wirtschaft + weiterbildung
01_2018
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von Reid zu der Aussage gedrängt werde,
er wünsche sich, dass sein Krebs weiter-
wachse.
Besser Selbstregulierung
als ein Gesetz?
Ahnungslos zusammengeschusterte Aus-
bildungen sind durchaus symptomatisch
für eine bestimmte Coaching-Szene, war-
nen Diplom-Psychologen schon seit Lan-
gem. Da bekommen Coachs eine Schmal-
spurausbildung in psychotherapeutischen
Methoden, die – falsch eingesetzt – beim
Klienten auch erheblichen Schaden an-
richten können. Zwar wissen die meisten
Coachs, dass sie keine Klienten mit psy-
chischen Problemen behandeln dürfen.
Allerdings fehlt ihnen oft ein praxisna-
hes Wissen, seelische Nöte richtig ein-
zuschätzen.
Die Diskussionsrunde, die sich auf dem
ICF-Coachingtag 2017 mit der Gesetzes-
initiative von Michael Siebel, Darmstadt,
auseinandersetzte, brachte kein Ergebnis,
aber aus den meisten Beiträgen war eine
eher ablehnende Tendenz herauszuhö-
ren. IHK-Manager Weingärtner war gegen
ein Gesetz, weil die Selbstregulierung
schon ganz gut funktioniere. „Kann man
machen, hätte für mich nicht höchste Pri-
orität“, meinte der Coach Markus Väth.
Der RTC habe noch keine abschließende
Meinung, so Sprecher Lutz Salamon (Nä-
heres siehe Kasten unten). ICF-Deutsch-
land-Präsidentin Tutschka konnte sich zu
einem „Ja, aber …“ durchringen.
Der ICF-Coachingtag fand erstmals in den
Gebäuden der MyQ-Messe in München
statt. Während es am ersten Tag ein Fach-
programm zu Themen wie „Coaching-
Business“, „Coach-Tech“, „Coaching in
Unternehmen“ und „Coaching in Politik
und Gesellschaft“ gab, konnten Coachs
und Trainer am zweiten Tag Live-Demos
ihrer Arbeit vorführen, um vom Publikum
bewertet zu werden. 65 Aussteller und 60
Referenten nahmen insgesamt teil. Der
Coachingtag 2018 soll am 15. und 16. No-
vember 2018 in München stattfinden.
Bärbel Schwertfeger
RTC möchte Definitionshoheit
Der RTC legt Wert darauf, dass die Definitionshoheit rund
um die Dienstleistung „Coaching“ bei den professionellen
Coachs selbst liegen muss – also beim RTC als der „ein-
zigen Interessenvertretung aller relevanten Berufs- und
Fachverbände“ in diesem Kontext. Diese Definitionsho-
heit solle „gegebenenfalls“ per Gesetz vom Staat klarge-
stellt werden. Nur so könne die Qualität im Coaching weiter
gesteigert und gesichert werden.
Der RTC hat sich bezüglich der Gesetzesinitiative von
Michael Siebel noch nicht festgelegt. Da alle Experten des
RTC bei ihren (sie entsendenden) Herkunfts-Verbänden
Rücksprache halten müssten, könne man nicht immer
gleich einen Konsens verkünden, auch wenn die Position
des RTC absehbar erscheine. Das bedeute aber nicht, dass
eine einheitliche Meinung nicht hergestellt werden könne.
Vorab war vom RTC zu erfahren:
· Natürlich könne nur der Staat Gesetze erlassen und
durchsetzen. Der RTC fordere aber, fachliche Definitionen
selbst festlegen zu dürfen. Als Zusammenschluss vieler
Coaching-Verbände baue er gerade im Coaching-Markt
eine starke Reputation auf und wolle so zu „der“ maßgeb-
lichen, fachlichen Stimme bei der Definition von Coaching-
Begriffen und Ausbildungsverfahren werden.
· Ein entsprechendes staatliches Gesetz könne im Idealfall
die Definitionshoheit des RTC festschreiben und Anbieter,
die den (dann staatlich sanktionierten) Kriterien des RTC
nicht entsprechen, verbieten.
RTC-Stellungnahme.
Der Roundtable der Coachingverbände (RTC) versteht sich als Interessen-
gemeinschaft der wichtigsten Coaching-Verbände im deutschsprachigen Raum. Er hat keine
offizielle Rechtsform, sondern regelt seine Aktivitäten über eine „Vereinbarung“.
Draufhauen?
Wenn der Staat
mit strengen
Gesetzen in den
Coaching-Markt
eingriffe, könnte
Wildwuchs rasch
verboten werden.
Im RTC
nd folgende Coa-
ching-Verbände vertreten: Austrian Coaching Council (ACC),
Berufsverband für Training, Beratung und Coaching e.V.
(BDVT), Deutscher Bundesverband Coaching e.V. (DBVC),
Deutscher Coaching Verband e.V. (DCV), Deutsche Gesell-
schaft für Coaching e.V. (DGFC), Deutsche Gesellschaft
für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie
(DGSF), Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSV),
Deutscher Verband für Coaching und Training e.V. (DVCT),
European Association for Supervision and Coaching e.V.
(EASC), European Mentoring and Coaching Council (EMCC),
Gesellschaft für Personzentrierte Psychotherapie und
Beratung e.V. (GWG), International Coach Federation (ICF),
Qualitätsring Coaching und Beratung e.V. (QRC) und die
Systemische Gesellschaft e.V. (SG).
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