personalmagazin 10/2015 - page 61

61
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
10/15 personalmagazin
personalmagazin:
Wie macht sich der Fach-
kräftemangel bei Ihnen im Landkreis
Darmstadt-Dieburg bemerkbar?
Bettina Mehner:
Der öffentliche Dienst hat
ebenso wie die freie Wirtschaft zuneh-
mend das Problem, geeignete Fachkräfte
zu finden. Davon ist besonders die Nach-
wuchssuche betroffen. Seit rund zwei
Jahren verzeichnen wir diese Entwick-
lung, die sich jedoch weniger auf die
Anzahl der Bewerber bezieht, sondern
vielmehr auf die Qualität der Bewer-
bungen. Das hat dazu geführt, dass wir
manche der bei uns ausgeschriebenen
Ausbildungsstellen nicht besetzen konn-
ten. Auch der IT-Bereich ist ein heiß um-
kämpfter Fachkräftemarkt, in dem auch
wir als Landkreis in direkter Konkur-
renz zur freien Wirtschaft stehen.
personalmagazin:
Wie funktionierte das Re-
cruiting früher, wie gehen Sie heute vor?
Mehner:
Früher haben wir den gesamten
Prozess manuell bewältigt. Excel-Listen
pflegen und auswerten, Serienbriefe
verschicken, die Entscheidungsgremien
einbinden. Dies alles war sehr zeitauf-
wendig, da die Bewerbungsunterlagen
in Papierform durchs Haus geschickt
wurden. Die Bewerbungsverfahren zo-
gen sich damit oft über zwei bis drei
Monate hin. Heute setzen wir mit Inter-
amt eine Stellenbörse ein, die auf den
öffentlichen Dienst spezialisiert ist und
uns im gesamten Bewerbermanagement
unterstützt. Unser Hauptziel war eine
effiziente Personalauswahl, mit der wir
die Kosten im Fachbereich Personal re-
duzieren konnten. Und das ist uns ge-
lungen: Rund 75 Prozent der Bewerbun-
gen gehen über das Portal ein. Lediglich
die restlichen 25 Prozent, die noch per
Post oder Mail ins Haus kommen, müs-
sen wir nacherfassen.
personalmagazin:
Was hat sich dadurch
konkret verbessert?
Mehner:
Heute haben alle am Auswahl-
prozess Beteiligten Zugriff auf das Sys-
tem. Die verschiedenen Gremien vom
Schwerbehindertenbeauftragten
bis
zum Personalrat werden damit auto-
matisch eingebunden. Das schafft nicht
nur ein hohes Maß an Transparenz, son-
dern ermöglicht auch kürzere Bearbei-
tungszeiten. Auch die Kommunikation
mit den Bewerbern verläuft automati-
siert. Dadurch verhindern wir, dass der
Austausch mit den Bewerbern abreißt.
Rückfragen können so schnell geklärt
werden.
personalmagazin:
Welche Rückmeldungen
der Bewerber haben Sie erhalten?
Mehner:
Das positive Feedback sehen wir
eher in den steigenden Bewerberzahlen.
Zudem erhalten wir bei den Ausbil-
dungsplätzen vermehrt Bewerbungen
aus dem gesamten Bundesgebiet. Vor
allem jüngere Menschen sind bereit, für
den Berufseinstieg umzuziehen. Genau
diese Bewerber hätten wir früher nie so
gezielt erreichen können.
personalmagazin:
Wie selektieren Sie die
Bewerbungen vor?
Mehner:
Vor allem bei der Vorselektion
von Azubi-Bewerbern unterstützen uns
eignungsdiagnostische
Instrumente.
Der Vergleich verschiedener Schulab-
schlüsse und die reine Beurteilung an-
hand von Schulnoten lassen nicht im-
mer Rückschlüsse auf die Eignung von
Bewerbern zu. Darum setzen wir schon
seit Längerem Eignungsdiagnostik ein.
Seit vergangenem Jahr bekommen wir
dabei Unterstützung von der Deutschen
Gesellschaft für Personalwesen (DGP).
In diesem Jahr starten bereits die ersten
Azubis, die an einem eignungsdiagnos-
tischen Online-Test und schriftlichem
Haupttest der DGP teilgenommen ha-
ben. Für uns war das eine Art Pilot-
projekt, denn künftig werden wir das
Verfahren über eine neue Schnittstelle
direkt über Interamt nutzen können.
„Kürzere Bearbeitungszeiten“
INTERVIEW.
Früher kannte der öffentliche Dienst keinen Nachwuchsmangel. Heute ist
das anders. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat darauf reagiert.
BETTINA MEHNER
ist Ausbildungsleiterin
im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Land-
kreis schreibt pro Jahr etwa 120 Stellen aus.
Das Interview führte
Daniela Furkel.
1...,51,52,53,54,55,56,57,58,59,60 62,63,64,65,66,67,68,69,70,71,...92
Powered by FlippingBook