wirtschaft und weiterbildung 2/2019 - page 12

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wirtschaft + weiterbildung
02_2019
„Ein guter Trainer hört nie auf zu lernen“
Wie wichtig ist die eigene Weiterbildung bei Trainern?
Sabine Prohaska:
Ein Trainer muss sich laufend weiter-
bilden – fachlich und methodisch-didaktisch. Er muss sich
selbst, und nicht nur die Teilnehmer seiner Seminare, als
permanent Lernender begreifen. Sonst besteht die Gefahr,
dass er irgendwann nur noch ein routinierter, aber kein
guter Trainer mehr ist, weil sein Wissen veraltet ist. Das gilt
in der sogenannten VUCA-Welt beziehungsweise im digita-
len Zeitalter, das von rascher Veränderung geprägt ist, noch
viel stärker als früher. Welche Veränderungen zum Beispiel
die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft für den
Trainerberuf mit sich bringt, lässt sich heute nur erahnen.
Ein Trainer sollte mehr reflektieren?
Prohaska:
Ja! Zudem sollte er sich regelmäßig ein Feed-
back auch von erfahrenen Kollegen einholen!
Ohne Feedback besteht wohl die Gefahr, dass Trainer
sich irgendwann für die Größten halten, ohne dies zu
merken?
Prohaska:
Richtig! Am schlimmsten ist es, wenn Trainer
es nicht mehr merken, dass sie mit den Teilnehmern nicht
mehr wertschätzend, sondern oberlehrerhaft umgehen –
und deshalb keinen Draht mehr zu den Teilnehmern finden.
Worauf sollte sich das Feedback beziehen?
Prohaska:
Eigentlich auf alles, was den Trainerberuf aus-
macht. Zum Beispiel darauf, wie der Trainer Lerninhalte
Interview.
Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens
„Seminar Consult Prohaska“
Wien, das unter anderem Trainer
und Coachs ausbildet. Zum Jahreswechsel forderte Sabine Prohaska mehr Professionalität.
präsentiert. Oder wie er mit Gruppen interagiert und in
schwierigen Trainingssituationen reagiert. Denn jeder
Mensch hat blinde Flecken – auch ein Trainer.
Warum werden heute noch so viele Menschen Trainer?
Prohaska:
Viele Teilnehmer unserer Trainer- und Coach-
Ausbildungen kommen aus gut bezahlten Angestellten-
jobs. Äußere Umstände oder die Frage nach dem Sinn lie-
ßen in ihnen jedoch den Entschluss reifen: Ich will Trainer
und/oder Coach werden. Bei unseren Teilnehmern ist der
Wunsch nach Erfüllung das wichtigste Motiv. Viele wollen
zudem selbstbestimmter leben und arbeiten, weshalb sie
den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Wie gut sind die Trainer heute ausgelastet?
Prohaska:
Aktuell steht die Mehrzahl eigentlich sehr gut
da, weil die Wirtschaft boomt und die meisten Unterneh-
men hohe Gewinne erzielen. Zugleich sehen die Unterneh-
men, dass noch viel getan werden muss, um zukunftsfit zu
sein, unter anderem aufgrund der Digitalisierung. Es gibt
einen hohen Handlungs- beziehungsweise Change-Bedarf
in jeder Organisation – sowohl auf der Struktur- als auch
Kultur- und Kompetenzebene. Trotzdem lässt sich diese
Frage nicht pauschal beantworten. Es gibt Trainer, die ein
Jahr im Voraus ausgebucht sind, und solche, die Tag für
Tag zittern: Hoffentlich bekomme ich einen Auftrag. Gene-
rell gilt jedoch: Das Trainingsgeschäft ist heute unter dem
Strich härter als vor zehn Jahren. Unter anderem, weil es
mehr Trainingsanbieter gibt. Deshalb brauchen gerade
Newcomer, die als selbstständige Trainer arbeiten möch-
ten, auch einen gewissen unternehmerischen „Biss“. Unab-
dingbar sind auch gewisse Marketingkenntnisse.
Wie sehr brauchen Newcomer auch eine eindeutige
Positionierung?
Prohaska:
Mit den Fragen „Wofür stehe ich?“, „Was kann
ich besonders gut?“ und „Wer sind folglich meine Ziel-
kunden?“ muss sich jeder Trainer intensiv befassen. Zum
einen, damit er ein effektives Marketing betreiben kann,
zum anderen aber auch, damit er als Person authentisch
bleibt. Training ist ein „People business“. Das heißt: Wenn
sich Unternehmen für einen Trainer entscheiden, dann tun
sie dies auch aufgrund von dessen Persönlichkeit. Deshalb
sollten Trainer auch als Person Flagge zeigen.
Interview: André Winter
Sabine
Prohaska.
Trainer leben
vom Feedback.
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