Wirtschaft und Weiterbildung 1/2018 - page 47

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wirtschaft + weiterbildung
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den RTC eine Stunde vor Sitzungsbeginn
des halbjährlich stattfindenden Live-
Treffens erreicht, schreibt Lutz Salamon,
Pressesprecher des RTC. Die Agenda sei
bereits eng getaktet gewesen und daher
sei keine Zeit zur eingehenden Bearbei-
tung geblieben. Nach kurzer Diskussion
sei das Thema für unerwartet komplex
befunden und vertagt worden. Aufgrund
anderer Prioritäten sei man bisher nicht
weitergekommen. „Bezüglich einer ge-
setzlichen Regulierung gibt es grund-
sätzlich eine klare Position des RTC“, so
Salamon. Der RTC lege Wert darauf, dass
der Staat die Definitionshoheit der Profes-
sion Coach an die Professionellen selbst
delegiere (beziehungsweise dort belasse)
– also an den RTC als einzige Interessen-
vertretung aller relevanten Berufs- und
Fachverbände. „Nur so kann unserer
Überzeugung nach nachhaltig die Quali-
tät im Coaching weiter gesteigert und ge-
sichert werden“, so Salamon. Bezüglich
möglicher Umsetzungsformen sei man
sich im RTC aber noch unklar.
Nun stellte der hessische SPD-Politiker
Michael Siebel, der selbst auch als Coach
tätig ist, auf dem Coachingtag der In-
ternational Coaching Federation (ICF)
seine ganz eigene Gesetzesinitiative vor.
Er wisse, wie man Gesetze schreibe und
ein Gesetz hätte den Vorteil, dass es ein-
heitliche Vorgaben gebe, was ein Coach
zur Ausübung seines Berufs vorweisen
müsse, warb Siebel für seine Initiative.
Dabei bildeten die vom RTC verabschie-
deten Qualitätsstandards eine „fundierte
Grundlage“. Coach dürfe sich so nur be-
zeichnen, wer eine zertifizierte Coaching-
Ausbildung bei einem der im RTC ver-
tretenen 14 Coaching-Verbände oder an
einer Hochschule absolviert habe. „Die
Kunden können sich sicher sein, dass
ein zertifizierter Coach auch Qualität
bringt“, so Siebel, der gerade eine Ausbil-
dung in Sachen Pferde-Coaching macht.
Seine Initiative würde dazu führen, dass
der Markt bereinigt werde und das sei
auch gut so. Denn der Wettbewerb um
die Coaching-Kunden werde härter. Der-
zeit wachse der Coaching-Umsatz um
zehn Prozent pro Jahr. „Die Verbände
haben die Verpflichtung, dass diese Um-
satzsteigerung pro Jahr aufrechterhalten
wird“, forderte Siebel. Das sei letztlich
aber nur zu erreichen, wenn die Coachs
kontinuierlich neue Märkte erschließen
würden. Im Visier hat der Politiker dabei
vor allem Schüler und Arbeitslose, aber
auch Mitarbeiter in den Sozialberufen
wie zum Beispiel Krankenschwestern. Im
Prinzip seien das alle Menschen, die man
als „kleine und einfache Leute“ bezeich-
nen könne. Und die sollten durch ein
Coaching-Gesetz geschützt werden. An
den Schulen und in den Arbeitsämtern
habe doch bisher keiner eine Ahnung
von Coaching. Daher könne ein Gesetz
hier sehr gut helfen. Dasselbe gelte für
kleinere und mittlere Unternehmen.
„Ich will ein Gefühl bekommen, ob
es sich lohnt, mit dem Gesetzentwurf
weiterzumachen“, erklärte Siebel und
schaute dabei den Anwesenden auf dem
ICF-Coachingtag tief in die Augen. Im
RTC gebe es bisher keine endgültige Mei-
nung zu der vorgestellten Gesetzesinitia-
tive des SPD-Mannes, erklärte RTC-Spre-
cher Salamon. Markus Väth, Psychologe
und Coach sowie Experte für New Work,
gab zu bedenken: „Dem Kunden ist das
Foto: ICF Deutschland, Ben Donderer
Michael Siebel.
Der
Darmstädter Coach
und SPD-Politiker wirbt
bei Kollegen um Unter-
stützung für seine
Gesetzesinitiative.
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