wirtschaft und weiterbildung 11-12 /2017 - page 15

wirtschaft + weiterbildung
11/12_2017
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Wie erklären Sie einem Vorstand den Nutzen einer Moderation?
Seifert:
Moderation ist die zentrale Interventionsmethodik der
Organisationsentwicklung. Gerade Change-Prozesse versan-
den sehr schnell, wenn ich nicht mit professionell moderier-
ten Workshops Dialoge gestalte, auf die es ankommt. Ob man
die Sache jetzt Moderation, Prozessberatung oder Facilitation
nennt: Es geht immer darum, Gruppen zu unterstützen, sich
gemeinsam und aufmerksam auf ein Thema zu konzentrieren,
durch einen intelligenten Prozess die Komplexität eines The-
mas zu reduzieren und so tragfähige Lösungen für Probleme
oder sinnvolle Schritte in Richtung auf ein Ziel zu finden.
Wie grenzt sich eigentlich Facilitation von Moderation ab?
Seifert:
Im Bereich Moderation gibt es viele Begriffe, die syno-
nym verwendet werden. Der Begriff „Facilitation“ ist schlicht
das englische Wort für Moderation im Business. Im Englischen
unterscheidet man den Bereich der Unterhaltungsmoderation
von dem der journalistischen Moderation und dem der Busi-
nessmoderation. Zum Moderator im Unterhaltungsbereich sagt
man „Entertainer“, im journalistischen Bereich heißt der Mo-
derator „Host“ und im Businessbereich „Facilitator“.
Warum sollte jemand zu Ihnen kommen, wenn Volkshoch-
schulen die Moderatoren-Ausbildungen billiger anbieten?
Seifert:
Wir haben uns den Ruf erarbeitet, dass unsere Ab-
solventen das Gelernte auch konkret in der Praxis umsetzen
können. Man weiß nicht nur, wie es geht, sondern man kann
es auch, weil man es intensiv geübt hat! Nach unserer Ausbil-
dung hat selbst ein Anfänger den Mut, herausfordernde Mode-
rationen anzunehmen, weil er sich sicher fühlt.
Moderatio hat die Moderationsmethode digitalisiert und die
Moderationssoftware „Six Steps“ entwickelt. Sehen Sie dafür
einen Markt?
Seifert:
Ich sehe für eine Software, mit der man online Work-
shops moderieren kann, sogar einen Milliardenmarkt. Es ist
meine feste Überzeugung, dass irgendjemand in der Zukunft
diesen Milliardenmarkt erschließen wird. Im Moment sind wir
noch in der Steinzeit der Online-Moderation. Die Software­
angebote für Web-Konferenzen, virtuelle Klassenräume oder
das Projektmanagement, sind – typisch amerikanisch – gut
zum Präsentieren geeignet, aber nicht zum Moderieren.
Wir können mit unserer Moderationssoftware „Six Steps“
einen Moderationsprozess virtuell abbilden, aber wir ver-
handeln gerade mit Investoren, weil unsere Software noch
flexibler werden muss und die entsprechende Entwicklungs-
arbeit leider sehr viel Geld kostet. Eines Tages werden alle an
einer Moderation beteiligten (aber weit voneinander entfernt
lebenden) Arbeitskollegen sich – vertreten durch ihre Holo-
gramme – in einem virtuellen Raum treffen und es wird sich
wie eine echte Begegnung anfühlen.
Interview: Martin Pichler
Moderationskongress.
Knapp 150
Teilnehmer kamen zur Moderatio-
Jubiläumsveranstaltung. Gruppenarbeiten
zur Vernetzung wurden fleißig genutzt.
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