personalmagazin 04/2016 - page 26

26
personalmagazin 04/16
TITEL
_START-UPS
Recruiting sind dann wichtige Themen.
Ab etwa 100 Mitarbeitern ist HR nicht
mehr nur auf Service und Administra-
tion beschränkt. Bei Get Your Guide hat
die Geschäftsführung früh entschieden,
HR professionell aufzustellen. Hier setz-
te die richtungsweisende Entwicklung
bereits bei etwa 50 Mitarbeitern ein.
Viele Start-ups begehen den Fehler, zu
spät damit zu starten. Doch dann kön-
nen Fehler unterlaufen, zum Beispiel
beim Recruiting, die sie später teuer be-
zahlen müssen.
personalmagazin:
Wo sehen Sie die Unter-
schiede zur Personalarbeit etablierter
Unternehmen?
Glanzer:
Richtlinien und Prozesse spielen
in Start-ups eine Rolle, aber nur zweit-
rangig. Es geht in erster Linie darum,
eine gute Kultur im Unternehmen zu
fördern. In einem Start-up ist es wich-
tig, dass der Mitarbeiter sich selbst
einbringt, sich mit dem Unternehmen
identifiziert, sich engagiert – sich com-
mitted. Dass er also nicht nur Vorgaben
vom Management abarbeitet, sondern
sich auch selbst für den Unternehmens-
erfolg verantwortlich fühlt. Das hat na-
türlich Einfluss auf die Personalarbeit.
Unser Ziel ist es daher, genau so eine
Mannschaft aufzubauen. Das beginnt
beim Recruiting, geht über die Personal-
entwicklung und durchzieht den gesam-
ten HR-Lifecycle bis hin zum Austritt
des Mitarbeiters.
personalmagazin:
Das haben sich einige
etablierte Unternehmen auch auf die
Fahnen geschrieben …
„Intrinsische Motivation fördern“
INTERVIEW.
Eva Glanzer, Vice President People bei Get Your Guide, erläutert die
speziellen Herausforderungen der Personalarbeit in einem Start-up.
personalmagazin:
Frau Glanzer, auf Ihrer
Visitenkarte steht VP People, nicht Direc-
tor HR oder Ähnliches …
Eva Glanzer:
Das ist richtig, denn bei uns
stehen die Menschen im Mittelpunkt.
Für ein Start-up wie uns sind gute Mit-
arbeiter extrem wichtig. Mit ihnen steht
und fällt der Erfolg des Unternehmens.
Der Begriff Human Resource drückt aus
meiner Sicht das Falsche aus. Uns geht
es um Menschen und eine lebendige Un-
ternehmenskultur.
personalmagazin:
Rutsche, Bällebad, Ki-
cker – es gibt viele Klischees zu Start-ups.
Wie sieht Personalarbeit bei Ihnen aus?
Glanzer:
Ich arbeite seit zehn Jahren in
Start-ups im Bereich HR und kann sa-
gen – die gesamte Start-up-Branche
ist erwachsener geworden. Einige Kli-
schees stimmen und sind auch wichtig,
beispielsweise ist bei uns das Frühstück
kostenlos und es gibt viele Incentives
und Benefits für die Mitarbeiter. Aber
das ist längst nicht mehr alles. Meine
Abteilung zählt im Bereich HR heute
neun Mitarbeiter und wie andere Start-
ups wächst auch unser Unternehmen
kräftig. Personalarbeit in Start-ups muss
schnell und flexibel sein. Und sie muss
in erster Linie sehr stark die Rolle des
Enablers und Begleiters übernehmen.
personalmagazin:
Was sind dabei besonde-
re Herausforderungen?
Glanzer:
Man muss sehr agil sein, ins-
besondere bei der Personalsuche. Der
Markt ist schwierig und verändert sich
ständig. Fachkräfte sind rar und kön-
nen sich ihren Arbeitgeber aussuchen.
Es reicht daher nicht, einfach nur eine
Stelle auszuschreiben. Man muss raus-
gehen, Kandidaten ansprechen und
das Unternehmen als Arbeitgeber be-
werben. Wir können es uns auch nicht
leisten, nur innerhalb Europas zu su-
chen, wir rekrutieren weltweit. Die
Kombination aus Fachwissen und Per-
sönlichkeit ist dabei entscheidend. Der
Uniabschluss steht übrigens nicht im
Vordergrund. Die fachliche Kompetenz
prüfen wir in Tests ab. Wenn der Kan-
didat diese Tests besteht, dann ist es für
uns sekundär, ob er oder sie frisch von
der Uni kommt oder zehn Jahre Berufs-
erfahrung mitbringt.
personalmagazin:
Ab wann machen Start-
ups gezielt Personalarbeit?
Glanzer:
Nach meinen Erfahrungen wird
in Start-ups ab 15 bis 20 Mitarbeitern
ein Generalist eingestellt, der das The-
ma HR mitbetreut. Ab 40 Mitarbeitern
machen sich viele Gründer Gedanken
über Personalarbeit, die darüber hi­
nausgeht. Personalentwicklung oder
„Personalarbeit in Start-
ups muss schnell und
flexibel sein. Und sie
muss in erster Linie
sehr stark die Rolle des
Enablers und Begleiters
übernehmen.“
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28,29,30,31,32,33,34,35,36,...92
Powered by FlippingBook