Wirtschaft und Weiterbildung 1/2018 - page 46

training und coaching
46
wirtschaft + weiterbildung
01_2018
fikation von Coachs dient. Die Schweizer
haben ein Bundesdiplom mit dem Namen
„Supervisor-Coach“ verabschiedet. Portu-
gal plant, die gesetzliche Regulierung von
Coaching und Therapie zusammenzu-
fassen. Italien ist in der Beratungsphase
eines Gesetzentwurfs zur Regulierung
von Coaching. Es tut sich weltweit etwas
in Sachen Regulierung. Und in Deutsch-
land?
Bereits im November 2016 gab es einen
offenen Brief „Frisst das Coaching seine
Kinder? Eine ordnungs- und marktpo-
litische Stellungnahme vor der Selbst-
aufgabe!“ zum Titelschutz für Coachs.
Initiatoren waren unter anderem Elke
Berninger-Schäfer, Uwe Böning, Anna
Dollinger, Professor Siegfried Greif, Tho-
mas Hoefling, Professorin Heidi Möller
und Professor Frank Strikker. „Der seri-
öse Beruf des (Business-)Coachs verlangt
eine akademische und staatliche Aner-
kennung. Nur ein eindeutiger Titelschutz
sichert die weitere Entwicklung der seri-
ösen und wissenschaftlich begründeten
Profession Coaching“, heißt es in diesem
offenen Brief.
Die „Definitionshoheit“ sollte
nicht beim Staat liegen
Spätestens seit der Veröffentlichung der
wissenschaftsmethodisch fragwürdigen
wie weitgehend intransparenten Ran-
kinglisten, die ohne die Absicherung
erkennbarer Qualitätskriterien veröffent-
licht wurden, sei nach Ansicht der Brief-
schreiber eine Situation entstanden, die
dringend einer ordnungspolitischen Rege-
lung bedürfe, um eine professionelle Aus-
übung von „Coaching“ zu sichern und
Kunden vor fachlichen Irreführungen und
Schaden zu bewahren. Die gemeinsamen
Qualifikations- und Qualitätskriterien des
RTC (Round Table Coaching) würden
nicht ausreichen. Daher seien schnell
angemessene Schritte in Richtung Poli-
tik und Öffentlichkeit umzusetzen. Doch
passiert ist bisher nichts. Der Brief habe
In den USA wurden gerade in drei Bun-
desstaaten Gesetze zum Coaching verab-
schiedet. In Österreich gilt Coaching als
Gewerbe im Rahmen eines Beraterberufs
und bedarf eines speziellen Befähigungs-
scheines. In Frankreich hat sich die Defi-
nition „Professionelles Coaching“ so stark
etabliert, dass sie sogar zur Steueridenti-
Gesetzesinitiative will
Coaching-Markt regulieren
ICF-COACHINGTAG.
Brauchen wir ein Gesetz, das den deutschen Coaching-Markt reguliert?
Der Coach und SPD-Politiker Michael Siebel aus Darmstadt hat jetzt einen von ihm
entworfenen Gesetzesentwurf auf dem ICF-Coachingtag in München vorgestellt und um
Feedback gebeten. Die Reaktion der anwesenden Coachs war eher verhalten.
Markttransparenz.
Im vergangenen Jahr
sorgte das „Top Coach Siegel“ des Netz-
werks „Xing“ und des Magazins „Focus“
aufgrund eines unseriösen Vorgehens
für Entsetzen bei Coachs und den Coa-
ching-Verbänden. Wir berichteten in Heft
9/2016 (Foto). Nun verhandelt Xing mit
neuen Gesprächspartnern über Möglich-
keiten, die Dienstleistung „Coaching“ zu
bewerten.
Als ein möglicher Kooperationspartner
ist die Universität Salzburg im Gespräch. Dort besteht man
darauf, dass eine Analyse des Coaching-Markts von Anfang
an wissenschaftlich seriös ablaufen müsse. Eine Möglich-
keit bestehe darin, die Qualität eines Coaching-Prozesses zu
messen. Dazu müssten Coach und Coachee jeweils mittels
Fragebogen einen gemeinsamen Coaching-Prozess schildern
und bewerten. Pro Coach sollen mindestens fünf Coaching-
Prozesse unter die Lupe genommen werden. Dabei könnte
der Coachee zum Beispiel nach der Zielerreichung und
dem Verhalten des Coachs gefragt werden. Xing spricht
derzeit neben der Uni Salzburg auch mit dem „Roundtable
Coaching“ (RTC) und dem Handelsblatt-Verlag. Neben der
Universität Salzburg soll auch Professor Siegfried Greif, Uni
Osnabrück, in das Vorhaben involviert sein.
Prozesse bewerten
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...68
Powered by FlippingBook