wirtschaft und weiterbildung 11-12 /2017 - page 46

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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2017
Auch deutsche MBA-Programme sind auf
den Digitalisierungs-Trend aufgesprun-
gen. Am weitesten geht dabei die Goe-
the Business School in Frankfurt, die im
September erstmals mit ihrem „Master
in Digital Transformation Management
(MBA)“ startete. Initiiert wurde der neue
Studiengang vom House of IT, einem von
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ge-
meinsam getragenen Zentrum zur Förde-
rung innovativer Informations- und Kom-
munikationstechnologien, in Kooperation
mit der Goethe Business School sowie
den Universitäten Darmstadt, Frankfurt
und Kassel.
Der erste Digital-
Transformation-MBA
Doch ist dafür gleich ein spezialisierter
MBA notwendig? Es habe schon inten-
sive Diskussionsprozesse gegeben, sagt
Professor Roland Holten, akademischer
Direktor des Programms. Aber letztlich
brauche man einen MBA in diesem Be-
reich, um Manager für das Vorstands-Le-
vel aufzubauen. „Das ist mit Sicherheit
ein waschechter MBA und nicht nur ein
verkaufsträchtiges Label“, betont der
Wirtschaftsinformatiker. „Wir wollen,
dass Manager entscheidungsfähig sind
und wissen, was ein IT-Tool kann und
was nicht.“ Die Kernidee dahinter sei es,
mit mehr Daten auch mehr Informatio-
nen zu generieren, um Prozesse im Un-
ternehmen besser zu steuern.
Big Data sei ein relativ unscharfes Kon-
glomerat, wozu manche auch Maschi-
nenlernen und Künstliche Intelligenz
zählten. Im Grunde genommen sei das
nichts Neues und Führungskräfte nütz-
ten schon immer aggregierte Daten, wie
zum Beispiel die Verkaufszahlen in einer
Region. Allerdings hätten die Menge
der Daten und die Möglichkeiten, diese
Menge schnell zu verarbeiten, enorm
zugenommen. So biete die Big-Data-Soft-
ware „HANA“ von SAP heute modernste
Rechentechnik in der Cloud und lasse
sich auch im Unterricht einsetzen. „Die
Teilnehmer bekommen einen Datensatz
und können selbst mithilfe von vorher
programmierten Algorithmen eine be-
stimmte Fragestellung untersuchen“, so
der Professor. Dabei sollen sie auch ler-
nen, dass Computer eben nicht intelligent
sind, sondern nur nach Korrelationen su-
chen und man stets eine Theorie braucht,
um das generierte Wissen auch richtig
interpretieren zu können.
Das Studium dauert drei Semester. Im
ersten Semester stehen die klassischen
BWL-Grundlagenfächer wie Accounting,
Finance und Strategie im Lehrplan. „Die
ändern sich nicht, nur weil es Digitalisie-
rung gibt“, so der Professor. Im zweiten
Semester gibt es die Concentration-Kurse,
stets mit dem Wort „digital“ geschmückt
wie „Digital Marketing“ und „Digital
Leadership“. Das sei natürlich auch der
Produktplatzierung geschuldet. Im dritten
Semester werden sieben Wahlkurse ange-
boten. Dazu gehören unter anderem „Di-
gital Success Stories and Disruptive Tech-
nologies“, „Smart Industry and Digital
Trends“ oder „Digitalization in Finance“.
Das breite Spektrum sei notwendig, weil
die Teilnehmer aus verschiedenen Bran-
che kämen, meint der Professor. „Ein
Banker interessiert sich nun mal nicht
so für Roboter.“ Die 35 Teilnehmer des
aktuellen, berufsbegleitenden Studien-
gangs arbeiten unter anderem bei Opel,
DB Netz, Lufthansa, der Telekom und der
training und coaching
„Digitalisierung ist ein Führungsthema“,
betonte Ursula von der Leyen im Sep-
tember auf einer Konferenz zur digitalen
Transformation in München. Heute gehe
es nicht mehr darum, Informationen
zu bekommen, sondern richtig mit der
vorhandenen Datenmenge umgehen zu
können. „Das schwierigste Thema ist für
mich das Thema Algorithmen“, betonte
die Verteidigungsministerin. „Algorith-
men basieren stets auf bestimmten An-
nahmen, die wir kennen müssen und es
sind immer nur Wahrscheinlichkeiten.“
Der Umgang mit Algorithmen sei daher
in erster Linie eine Führungsaufgabe.
Manager müssten das Prinzip hinter den
Algorithmen verstehen und dürften das
Thema nicht auf die IT-Abteilung abschie-
ben.
Die Ministerin beschrieb etwas, das auch
den Business Schools auf den Nägeln
brennt. Auch die MBA-Schmieden haben
sich auf die neuen Herausforderungen
namens „Big Data“ eingestellt. So zeigt
eine Umfrage des Bildungsdienstleisters
Kaplan, dass 72 Prozent von 209 befrag-
ten US-Schulen bereits Kurse in Data
Science oder Big Data anbieten. Weitere
13 Prozent überlegen, sie künftig auch
durchzuführen. Zudem haben 28 Prozent
der befragten Schulen sogar Kurse in Soft-
wareentwicklung oder Programmierung
im Programm. Das entspricht offenbar
ganz den Wünschen der Unternehmen.
Für sie gehört die Analyse von Big Data
zu den am schwierigsten zu findenden
Fähigkeiten, die sie von MBA-Absol-
venten neuerdings verlangen. Das will
zumindest eine Umfrage der britischen
Tageszeitung „Financial Times“ bei welt-
weit 48 Arbeitgebern in zwölf Branchen
herausgefunden haben.
Die Digitalisierung erreicht
die MBA-Lehrpläne
EXECUTIVE MBA.
Big Data, Business Analytics und Algorithmen – Führungskräfte
müssen heute wissen, was dahintersteckt und wie sie damit umgehen. Gute Executive-
MBA-Programme haben die Themen daher bereits in ihre Studiengänge integriert.
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