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03/17 PERSONALquarterly
B
eteiligungen an Start-ups, die Entsendung von Mitar-
beitern zu Start-up-Inkubatoren oder Workshops, die
Unternehmensvertreter mit Branchenwissen und Grün-
dern zusammenbringen, können Mittel und Wege sein,
neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei profitieren etablierte
Unternehmen nicht nur vom unverstellten Blick der „Outsider“,
sondern auch von der Erfahrung der Gründer. Doch auch wenn
sich vielleicht mit den Fuck-up-Nights – Veranstaltungen mit Vor-
trägen zu gescheiterten Gründungen – ein Kulturwandel hin zur
Entstigmatisierung des Scheiterns vollzieht, mahnt eine Studie
von Nielsen & Sarasvathy auf Basis von Längsschnittdaten zu
allen Erst- und Zweitgründungen in Dänemark zwischen 1988
und 2007 zur Vorsicht. Wenn Gründer scheitern bzw. ihr Unter-
nehmen auflösen müssen, ziehen sie häufig nicht die richtigen
Schlüsse, d.h.: Sie gründen noch einmal, obwohl persönliche Vo-
raussetzungen Grund für das Scheitern waren, oder sie gründen
nicht noch einmal, obwohl nicht persönliche Voraussetzungen
für das Scheitern ausschlaggebend waren. Leider verhält es sich
empirisch so, dass gescheiterte Gründer mit höherer Wahrschein-
lichkeit erneut gründen als erfolgreiche Gründer, obwohl sie mit
einer höheren Wahrscheinlichkeit erneut scheitern. Außerdem
gründen gerade diejenigen Gescheiterten, die über Ressourcen
verfügen (insb. über ein hohes Bildungsniveau und Unternehmer-
eltern), die eine erfolgreiche erneute Gründung wahrscheinlich
machen, nicht häufiger ein zweites Mal als diejenigen, die nicht
über diese Ressourcen verfügen. Die Befunde deuten darauf hin,
dass vor allem Hochqualifizierte aus der ersten Gründungserfah-
rung lernen können, dies aber selten in einer zweiten Gründung
umsetzen – vermutlich wegen attraktiver Alternativen auf dem
Arbeitsmarkt. Nielsen & Sarasvathy sehen in diesen Beobach-
tungen die Grundlage für einen „Market for Lemons“ nach George
A. Akerlof. Die asymmetrische Informationsverteilung über die
„Qualität“ eines (Mehrfach-)Gründers bzw. dessen Gründungs-
talent zwischen Coachs/Mentoren/Investoren und dem Grün-
der selbst führt letztlich in einer Art Abwärtsspirale dazu, dass
„Peaches“ (Gründer, die ihr Scheitern richtig beurteilen) durch
„Lemons“ (Gründer, die dies nicht tun) verdrängt werden.
Besprochen von
Benjamin P. Krebs
, Lehrstuhl International
Business, Universität Paderborn
Mehrfachgründer: Zitronen
vs. Pfirsische
Kristian Nielsen
(Aalborg University),
Saras D. Sarasvathy
(University of Virginia): A market for lemons in serial entre-
preneurship? Exploring Type I and Type II errors in the restart
decision. Academy of Management Discoveries, 2016, Vol. 2.
No. 3, pp. 247-271.
J
eder kennt es: Zwischendurch greift man bei der Arbeit
schnell zu einem kleinen Snack. Hierbei fällt die Wahl nicht
immer auf den gesunden Apfel, sondern oft auf weniger
gesunde Süßigkeiten. Häufige Zwischenmahlzeiten und vor
allem der Verzehr von ungesunden Snacks stehen in einem Zu-
sammenhang mit Übergewicht und weiteren Gesundheitsproble-
men. Die Frage, welche Faktoren dazu beitragen, ob Mitarbeiter
gesunde oder ungesunde Snacks konsumieren, haben nun For-
scher der Universität Mannheim genauer untersucht.
Das Forscherteam um Sabine Sonnentag hat insgesamt 247
Mitarbeiter über einen Zeitraum von zwei Arbeitswochen täglich
befragt, welche Snacks sie bei der Arbeit gegessen haben. Dabei
unterschieden sie zwischen gesunden Snacks – Obst und Müs-
liriegel – sowie ungesunden Snacks, insbesondere Süßigkeiten.
Zusätzlich erhoben sie eine Reihe von Einflussfaktoren. Die Er-
gebnisse zeigen, dass das organisationale Ernährungsklima (z.B.
„Das Management in unserer Organisation erachtet gesundes
Essen als wichtig“) einen starken Einfluss darauf hat, ob Mit-
arbeiter ein gesundheitsorientiertes Motiv bei der Essenswahl
aufzeigen. Diese Mitarbeiter sind auf ihre Gesundheit bedacht
und greifen vermehrt zu gesunden Snacks. Im Gegenzug führen
eine Tendenz zum emotionalen Essen (z.B. „Wenn ich beunruhigt
bin, möchte ich etwas essen“) und hohe Anforderungen an die
eigene Impulskontrolle (z.B. „Heute verlangte meine Arbeit von
mir, niemals die Beherrschung zu verlieren“) dazu, dass Mitar-
beiter ein Affekt regulierendes Motiv aufweisen: Sie essen, weil
sie frustriert sind und wählen dabei häufiger Süßigkeiten.
Ein gesundes Ernährungsklima kann dadurch gefördert
werden, dass gesunde Snacks leichter verfügbar sind, wobei
die Präsentation des Essens eine wichtige Rolle spielt. Zusätz-
lich sollten Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen
und selbst auf eine gesundheitsorientierte Ernährung achten.
Zudem ist es wichtig, dass allzu hohe Anforderungen an die
tägliche Impulskontrolle vermieden werden. Hierzu sind regel-
mäßige Pausen wichtig. Trainings zumUmgang mit Emotionen
bei der Arbeit können ebenfalls hilfreich sein.
Besprochen von
Annika L. Meinecke
, Lehrstuhl für Arbeits-,
Organisations- und Sozialpsychologie, Technische Universität
Braunschweig
Snacks bei der Arbeit –
Obst oder Süßigkeiten?
Sabine Sonnentag, Alexander Pundt & Laura Venz
(Univer-
sität Mannheim): Distal and proximal predictors of snacking at
work. A daily-diary study. Journal of Applied Psychology, 2017,
Vol. 102, pp.151-162.