wirtschaft und weiterbildung 1/2017 - page 22

titelthema
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wirtschaft + weiterbildung
01_2017
People-Talk („Markus Lanz“, „NDR-Talk­
show“, „Drei nach neun“, „Bettina und
Bommes“, „Kölner Treff“, „Nachtcafé“).
Der People-Talk wir auch als „Soft-Talk“
bezeichnet, weil hier das Gesprächsklima
von einer großen Harmonie geprägt ist.
Es werden verschiedene prominente
Menschen eingeladen. Jeder gibt von
sich Persönliches preis und berichtet von
einem seiner neuesten Projekte (Buch,
Film, Theater …).
Warum beim Polit-Talk die
Chancen größer sind
Die Zuschauer wollen Geschichten er­
zählt bekommen. Wenn Politiker in den
People-Talk eingeladen werden, geht es
eher um persönliche Schicksalsschläge
als um die Tagespolitik. Medienbera­
ter Maass ist sich sicher, dass selbst die
bekanntesten Trainer nicht prominent
genug sind, um zum People-Talk einge­
laden zu werden. Seltene Ausnahmen be­
stätigen die Regel.
Für Trainer, Berater und Speaker lohnt es
sich laut Maass eher, auf eine Einladung
zum Polit-Talk hinzuarbeiten. Das mag
überraschen, aber die großen Polit-Talk­
shows kümmern sich nicht nur um die
große Politik, sondern beschäftigen sich
auch mit den unterschiedlichsten gesell­
schaftlichen Themen – von der Angst der
Bürger vor dem Verbrechen bis hin zur
Geldanlage in Zeiten niedriger Zinsen.
Der Polit-Talk ist in erster Linie ein Hard-
Talk. Jede Sendung hat nur ein einziges
Thema, das von verschiedenen Stand­
punkten aus beleuchtet wird. Zu den
kontroversen Positionen, die von der Re­
04.
... der Unterhaltungswert
eines Gastes genauso wichtig
ist wie seine
Kompetenz
05.
... aufkommende Langweile
durch
Einspielfilme und
Bürger-Anwälte
bekämpft wird
06.
... Quote und die
„Performance“
der Gäste
wichtige Erfolgskriterien sind.
oder vier Millionen Menschen live im
Fernsehen gesehen wird. Es ist auch kein
Geheimnis, dass sich nach einem TV-Auf­
tritt die eigenen Bücher wesentlich besser
verkaufen, die Newsletter-Abos explodie­
ren und dass man viel häufiger als Redner
gebucht wird als früher. Am schönsten
ist es aber, wenn einem wesentlich mehr
Hochachtung entgegengebracht wird,
nur weil man einmal bei Maybrit Illner,
Sandra Maischberger oder einem anderen
Moderator zu Gast war.
Siegfried Haider, Gründer der German
Speakers Association und Inhaber einer
Redneragentur, wurde zum Beispiel Ende
2012 in Frank Plasbergs Sendung „Hart
aber fair“ eingeladen. Damals ging es
darum, ob Politiker wie Peer Steinbrück
als Kongressredner üppige Honorare
einstreichen dürfen sollten oder nicht.
Haider verteidigte Steinbrück, legte sich
mit einer Vertreterin der Linkspartei an
und erklärte die Mechanismen der deut­
schen Speakerszene so realitätsnah, dass
die Zuschauer ein gutes Verständnis für
diesen Markt entwickeln konnten. Noch
heute werde er voller Bewunderung auf
diesen Auftritt angesprochen, berich­
tet Haider. Am überraschendsten sei für
ihn aber gewesen, dass er in den Tagen
nach der Sendung 3.000 Mails bekom­
men habe. Immerhin 700 davon seien
ernsthafte Anfragen zu seinen Dienstleis­
tungen gewesen.
Wer wie Haider sich im Glanz einer
TV-Sendung sonnen will, muss sich im
Gegenzug aber auch auf die Spielregeln
einlassen, die im deutschen Talkshow-
Business gelten. Zunächst sollte man
zur Kenntnis nehmen, dass es zwei
Arten von Talkshows gibt: den Polit-Talk
(„Anne Will“, „Maybrit Illner“, „Sandra
Maischberger“, „Hart aber fair“) und den
R
Siegfried Haider.
„Die Einladung, bei ‚Hart aber fair‘ aufzutreten, war
in den Augen meiner Kunden quasi ein Ritterschlag für mich.“
Foto: Jens Krick
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