wirtschaft und weiterbildung 2/2019 - page 23

förderlich auf eine Fehlerkultur aus. Au-
ßerdem sollte die Geschäftsleitung dem
Fehler eine Alltagsrelevanz geben: Damit
die Fehlerkultur kein Lippenbekenntnis
der Unternehmensführung bleibt, muss
sie für die Mitarbeiter spürbar werden.
Fehler-Awards, Failure Nights oder Failure
Fridays, die die Fehlerkultur institutiona-
lisieren, sind Möglichkeiten, das Schei-
tern zu enttabuisieren.
Auch der fehlertolerante Umgang mit Mit-
arbeitern im Arbeitsalltag, denen Fehler
unterlaufen sind, ist entscheidend. Wich-
tig ist auch: Nicht alle Fehler sind gleich.
Führungskräfte müssen zwischen guten
und schlechten Fehlern unterscheiden.
Es gilt, intelligente Fehler zu fördern und
überflüssige, vermeidbare Fehler zu ver-
meiden. Wenn diese Punkte befolgt wer-
den, kann schon nach kurzer Zeit eine
positive Fehlerkultur im Unternehmen
entstehen. Die Art und Weise, wie das
Unternehmen mit Misserfolgen umgeht,
verändert sich dann grundlegend.
Das Gelände, in dem sich das Offroad-
Fahrzeug (Offroad-Unternehmen) fortbe-
wegt, ist weder erschlossen noch karto-
grafiert. Sobald man die Blechlawine auf
der Autobahn verlassen hat, fährt man
frei durch das Gelände. In manchen Fäl-
len genügt es jedoch nicht, von der Straße
abzufahren. Die Digitalisierung ist eine
der revolutionärsten Entwicklungen der
Menschheitsgeschichte. In manchen Situ-
ationen bleibt einem Unternehmen nur,
sich selbst zu disrupten, um überleben zu
können.
Die bisherige Strategie muss dann mit
einem komplett veränderten Geschäfts-
modell radikal auf den Kopf gestellt wer-
den. In diesem Fall bedarf es einer noch
tief greifenderen Verwandlung: Das Un-
ternehmen muss den festen Boden unter
den Rädern verlassen und sich in andere
Elemente begeben. Bosch, Hentschel
und Kramer schließen ihr Buch „Digital
Offroad“ mit der Vision: „Das bedeutet,
dass sich bildlich gesprochen der Offroad-
Geländewagen zu einem Helikopter oder
einem wendigen Schnellboot verwandelt.
Denn mit der Offroad-Strategie ist das
Unternehmen nicht ausschließlich an die
Erdoberfläche gebunden.“ Ob zu Land,
zu Wasser oder in der Luft: Das erfolg-
reiche Unternehmen bleibt wandlungs-
fähig und verharrt nie auf einer festge-
schriebenen Route. Bei einer Digital-Off-
road-Strategie ist das Reaktionsvermögen
des Unternehmens so hoch, dass es jeder-
zeit schnell auf jedwede Veränderung in
seiner Umwelt reagieren kann.
Natürlich lassen sich Marktverände-
rungen, die in der Zukunft stattfinden
werden, schwer prognostizieren. Die
Grenzen zur Fantasterei sind fließend
und die Folgen der Digitalisierung in
vielen Feldern noch nicht absehbar. Ein
Unternehmen, welches jedoch die Fähig-
keit besitzt, potenzielle Umwälzungen
ein Stück weit vorauszudenken, wird im
Wettbewerb die Nase vorn haben.
Martin Pichler
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