wirtschaft und weiterbildung 11-12 /2017 - page 14

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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2017
30-JÄHRIGES JUBILÄUM.
Josef W. Seifert baute als
Personalentwickler im BMW-Werk München das
Führungstraining auf. 1987 machte er sich mit dem
Trainingsinstitut „Seifert & Partner Führungstrainings“
selbstständig. Es trägt heute den Namen „Moderatio“.
Seifert hat mit „Visualisieren/Präsentieren/Moderieren“
das erfolgreichste Buch des Gabal-Verlags geschrieben –
gezählt wurden über 500.000 verkaufte Bücher seit 2001.
Sie spezialisierten sich recht früh schon auf das Thema
„Moderation“. Wie kam es dazu?
Josef W. Seifert:
Ich wurde von Anfang an von den unterschied-
lichsten Unternehmen eingekauft, umWorkshops zu moderieren
und um ausgesuchten Mitarbeitern das Moderieren beizubrin-
gen. Meine thematische Ausrichtung wurde quasi vom Markt an-
gestoßen und da ich der Meinung war, dass ein Trainingsinstitut
eine Spezialisierung braucht, um sich auf unserem unübersicht-
lichen Anbietermarkt durchzusetzen, bin ich mit Begeisterung
losmarschiert – zumal das Moderieren gut zu meiner Persönlich-
keit und dem von mir bevorzugten Denken in Prozessen passt.
Sie selbst haben in Ihrer Anfangsphase fast alle Moderations-
Pioniere Deutschlands erlebt und von ihnen gelernt. Was
machte anschließend Ihre eigene Art zu moderieren zu etwas
Besonderem?
Seifert:
Mir fehlte bei der damals praktizierten Art der Mode-
ration eine Struktur, die eine Hilfe geboten hätte, die Komple-
xität eines Themas zu reduzieren. Ich hatte den Eindruck, die
Menschen in den Unternehmen wollen etwas, was Halt bietet.
Und so entwickelte ich einen sechsstufigen Moderationszyklus,
der allgemein genug gehalten ist, um zu jeder Art von Thema
und zu jedem Moderationsanlass zu passen. Ich denke, unsere
Kunden kommen zu uns, weil wir strukturiert und praxisnah
arbeiten und ihnen die Sicherheit geben, dass unsere Art zu
moderieren sie weiterbringt.
Foto: Pichler
„Online-Moderation
wird Milliarden-
markt werden“
Sie können es wohl am besten beurteilen, ob 30 Jahre
Moderation in der deutschen Wirtschaft etwas zum Besseren
gewandelt hat?
Seifert:
Es gibt im Business mehr Offenheit, Dialoge zu führen.
Und nach meiner Beobachtung führen Dialoge in aller Regel
auch zu besseren Entscheidungen. Die Mitarbeiter kennen die
Märkte und die Stärken und Schwächen der eigenen Firma oft
besser als die Vorgesetzten und wollen an wichtigen Diskussi-
onen beteiligt werden - auch wenn klar ist, dass die letzte Ent-
scheidung beim Chef liegt. Also: Es gibt weniger Angst bei den
obersten Chefs und bei den Führungskräften auf der mittleren
Ebene, mit den Mitarbeitern in einen Dialog zu gehen und
deren Sichtweisen kennenzulernen.
Wird die Moderationsmethode von den Chefs immer noch
genutzt, um den Untergebenen bereits von „oben“
beschlossene Problemlösungen unterzujubeln?
Seifert:
Das beobachte ich leider immer noch. Der Chef sagt
dann im Vorgespräch ganz unvermittelt: „Wissen sie, meine
Leute sollen im Workshop darauf kommen, dass …!“ Aber sol-
che Manipulationsversuche funktionieren nie. Die Mitarbeiter
spüren sofort, wenn ihnen etwas untergejubelt werden soll.
Zum Glück verzichten meine Gesprächspartner immer auf ihre
geplanten Tricksereien, weil ich ihnen klar machen kann, dass
sie durch Manipulationsversuche ihre Vertrauenswürdigkeit für
eine sehr lange Zeit zerstören.
Josef W. Seifert.
Der Moderator
lud Ende September 2017 zum
Jubiläumskongress nach
Beilngries und begrüßte
humorvoll namhafte Keynote
Speaker.
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