personalmagazin 10/2015 - page 59

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aus dem E-Commerce stammende Ins-
trument erfasst die stereotypischen Ei-
genschaften einer Zielgruppe. Im Han-
del wird es eingesetzt, um ein schärferes
Bild von den Einkaufsgewohnheiten zu
bekommen. Im Recruiting hilft es, ein
klareres Bild von den Bedürfnissen,
Wünschen und Werten der künftigen
Wunschmitarbeiter zu erhalten. Bei ei-
ner Persona wird eine imaginäre Person
als Spiegelbild eines idealtypischen Be-
werbers erschaffen. Die Persona wird
durch konkrete Eigenschaften wie Her-
kunft, Ausbildung, Alter und Interessen
gedanklich zum Leben erweckt. Durch
die Beschäftigung mit ihren Zielen, Er-
wartungen und Wünschen lassen sich
Rückschlüsse auf die Bedürfnisse und
das Verhalten ziehen. Spiegelt man
diese Erkenntnisse am eigenen Unter-
nehmen, lässt sich schnell die Frage be-
züglich der Attraktivität als Arbeitgeber
beantworten.
Auch auf diese Frage lässt sich ei-
ne Antwort finden: Würde sich diese
Person(a) überhaupt bei diesem Unter-
nehmen bewerben? Unrealistische Er-
wartungen an den idealen Bewerber mit
Bestnoten und glamourösen Auslands­
praktika sowie fehlende Rahmenbe-
dingungen im eigenen Unternehmen
werden offenbar.
Werden die Bedürfnisse des Bewerbers
und die Voraussetzungen im Unterneh-
men gleichermaßen reflektiert, können
Kandidaten mit passgenauen Botschaf-
ten angesprochen werden. So kann das
Unternehmen spezifische Bedürfnisse
einer Zielgruppe – zum Beispiel den
Wunsch von IT-Programmierern nach
einer gesicherten betrieblichen Alters-
versorgung – in der Stellenanzeige ex-
plizit herausstellen. Leider versuchen
viele Unternehmen immer noch, mit
einer Stellenanzeige so viele Bewerber
wie möglich anzusprechen. Doch das ist
nicht zielführend, denn: „Everybody’s
darling is nobody’s favorite“. Die Perso-
na hilft dabei, zielgerichtet vorzugehen
und unnötige Kosten zu vermeiden.
Candidate Journey: Hürden aufdecken
Häufig stehen Recruiter vor dem Prob-
lem, dass Bewerber das Unternehmen
als Arbeitgeber interessant finden, sich
aber nicht bewerben. Oder sie stellen
meln und die neuerdings unter dem
Begriff „Candidate Experience“ zusam-
mengefasst werden, sind ohne jeden
Zweifel transparenter geworden. Arbeit-
geber-Bewertungsplattformen wie Kunu-
nu machen die Erfahrungen ehemaliger
Bewerber nachvollziehbar und ermögli-
chen Einblicke in die Unternehmenskul-
tur. Überhaupt ist das Internet die erste
Anlaufstelle für Bewerber, um sich über
das Unternehmen und den Bewerbungs-
prozess zu informieren. Diese neue
Transparenz ist ein weiterer gewichtiger
Grund, sich mit dem Thema „Bewerber-
erfahrung“ auseinanderzusetzen.
Um die „Candidate Experience“ des
eigenen Unternehmens zur erheben, zu
analysieren und zu verbessern sind we-
der großen Budgets noch mehrmonatige
Projekte nötig. Es genügen etwas gesun-
der Menschenverstand, eine Portion Mut
und einige alltagstaugliche Instrumente.
Personas: präziser Rekrutieren
Um ein besseres Verständnis für die
Bewerber zu bekommen, haben sich im
englischsprachigen Raum so genannte
„Personas“ etabliert. Das ursprünglich
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