wirtschaft und weiterbildung 9/2017 - page 50

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
09_2017
R
„Blinde Flecken aufdecken“
Warum hat Siemens eine „Clip“-Akkreditierung?
Kai-Holger Liebert:
Siemens Global Learning Campus
prüft seine Leistungsfähigkeit durch kontinuierliche Bench-
marks und den Austausch mit anderen Unternehmen und
Institutionen. „Clip“ ist eine besonders strukturierte Form
des Benchmarks. Das Selbst-Assessment fördert eine kri-
tische Auseinandersetzung mit dem Status quo. Die Inter-
views von verschiedenen Stakeholdern durch die bei „Clip“
aktiven Leiter von Lerneinheiten globaler Unternehmen in
den „Peer Interviews“ decken die „blinden Flecken“ ziem-
lich schonungslos auf.
Was hat es gebracht?
Liebert:
Wir haben zum einen bestätigt bekommen, dass
wir im Bereich Globalisierung führend sind. Zum anderen
haben wir eine Reihe von Schwächen gefunden, die wir bis-
her so nicht wahrgenommen haben.
Warum hat Siemens nun auch für die Reakkreditierung
entschieden?
Liebert:
In den fünf Jahren hat sich so vieles verändert,
dass es an der Zeit war, mal wieder kurz innezuhalten und
zu schauen, ob wir noch auf dem richtigen Pfad sind. Und
das sind wir.
Gerade deutschen HR-Managern wird oft vorgeworfen,
dass sie kein strategischer Business Partner seien.
Kann „Clip“ dabei helfen?
Liebert:
„Clip“ ist zum einen ein Markenzeichen. Wird man
von einer anerkannten Institution wie der EFMD akkredi-
Fallbeispiel.
Siemens ist eines der wenigen deutschen Unternehmen, dessen Lernfunktion
über eine „Clip“-Akkreditierung verfügt und vor Kurzem reakkreditiert wurde. Kai-Holger
Liebert, Leiter des Global Learning Campus, sprach mit uns über die Vorteile.
tiert, so bedeutet das, dass man einen intensiven Check
gemacht hat, wie die Lernorganisation zur nachhaltigen
und strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens
beiträgt.
Diese externe Bestätigung unterstützt unsere interne
Kommunikation und Wahrnehmung. Benchmarking ist
eine klassische Methode in unseren Geschäftsbereichen.
Je mehr wir uns als Lernorganisation wie ein Geschäftsbe-
reich aufstellen und vergleichbare Kriterien an uns selbst
anlegen („Learning as a Business“), umso professioneller
agieren wir im Umgang mit unseren Kunden in den Sie-
mens-Geschäftsbereichen. Und das ist die Grundlage für
eine wirkliche Partnerschaft.
Interview: Bärbel Schwertfeger
Kai-Holger Liebert.
Er leitet von Mün-
chen aus den Global
Learning Campus
von Siemens.
Foto: Siemens
Möhrle:
Derzeit sind 19 Unternehmen ak-
kreditiert, darunter drei deutsche. Dazu
gehören die Corporate University von
MLP, die Akademie Deutscher Genos-
senschaften ADG in Montabaur und der
Siemens-Konzern, der sich vor Kurzem
reakkreditieren ließ. VW und Deutsche
Bank waren mal akkreditiert, haben dann
aber die Reakkreditierung, die nach fünf
Jahren ansteht, nicht mehr gemacht und
sich wieder abgekoppelt. Im europäi-
schen Vergleich sind spanische und fran-
zösische Unternehmen deutlich aktiver.
Auch in Asien steigt die Nachfrage stär-
ker.
Wird der Austausch der „Clip“-Mitglieder
gefördert?
Möhrle:
Die akkreditierten Unternehmen
sind Teil unserer sehr vitalen Community,
die sich zweimal im Jahr zu einem Work-
shop trifft und sich über Best Practices
austauscht. Zudem haben wir bereits vier
Best Practice Reports erstellt. Unterneh-
men, die überzeugt sind, dass sie bereits
exzellent arbeiten, können sich auch
– unabhängig von „Clip“ – mit einem
Fallbeispiel für den jährlich vergebenen
„Excellence in Practice Award“ der EFMD
bewerben, bei dem sechs Jurymitglieder
ihre Weiterbildungsaktivitäten bei einem
bestimmten Projekt begutachten. Das
ist ein wertvolles internationales Bench­
marking und bringt natürlich auch inter-
nationale Sichtbarkeit.
Interview: Bärbel Schwertfeger
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