personalmagazin 04/2016 - page 16

personalmagazin 04/16
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TITEL
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START-UPS
D
ie deutsche Start-up-Szene flo-
riert, die Investitionen in deut-
sche Jungunternehmen liegen
auf Rekordhöhe. Einer Analyse
von Ernst & Young zufolge flossen im ver-
gangenen Jahr knapp 3,1 Milliarden Euro
in deutsche Start-ups. Zwei Drittel davon
wurden, so die Studie, allein in Berliner
Jungunternehmen investiert. Damit liegt
die Hauptstadt auch europaweit an der
Spitze – noch vor Städten wie London,
Stockholm und Paris. Auch Hamburg und
München spielen in der europäischen Li-
ga ganz vorne mit, sie liegen auf den Plät-
zen fünf und sechs.
Schubkraft für Arbeitsplätze
Der Bundesverband Deutsche Startups
e.V. (BVDS) geht von insgesamt circa
6.000 Start-ups in Deutschland aus. Was
ein Start-up ausmacht, definiert der Ver-
band dabei anhand der folgenden drei
Merkmale: Start-ups sind jünger als zehn
Jahre, sie sind mit ihrer Technologie und/
oder ihremGeschäftsmodell hoch innova-
tiv und sie haben ein signifikantes Mitar-
beiter- oder Umsatzwachstum. Damit ha-
ben sie auch eine wichtige Funktion als
Jobmotoren: Sie schaffen durchschnitt-
lich 17,6 Arbeitsplätze in 2,8 Jahren nach
der Unternehmensgründung.
Auch im Bereich HR steigen die inno-
vativen Unternehmensideen. Weltweit
wurden im vergangenen Jahr rund 2,1
Milliarden US-Dollar in HR-Technologie-
Start-ups investiert. Das vermeldete
jüngst Eva Zils auf ihrem Blog online-
recruiting.net. Die Beraterin verfolgt seit
Von
Melanie Rößler
(Red.)
zwei Jahren intensiv die weltweiten Fi-
nanzierungsrunden der HR-Technologie-
Start-ups.
Schubkraft für HR
Auch in Deutschland ist die HR-Start-
up-Szene sehr lebendig. Der „HR Start-
ups Survey 2015“ verzeichnet 68 aktive
HR-Start-ups in Deutschland. Rund ein
Drittel hat innovative Lösungen für Per-
sonalmarketing und Recruiting, eben-
falls knapp ein Drittel ist im Bereich
Personalentwicklung und Weiterbildung
aktiv. Weitere HR-Themen sind Adminis­
tration & Controlling, Change Manage-
ment, Headhunting sowie Compensation
& Benefits. Vor allem in den letzten Jah-
ren sprießen die Produkte und Lösungen
aus dem Boden. 74 Prozent der HR-Start-
ups wurden zwischen 2011 und 2015 ge-
gründet. Vor wenigen Monaten hat sich
die Fachgruppe HR-Start-ups im BVDS
formiert. Ziel ist es, sich untereinander
zu vernetzen und etablierte Unterneh-
men mit HR-Start-ups zusammenzubrin-
gen (siehe Interview ab Seite 18).
Was die Schubkraft bremst
Das alles klingt zwar nach gründer-
freundlichen Bedingungen. Verglichen
mit anderen Regionen liegt Deutschland
und ganz Europa in Sachen Unterneh-
mertum jedoch zurück. Während in
Asien und Nordamerika 13 Prozent der
erwachsenen Bevölkerung aus Grün-
dern besteht, sind es in Europa nur 7,8
Prozent. Das geht aus dem europäischen
Start-up-Monitor (ESM) hervor. Schuld
daran sind nicht zuletzt die gesetzlichen
Rahmenbedingungen in Deutschland.
Schubkraft für die Arbeitswelt
ÜBERBLICK.
Start-ups haben eine wichtige Funktion als Innovations- und Jobmotoren.
Etablierte Unternehmen können viel von Gründern lernen – und HR ganz besonders.
Erläuternde Infografiken und Abbildun-
gen zur Start-up-Szene in Deutschland
finden Sie in der App.
Strenge Datenschutzanforderungen ma-
chen den Markt für innovative Produkte
und Dienstleistungen im B2B-Bereich
kompliziert. Im HR-Umfeld kommt noch
die Herausforderung der Mitbestim-
mungspflicht hinzu. Die Finanzierungs-
möglichkeiten für Start-ups sind in
Deutschland zwar sowohl von staatlicher
wie auch privater Seite her recht gut. Al-
lerdings warnen Interessenvertreter der
Start-ups auch hier vor Überregulierung.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Ga-
briel will noch im Frühjahr 2016 einen
Entwurf für ein neues Wettbewerbsrecht
vorlegen. Danach soll das Bundeskartell-
amt künftig mehr Kontrollmöglichkeiten
bei Übernahmen und Fusionen in der
Digitalwirtschaft erhalten. Gerade Start-
ups befürchten, dass das angedachte
Gesetz künftige Exits (der Ausstieg von
Investoren oder den Gründern aus dem
Unternehmen mit möglichst hohem
Gewinn) gefährden und Investoren ab-
schrecken könnte. Nach der Investment-
steuerreform („Anti-Angel-Gesetz“) ist
dies ein weiteres politisches Vorhaben,
das die immer noch junge Start-up-Sze-
ne in Deutschland nachhaltig belasten
könnte, warnt der Bundesverband Digi-
tale Wirtschaft (BVDW). „Das angedach-
te Fusionskontrollrecht ist ein weiteres
Indiz dafür, dass die Agilität und die
BILDERGALERIE
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