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wirtschaft + weiterbildung
01_2017
Foto: Pichler / Foto rechts: Thyssen-Krupp
THYSSEN-KRUPP-ACADEMY.
Seit zehn Jahren unterstützt
die Thyssen-Krupp-Academy den ehemaligen Stahl- und
heutigen Technologiekonzern und dessen Mitarbeiter
dabei, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Wir
waren bei der Geburtstagsfeier Anfang November 2016 in
der Essener Konzernzentrale dabei.
Wer sich Journalisten einlädt, muss es ertragen, wenn unange-
nehme Fragen gestellt werden. Die Thyssen-Krupp-Academy
beging Anfang November ihren zehnten Geburtstag und feierte
ihn mit einem „Tag der offenen Tür“ und einer Pressekonfe-
renz. Ein Lokaljournalist konnte sich die Frage nicht verknei-
fen, ob es neuerdings auch Seminare zum Thema „Lernen aus
dem Brasilien-Desaster“ gebe. Die Thyssen Krupp AG hatte vor
Jahren in der Nähe von Rio de Janeiro ein Stahlwerk gebaut,
das sich zu einer echten Fehlinvestition entwickelte.
Oliver Burkhard, Personalvorstand der Thyssen Krupp AG, ließ
sich durch die Stichelei nicht aus der Ruhe bringen. Er antwor-
tete: „Ich glaube, dass eine ganze Reihe von Menschen damals
gesehen haben, dass wir in Brasilien auf ein Riff zusteuern.“
Diese Leute hätten es aber vorgezogen, ihre Bedenken für sich
zu behalten, um nicht als Angsthasen dazustehen. Burkhard
betonte, dass er ein Seminar mit dem Titel „Brasilien verhin-
dern“ für zu vergangenheitsbezogen halte und dass er sich
stattdessen dafür eingesetzt habe, dass das Thema „angstfreie
Kommunikation“ Teil der Führungskräfteentwicklung werde.
„Wenn keiner mehr Angst hat, zu sagen, dass etwas falsch
läuft, dann können wir den vor rund fünf Jahren gestarteten
Wandel unserer Unternehmenskultur als abgeschlossen be-
trachten.“
Dieser Kulturwandel habe zum Beispiel dazu geführt, dass
Führungskräfte Strategien entwickelten, wie sie gemeinsam
vor Fehlentwicklungen warnen könnten, sodass ein Einzelner
Wichtigstes Lernziel:
Angstfreie
Kommunikation
nicht Gefahr laufe, in die Rolle eines Querulanten zu rutschen.
Der Vorstand habe seinerseits mehr Kommunikationskanäle
als früher geöffnet, damit man problemloser mit ihm in Kon-
takt treten könne. „Es gab hier früher ein sehr hierarchisches
System. Außerdem fehlte eine moderne Feedback-Kultur, die
wir jetzt mit massiver Unterstützung der Academy installiert
haben“, so Burkhard.
Vom Stahl- zum Technologiekonzern
Sich auch bei schwierigen Themen klar zu positionieren, das
hat der 44-jährige Personalvorstand übrigens nicht in einem
Kommunikationsseminar gelernt. Nach eigenen Angaben
hat Burkhard noch nie ein Seminar besucht. Das sei keine
bewusste Entscheidung gewesen, es habe sich einfach nicht
ergeben. Der studierte Betriebswirt hat alles, was eine Füh-
rungspersönlichkeit braucht, in der Praxis auf dem Weg vom
„kleinen“ Gewerkschaftssekretär zum IG-Metall-Chef von
Nordrhein-Westfalen gelernt. Wenn er nicht Personalvorstand
geworden wäre, hätte Burkhard Insidern zufolge gut Chancen
gehabt, in den nächsten drei Jahren zum Vorsitzenden der IG-
Metall, der größten Gewerkschaft Deutschlands, gewählt zu
werden.
Nun darf er daran mitarbeiten, Thyssen-Krupp neu zu erfin-
den. Trotz Brasilien will sich der Konzern nicht aus dem Stahl-
geschäft zurückziehen. Gleichwohl verstehen sich die Essener
Thyssen-Krupp AG (von links).
Oliver Burkhard, Personalvorstand, und
Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsit-
zender, gratulieren Dr. Janin Schwartau,
Co-Geschäftsführerin der Academy, und
Dr. Detlef Hunsdiek, Geschäftsführer der
Academy, zum zehnjährigen Jubiläum.
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