
up Partnerships“) in sogenannten Inku-
batoren- und Accelerator-Programmen
oder anderen Formen der Zusammen-
arbeit.
Wir haben im Rahmen einer Studie
erstmals untersucht, welche Unterneh-
men hier besonders aktiv sind und in
welchen konkreten Ausgestaltungs-
formen eine Zusammenarbeit organisiert
wird. Darüber hinaus haben wir Chancen
und Herausforderungen für beide Seiten
anhand von explorativen Interviews
identifiziert und daraus konkrete Hand-
lungsempfehlungen abgeleitet.
Die Idee hinter Corporate-Start-up
Partnerships
Viele junge Unternehmer, die ein Start-
up gründen möchten, haben eine inno-
vative Idee, doch den meisten von ihnen
fehlt es an Kapital, Infrastruktur oder
dem dazugehörigen rechtlichen und
wirtschaftlichen Know-how. Genau die-
sen Bedarf wollen etablierte Unterneh-
men (Corporates) decken und gleichzei-
tig selbst von Ideen und Gründergeist
der Start-ups profitieren. Um die Grün-
dung oder Skalierung eines Start-ups zu
erleichtern, haben große Konzerne und
ambitionierte Mittelständler seit einiger
Von
Julian Kawohl, Olesja Rack
und
Lukas Strniste
Zeit hierfür sogenannte Inkubatoren
(„Brutkästen“) und Acceleratoren („Be-
schleuniger“) kreiert.
Status quo von Corporate-Start-up
Partnerships in Deutschland
Insgesamt haben sich imdeutschenMarkt
bereits über 25 Unternehmen mit Inku-
batoren oder Acceleratoren positioniert.
2015 sind allein fünf neue Inkubatoren
und Acceleratoren neu gestartet worden.
Ein Drittel der Dax-Unternehmen betreibt
bereits solche Programme. Daneben sind
weitere zehn deutsche Unternehmen in
Corporate-Start-up Partnerships aktiv
sowie einige internationale Player mit
Corporate-Start-up Partnerships auf dem
deutschen Markt. Eine genaue Übersicht,
welche Unternehmen welche Programme
ins Leben gerufen haben, sehen Sie in
den Tabellen auf Seite 20.
Beispiele für erfolgreiche
Corporate-Start-up Partnerships
Ein Beispiel für einen erfolgreichen In-
kubator ist der „Hub-Raum“ der Tele-
kom. „Hub-Raum“ wurde im Jahr 2012
gegründet. Die Initiative richtet sich an
externe Gründer, die ihre Start-up-Idee
verwirklichen wollen. Die Gründer stel-
len in der Ideen- oder Prototypenphase
ihre Geschäfts- und Produktmodelle vor;
bewertet die Telekom diese als erfolgver-
sprechend und für das eigene Geschäfts-
modell relevant, unterstützt sie die Grün-
der beim Markteintritt und danach. Über
das Startkapital hinaus, das ihnen die
Telekom zur Verfügung stellt, können
die Gründer auf das Know-how des Hub-
Raum-Teams und weiterer Mentoren und
Experten zurückgreifen. Sie erhalten ei-
nen Arbeitsplatz mit passender Ausstat-
tung auf einem der beiden Hub-Raum-
Campus in Berlin oder Krakau. Derzeit
arbeiten laut Auskunft der Telekom zwölf
Start-ups in Berlin, sieben in Krakau und
eines in Tel Aviv. Zwei Start-ups haben
bislang nach der Förderung eine externe
Anschlussfinanzierung erhalten.
Chancen für Corporates
An diesem Beispiel wird bereits deut-
lich: Ein wesentlicher Vorteil von Corpo-
rate-Start-up Partnerships besteht in der
Verknüpfung der unternehmerischen
Dynamik von Start-ups mit den Res-
sourcen von Corporates. Corporates pro-
fitieren von einer solchen Partnerschaft,
indem sie die Ideen und Herangehens-
weisen der Start-ups aufgreifen, so ihre
eigenen Innovationsprozesse schneller
und zielgerichteter machen und agiler
auf Wettbewerbsdruck und Markverän-
derungen reagieren können.
In vielen Fällen können die neuen Pro-
dukte, Dienstleistungen oder Geschäfts-
felder, die imStart-up entwickelt werden,
eineMarkt- oder Unternehmenslücke der
Corporates schließen. Konkret lässt sich
durch die Innovationskraft der Start-ups
zum Beispiel die Kompetenz der Corpo-
rate eigenen F&E-Abteilung ergänzen,
die so früh auf innovative Technologien
zugreifen und Zukunftsmärkte erschlie-
ßen kann. BMW fährt mit seiner „Start-
up Garage“ beispielsweise genau diesen
Ansatz bei technischen Innovationen:
Entwicklungsingenieure von BMW wer-
den mit Start-ups zusammengebracht,
um gemeinsam konkrete Prototypen
Chancen für beide Seiten
STUDIE.
Wissenschaftler der HTW Berlin haben analysiert, wie etablierte Unterneh-
men mit Start-ups zusammenarbeiten und wie beide Seiten davon profitieren.
1...,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19 21,22,23,24,25,26,27,28,29,30,...92
Powered by FlippingBook