titelthema
22
wirtschaft + weiterbildung
02_2019
Die etablierten Führungskräfte sind die „Lähm-Schicht“
Dreimal pro Jahr führt das Institut für Führungskultur im
digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt, eine „Leadership-
Trendbarometer“ genannte Onlinebefragung von Führungs-
kräften durch. Beim jüngsten Trendbarometer wollte das
Institut von den Befragungsteilnehmern wissen: „In wel-
chem Bereich bestehen in Ihrem Unternehmen beim Ent-
wickeln der Führungskräfte zu Digital Leadern die größten
Barrieren?“ Genau 134 Entscheider nahmen an der Befra-
gung teil.
Wo liegt eigentlich der Bedarf?
Die Auswertung ergab zum Teil erstaunliche Ergebnisse. So
überrascht es durchaus, dass fast drei Viertel der Teilneh-
mer an der (nicht repräsentativen) Umfrage der Auffassung
sind: „Die veralteten Denk- und Verhaltensgewohnheiten
der etablierten Führungskräfte stellen eine der größten
(Entwicklungs-)Barrieren dar.“ Sie bilden sozusagen eine
„Lähm-Schicht“. Ob dahinter auch ein Generationenkon-
flikt steckt, kann man laut Aussagen von Institutsleiterin
Barbara Liebermeister nicht einschätzen, „da wir das Alter
der Personen, die anonym an der Befragung teilnahmen,
nicht kennen“. Auffallend ist zudem, dass jeweils circa zwei
Drittel der Befragten der Überzeugung sind:
· Den Unternehmen ist noch nicht bewusst, dass Führungs-
kräfte im digitalen Zeitalter teilweise komplett neue Fähig-
Aktuelle Umfrage.
Das jüngste Leadership-Trendbarometer des IFIDZ ergab: Alte Denk- und
Verhaltensgewohnheiten stellen in den Unternehmen die größte Erfolgsbarriere dar, wenn es darum
geht, die Führungskräfte zu „Digital Leadern“ zu entwickeln.
keiten oder Eigenschaften brauchen und diese sich gezielt
erarbeiten müssen.
· Die Führungskräfte können noch nicht genau einschätzen,
welche Fähigkeiten dies konkret sind.
Deshalb können eine Reihe von Unternehmen und sons
tigen Organisationen vermutlich auch keine modernen
Entwicklungsprogramme aufsetzen, die geeignet wären,
die veralteten Denk- und Verhaltensgewohnheiten bei den
etablierten Führungskräften zu durchbrechen.
Bemerkenswert ist auch, dass es für drei Viertel der
Befragten kein (!) zentrales Problem darstellt, erst neue
Nachwuchskräfte zu finden, bevor man sich an die Aus-
bildung von „Digital Leadern“ machen kann. Mit anderen
Worten: Am Fachkräftemangel scheint es nicht zu liegen.
Am Nachwuchs liegt es nicht ...
Dies spricht dafür, dass in vielen Unternehmen die Per-
sonen bereits vorhanden sind, die zumindest (gemäß ihrem
Selbstbild) das erforderliche Leadership-Potenzial haben.
Also gilt es laut Liebermeister in den Unternehmen eine
Kultur zu entwickeln, in der diese Personen sich entfalten
können. Die Befragungsergebnisse des Trendbarometers
im Detail finden Interessierte auf der Webseite des IFIDZ
der Rubrik „Studien“. Dort sind auch die
Ergebnisse der älteren Trendbarometer publiziert.
Was stört auf dem Weg zur Digitalisierung?
Trend-Barometer.
Wo liegen aktuell bei Unternehmen die Hürden, um Führungskräfte zu „Digital
Leadern“ zu entwickeln?
Quelle: Leadership-Trend-Barometer vom Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Veraltete Denk- und Verhaltensgewohnheiten bei etablierten
Führungskräften („Lähm-Schicht“)
Führungskräfte benötigen neue Fähigkeiten/Eigenschaften
Fehlende Einschätzung, welche Eigenschaften die „Digital Leader“
tatsächlich benötigen
Die erforderliche Organisationskultur ist nicht vorhanden, um als „Digital
Leader“ mit Erfolg agieren zu können
Noch keine geeigneten Entwicklungsprogramme vorhanden
Entwicklungsbedarf bei den vorhandenen Führungs(nachwuchs)kräften
nicht zu identifizieren
Es werden nicht immer die passenden Methoden und Tools eingesetzt,
um Führungskräfte gezielt zu entwickeln
Zu wenige eigene Führungskräfte und Mitarbeiter verfügen über das
Potenzial zum „Digital Leader“
Bei bereits vorhandenen Weiterbildungsmaßnahmen wurde die
Erfolgsmessung vernachlässigt
Mehrfachnennung möglich, Zustimmung in Prozent