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Das Interview führte
Daniela Furkel.
schätzen, für welche Personen sie wo
Arbeit finden könnten.
personalmagazin:
Wie beurteilen Sie die
geplante Beschränkung der Höchstüber-
lassungsdauer auf 18 Monate?
Hetz:
Dieses Vorhaben widerspricht ei-
nigen Dingen, die die Regierung selbst
eingeführt hat. Dieselben Politiker, die
für die Beschränkung auf 18 Monate
plädieren, sagen, dass Zeitarbeit prä-
destiniert ist für die Überbrückung
von Krankheiten, Abwesenheiten und
Elternzeit. So hat die Politik die Eltern-
zeit deutlich ausgeweitet. Bei sehr vie-
len Elternzeiten wäre ein auf 18 Monate
beschränkter Einsatz eines Zeitarbeit-
nehmers zur Überbrückung der Vakanz
nicht ausreichend, denn die Elternzeit
dauert oft länger als 18 Monate.
personalmagazin:
Gibt es weitere Wider-
sprüche?
Hetz:
Die Bundesregierung hat ein Pfle-
gegesetz auf den Weg gebracht. Dieses
sieht vor, dass Arbeitnehmer bis zu 24
Monate aus ihrer Arbeit herausgehen
können, um Pflege zu leisten. 24 und
18 passt nicht zusammen. Ein weiteres
Beispiel ist die Ausbildung. Wir haben
in der Zeitarbeit eine dreistufige Aus-
bildung entwickelt, die bis zum IHK-
Abschluss über 36 bis 48 Monate geht.
Wenn die maximale Überlassungsdauer
von 18 Monaten kommt, wird diese Aus-
bildung obsolet. Auch die Projektarbeit,
in der viele hochqualifizierte Personen
tätig sind, wird unter der Beschränkung
der Überlassungsdauer leiden. In länger
dauernden Projekten wird man einen In-
genieur nicht nach 18 Monaten ersetzen
können. Darüber hinaus halte ich es für
höchst merkwürdig, wenn die Regierung
die Zeitarbeit bittet, bei der Integrati-
on der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt
zu helfen, aber gleichzeitig Einschrän-
kungen in der Flexibilität vorbereitet.
Das widerspricht sich komplett. Die Be-
schränkung auf 18 Monate halte ich für
den falschen Weg, da wichtige Flexibili-
tätsgesichtspunkte wegfallen.
personalmagazin:
Könnte die Flücht-
lingsthematik die Sicht der Bundes-
regierung auf die Beschränkung der
Höchstüberlassungsdauer verändern?
Hetz:
Wenn die Zeitarbeit bei der Integra-
tion der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt
helfen soll, ist es notwendig, dass ihre
Unternehmen so flexibel wie möglich
agieren können. Wenn die Regierung
der Zeitarbeit Schranken auferlegt, wird
sie weniger Möglichkeiten zur Beschäf-
tigung von Flüchtlingen haben. Deshalb
hoffe ich, dass die Regierung dies in der
Gesetzesänderung berücksichtigt, denn
sie wird sich selbst schaden, wenn sie
einerseits um die Beschäftigung einiger
Tausend Flüchtlinge bittet und ande-
rerseits die Zeitarbeit an den Händen
fesselt. Vielmehr muss sie die Zeitar-
beit ertüchtigen, die Integration in den
Arbeitsmarkt leisten zu können. Es gibt
noch andere widersinnige Restriktionen
in der Zeitarbeit. So kann die deutsche
Wirtschaft bei Problemfällen Kurzarbeit
einsetzen, die Zeitarbeit darf das nicht.
Im Zuge der VW-Krise wurde gesagt,
dass die Zeitarbeitsfirma von VW unter
den Schirm der Kurzarbeit schlüpfen
kann. Das ist nicht in Ordnung: Entweder
alle oder keiner!