wirtschaft und weiterbildung 1/2019 - page 30

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
01_2019
anderem auch von Linkedin, Oracle und
Twitter übernommen wurde. Nähert man
sich mit dieser kritischen Sichtweise vor-
sichtig dem Thema OKR, dann fällt es
leichter, den Nutzen und Wert, den diese
Methode zweifellos hat, realistisch einzu-
schätzen.
Tool zur agilen Unternehmens-
steuerung
Zunächst gilt: OKR ist eine Methode
zum Umsetzen der Unternehmensziele
und zur agilen Unternehmenssteuerung.
Dabei erfolgt die Zieldefinition weitge-
hend in einem iterativen Prozess, in dem
zunächst folgende Fragen beantwortet
werden:
• „Wo wollen wir hin?“ (Objectives)
• „Wie messen wir, ob wir unser Ziel er-
reicht haben?“ (Key Results).
Die Zieldefinition erfolgt – wie das Über-
prüfen der Zielerreichung – unter einer
systematischen Einbindung der Mitarbei-
ter, jedoch anders als oft bei den klassi-
schen Zielvereinbarungssystemen nicht
im Jahresrhythmus. Vielmehr werden
die Objectives und Key Results, also die
OKRs, in Intervallen von zwei bis maxi-
mal vier Monaten definiert, wodurch sich
die Agilität und Reaktionsgeschwindig-
keit erhöhen soll.
Dabei soll das bereichs- und funktions-
sowie hierarchieübergreifende Vereinba-
ren der OKRs sicherstellen, dass alle Ak-
tivitäten in der Organisation auf die glei-
chen und wichtigsten Ziele ausgerichtet
sind. Zudem sollen durch den Einsatz der
OKR-Methode folgende organisationsent-
wicklerischen Ziele erreicht werden:
• Herunterbrechen der strategischen
Ziele auf Team- und Mitarbeiterebene
• Vereinbaren inspirierender und heraus-
fordernder Ziele, Erzeugen eines hori-
zontalen Alignments (Vermeiden eines
Silodenkens)
• Fokussierung auf die Unterneh-
mensziele auf der individuellen und
organisationalen Ebene
• Implementierung eines flexiblen und
unbürokratischen Zielvereinbarungs-
prozesses sowie eines kurzzyklischen
und agilen Zielumsetzungsprozesses
• eine partizipative Entwicklung der
Ziele (mit einem Mix aus top-down
und bottom-up)
• Verminderung der zentralen Steuerung,
Stärkung der Selbstorganisation.
Ähnlich wie bei anderen Methoden und
Systemen zur Strategieumsetzung wie
zum Beispiel der „Balanced Scorecard“
oder „Hoshin Kanri/Policy Deployment“
handelt es sich bei der OKR-Methode
nicht um ein grundsätzlich neues Kon-
zept. Die Methode geht vielmehr auf die
Im Silicon Valley liegt das Mekka des
Managements. Diesen Eindruck gewinnt
man seit einigen Jahren. Nicht nur, weil
Heerscharen von Managern und Beratern
zu diesem IT- und High-Tech-Standort
pilgern, um sich von den dort ansässi-
gen Unternehmen inspirieren zu lassen,
sondern auch, weil sie nicht selten von
dort revolutionäre Managementmethoden
mitbringen.
Hierzu zählt die Methode „Objectives
and Key Results“, die unter dem Kürzel
OKR seit ein, zwei Jahren auch in deut-
schen Unternehmen Einzug hält. Sie wird
zum Beispiel in einem im August 2018
im „Handelsblatt“ erschienenen Artikel
als „Wunderwaffe moderner Führungs-
kräfte“ bezeichnet, während zugleich
von den „üblichen Zielvereinbarungen
in deutschen Unternehmen“ behauptet
wird, sie hätten im Zeitalter agiler Füh-
rung ausgedient. Und garniert wird das
Ganze mit einer Aussage des Google-
Mitbegründers Larry Page: „OKR hat uns
dabei geholfen, nicht in Dimensionen von
zehn Prozent, sondern in Dimensionen
des Zehnfachen zu wachsen.“ Welcher
Manager bekommt bei einer solchen Er-
folgsaussicht nicht glänzende Augen?
OKR eine Wunderwaffe?
Selbstverständlich nicht!
Doch ist OKR tatsächlich eine Wunder-
waffe? Selbstverständlich nicht! Zum
einen ist die OKR-Methode nicht so neu,
wie sie gerne präsentiert wird. Sie wurde
bereits vor fast 20 Jahren beim heuti-
gen Internetgiganten Google eingeführt.
Zudem sagte Larry Page nicht „OKR
war die Ursache, dass wir in Dimensio-
nen des Zehnfachen wuchsen“, sondern
„OKR hat uns dabei geholfen“. OKR war
für Google also ein hilfreiches Tool, um
seine Entwicklungs- und Wachstumsziele
zu erreichen, weshalb die Methode unter
BETRIEBSWIRTSCHAFT.
Seit einiger Zeit geistert eine neue,
„Objectives and Key Results“ (OKR) genannte Management­
methode durch die Fachliteratur. Mit ihr sollen Unternehmen ihre
Strategieumsetzung verbessern und ihre Agilität steigern können.
Und da sie aus dem Silicon Valley stammt, greift eine wachsende
Zahl von Unternehmen begeistert zu.
Foto: adam121 / AdobeStock
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