wirtschaft und weiterbildung 1/2017 - page 30

personal- und organisationsentwicklung
30
wirtschaft + weiterbildung
01_2017
Übungen wechseln sich mit Impulsvor-
trägen, Einzelreflexionen und einem
Austausch in Gruppen ab. Neue (Medi-
tations-)Methoden werden stets gemein-
sam geübt, unter der Woche in den Alltag
integriert und im darauf folgenden Modul
reflektiert.
Die Achtsamkeitsmeditation ist leicht er-
klärt und die Technik schnell vermittelt.
Es erfordert jedoch unbedingt eine wö-
chentliche Begleitung, damit die Teilneh-
mer die über die Übungen gemachten Er-
fahrungen richtig einordnen können. Des-
halb ist das Training modular aufgebaut
und erstreckt sich über einen Zeitraum
von mindestens zehn Wochen. Die Teil-
nehmer können von Termin zu Termin
entscheiden, ob sie zum Vor- oder zum
Nachmittagstermin kommen, um eine
höhere Teilnahmequote zu ermöglichen.
Ferner hat die Kleingruppe die Aufgabe,
Teilnehmer über die Inhalte und Metho-
den von möglicherweise verpassten Mo-
dulen aufzuklären.
Insgesamt haben an dem Training vier
Hierarchieebenen teilgenommen. Für
Führungskräfte und für Mitarbeiter ohne
Führungsverantwortung gab es teilweise
unterschiedliche Übungen und Inhalte.
Die Anwesenheit von zwei Trainern
machte dies möglich. In manchen Re-
flexionsrunden wurden die Sichtweisen
der verschiedenen Hierarchieebenen auf
einen bestimmten Sachverhalt explizit he-
rausgearbeitet, um über diese Perspektiv-
vielfalt Lernprozesse anzustoßen. Den ge-
legentlich starken Vorbehalten gegenüber
dem Thema „Achtsamkeit“ (Vorwurf der
Esoterik) wurden wissenschaftliche Er-
kenntnisse und Studien entgegengesetzt.
Außerdem wurden die Teilnehmer dafür
sensibilisiert, wie sie über ihre gemachten
Meditationserfahrungen am besten mit
den Kollegen, die nichts über Achtsam-
keit wissen, reden könnten. Denn Erfah-
rungen aus vergleichbaren Unternehmen
zeigen, dass Achtsamkeitstrainings häu-
fig mit Skepsis betrachtet werden und die
Absolventen mit ironischen Bemerkun-
gen von Kollegen zu rechnen haben.
Es wurden vier Hierarchieebe-
nen trainiert
Der modulare Aufbau der Veranstaltung
erlaubte es, zu Beginn jedes Moduls die
vergangene Arbeitswoche gemeinsam zu
reflektieren: Was wurde aus dem letzten
Modul umgesetzt? Mit welchem Erfolg?
Welche Hürden gab es bei der Umset-
zung? Bedarf es weiterer Hilfestellungen?
Gibt es offene Fragen? Welche Verände-
rungen kann jeder Einzelne bislang fest-
stellen? Die Teilnehmer stellen Beispiele
aus ihrem Arbeitsalltag vor, die dann von
den Kollegen und den Trainern wohlwol-
lend erörtert werden. Mit dem Schreiben
des Journals am Ende eines jeden Moduls
reflektieren die Teilnehmer ihre Erkennt-
nisse. Auch der Fortschritt bezüglich der
selbst gesetzten Ziele wird so wöchent-
lich reflektiert. Außerdem legen alle für
sich am ersten Tag persönliche Lernziele
fest und reflektieren diese jede Woche in
ihrer Kleingruppe.
Diese Gruppen wurden möglichst aus
Mitarbeitern einer Hierarchieebene gebil-
det, sodass eine gewisse Nähe der Anlie-
gen und Problemstellungen wahrschein-
licher war. Der gesamte Abschlusstag
verfolgte primär das Ziel, das Gelernte
tiefer zu verankern und den nachhalti-
gen Transfer über Selbstvereinbarungen
(auch auf Gruppenebene) abzusichern.
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Er-
gebnispräsentation wurden unter ande-
rem die Selbstvereinbarungen aufgegrif-
fen und auf ihre Umsetzung und weitere
Relevanz hin überprüft. Am Ende eines
jedes Moduls waren die Teilnehmer auf-
gefordert, über Feedback an die Trainer
auf den weiteren Prozess einzuwirken.
Die Trainer hatten die Aufgabe, die best-
mögliche Lernumgebung zu gestalten.
Über das Training hinaus wurde für 20
interessierte Teilnehmer eine Workshop-
R
Aktueller Buchtipp.
Das sehr empfehlens­
werte Buch der Hirnforscherin Dr. Karolien
Notebaert und des Coachs Peter Creutzfeldt ist
gerade in der zweiten Auflage erschienen. Der
ganze Inhalt dreht sich darum, wie Achtsamkeit
(„Mindfulness“) hilft, Stress zu reduzieren und
bessere Entscheidungen zu treffen.
Das Buch überzeugt auch BWLer und Inge­
nieure, die bislang der Meditation skeptisch
gegenüberstanden. Der Trick der Autoren:
Sie erklären Achtsamkeit erst einmal wissen­
schaftlich, bringen dann nachvollziehbare
Beispiele aus dem Berufsalltag und zeigen,
wie man Schritt für Schritt Achtsamkeit in sein
Leben integrieren kann. Der Leser lernt nicht nur acht­
sames Sitzen oder Gehen, sondern auch achtsames Rei­
sen, achtsames Essen, achtsames Kommunizieren und
das achtsame Wahrnehmen von aufwallenden Emotionen.
Die Hirnforscherin leitet auch die Beratungsgesellschaft
„Notebaert Consulting“
ein Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, neu­
este Erkenntnisse aus der Hirnforschung für das Business
nutzbar zu machen.
Karolien Notebaert und Peter Creutzfeldt:
„Wie das Gehirn
Spitzenleistung bringt: Mehr Erfolg durch Achtsamkeit.
Methoden und Beispiele für den Berufsalltag“, Verlag
Frankfurter Allgemeine Buch, 2. Auflage 2016, 224 Seiten,
24,90 Euro.
Achtsamkeit in Beispielen
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