wirtschaft und weiterbildung 11-12 /2017 - page 23

Mangel erleben.
Ein Perspektivenwechsel kann auch darin
bestehen, zum Beispiel in einer Berghütte
zu übernachten, die kein fließendes Was-
ser hat. Durch das Erleben von Mangel
wird uns die Fülle, in der wir leben, erst
wieder bewusst. Oder anders formuliert:
Unglücksmomente helfen enorm, um
Glücksmomente erkennen zu können
und den Blick auf das Wesentliche zu
lenken.
Grundl liefert keinen Ratgeber,
sondern eine Lebensschule
Das Buch „Verstehen heißt nicht einver-
standen sein“ hält eine Überraschung
bereit: Nachdem das Verstehen als Le-
bensaufgabe ausführlich erklärt wurde,
endet das Buch nicht etwa. Grundl macht
klar, dass zuhören und verstehen erst der
Anfang einer Entwicklung zu einer reifen
Persönlichkeit sind. Denn quasi automa-
tisch folgt auf das differenzierte Bewerten
und den Perspektivenwechsel die Fähig-
keit, einen eigenen Standpunkt einzuneh-
men, an Haltung zu gewinnen und immer
konsequenter zu handeln. An der Spitze
dieser Erfolgsleiter steht ein Mensch, der
eigenen Überzeugungen folgt und sogar
eine Ahnung vom Sinn seines Lebens hat.
Grundls neuestes Buch ist bei Weitem
mehr als ein Leitfaden in Sachen Wahr-
nehmung und Denken. Es ist eine Le-
bensschule und eine Anleitung zu einem
erfüllten Berufs- und Privatleben.
Wie es der Zufall so will: Vor genau 20
Jahren starb der berühmte Vordenker
zum Thema „Sinn“ und Gründer der
Logotherapie Viktor Frankl (siehe auch
Seite 62). Grundl – immer bestrebt, eine
„bessere Version seiner selbst“ zu werden
– kann für sich zusätzlich in Anspruch
nehmen, zumindest für Berufstätige eine
modernere und konkretere Version von
Viktor Frankl zu sein. Der Leadership-
Trainer und Menschenentwickler macht
in seinem neuesten Buch klar, dass es
eine Frage der Selbstverantwortung ist,
den Sinn seines Lebens zu finden. „Wozu
tue ich das?“ und „Was haben andere
davon, dass ich geboren wurde?“, schlägt
Grundl als die zwei wichtigsten Leitfra-
gen vor. Es hilft, die Sinnsuche damit zu
beginnen, auf die eigenen Handlungen zu
schauen. Grundl: „Du bist, was du tust.
Du wärst gerne, was du sagst.“
Einer Idee dienen, die größer
ist als man selbst
Sinn ist für Grundl auf einen Zweck ge-
richtet, der anderen einen Nutzen stiftet.
Zu seinem Sinn kommt man nur, wenn
man den Blick nach innen richtet, sich
selbst beobachtet, befragt und das findet,
was in einem liegt. Grundl hat für diese
Suche nach eigenen Angaben sieben
Jahre gebraucht. Jetzt lautet sein Satz:
„Ich diene der Entwicklung des Men-
schen, und das mit allem, was ich habe.“
Martin Pichler
R
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