wirtschaft und weiterbildung 9/2017 - page 40

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
09_2017
sierung für den Weiterbildungsbedarf der
Unternehmen, sagten die Akademien:
• Lebenslanges Lernen zu unterstützen,
erfordert eine aktive Personalentwick-
lung mit Fokus auf arbeitsplatznahen
Lernprozessen (94 Prozent)
• Grundlegend veränderte Berufsbilder
bewirken steigenden Bedarf an Neu-
qualifizierung (94 Prozent)
• Digitalisierung bedeutet eine tief grei-
fende Umstellung der Geschäftsmo-
delle und der internen Abläufe mit
entsprechender Qualifizierung beim
Changemanagement (92 Prozent)
• Mobiles Arbeiten führt zu einem stei-
genden Bedarf an „nicht seminarge-
bundenen“ Lernformen (88 Prozent)
• IT-Kompetenzen werden immer wich-
tiger und nehmen steigenden Anteil an
den Qualifizierungen ein (84 Prozent).
Die Kosten steigen mit dem
Umsatz
Wenn die Umsätze steigen, sollte man
die Kosten nicht aus den Augen verlie-
ren. Die Umfrage ergab, dass insbeson-
dere die Trainer- und Dozentenhonorare
im laufenden Jahr ansteigen. 64 Prozent
der Befragten gehen davon aus. Die meis-
ten Akademien rechnen damit, dass sich
diese Entwicklung im kommenden Jahr
fortsetzen wird. Auch die Kosten für den
„laufenden Betrieb“ müssen ständig be-
obachtet werden. Hier werden sich im
Jahr 2017 bei rund 61 Prozent der Befrag-
ten ebenfalls steigende Kosten ergeben,
um den wachsenden Geschäftsbetrieb
aufrechtzuerhalten. Auch hier rechnen
die Institute überwiegend mit weiter
steigenden Kosten. Die Mehrheit (52 Pro-
zent) meint aber auch, dass die Kosten
für das Anmieten von Seminarräumen
gleich bleiben werden. Dass die Wer-
bekosten auf Vorjahresniveau bleiben,
sagen sogar 58 Prozent.
Steigende Umsätze ziehen natürlich
auch neue Anbieter auf den Markt. Die
Entwicklung des Wettbewerbs sehen die
Weiterbildungsunternehmen allerdings
als weniger dynamisch an, auch wenn
bei einer positiven Marktentwicklung in
einem freien Markt ohne größere Markt-
eintrittshemmnisse eine Steigerung der
Anbieterzahl wahrscheinlich erscheint.
Nur jeweils ein Drittel der Weiterbil-
dungsdienstleister erleben in ihrem je-
weiligen Markt aktuell einen Zuwachs an
Mitbewerbern. Dabei handelt es sich in
erster Linie um Einzeltrainer, aber auch
Unternehmen (Corporate Universities)
und Hochschulen (Executive Education)
treten gelegentlich als neue Mitbewerber
auf.
Welche Qualifikationen werden zukünf-
tig voraussichtlich besonders stark nach-
gefragt werden? Aus der Perspektive der
Akademien sind Führungskompetenzen
auch in Zukunft stark gefragt. Dazu ge-
hört, dass sich die Chefs zu Coachs der
Mitarbeiter wandeln müssen und dass sie
immer öfter in der Lage sein sollten, ihre
Teams selbst zu entwickeln. Außerdem
stehe Weiterbildung in Sachen „Innova-
tionsmanagement“ derzeit hoch im Kurs.
„Keine staatliche Regulierung
der Weiterbildung“
Der Versuch von Politikern, mehr staat-
lichen Einfluss auf die betriebliche Wei-
terbildung auszuüben, bereitet dem
Wuppertaler Kreis heftige Kopfschmer-
zen. Seine Gegenposition hat der Verband
deshalb in seinen im Juli 2017 veröffent-
lichten „Eckpunkten zur Weiterbildungs-
politik“ dargelegt. Zu den befürchteten
staatlichen Regulierungen gehören zum
Beispiel das Recht auf Weiterbildung für
alle Beschäftigten, die Ausweitung von
Zertifizierungen, die Erweiterung des
Leistungsspektrums der Bundesagentur
für Arbeit für Beschäftigte sowie eine öf-
fentlich finanzierte Bildungsberatung für
Unternehmen und Beschäftigte. Für den
Wuppertaler Kreis wäre eine staatliche
Regulierung der betrieblichen Weiterbil-
dung kontraproduktiv: „Staatliche Ein-
griffe belasten die Innovationsfähigkeit
der Unternehmen. Keinen Bedarf sieht
der Wuppertaler Kreis insbesondere für
eine zusätzliche beitragsfinanzierte Wei-
terbildungsberatung durch die Bundes-
agentur für Arbeit. Die eigene Beschäf-
tigungsfähigkeit zu erhalten, liege im
unmittelbaren Interesse und in der indivi-
duellen Verantwortung jedes Einzelnen.
Das Informations- und Beratungsangebot
für individuelle Weiterbildung werde von
Bildungsunternehmen, Berufsverbänden,
Hochschulen, Volkshochschulen und
auch im Rahmen der Verbraucherbera-
tung wahrgenommen. Portale im Internet
und Datenbanken sowie Fachmedien leis-
teten hier Unterstützung.
Die Ausweitung der Weiterbildungsbera-
tung auf Unternehmen aus den Mitteln
der Arbeitslosenversicherung sei weder
erforderlich noch sinnvoll. Der Einkauf
von Weiterbildungsdienstleistungen sei
eine betriebliche Aufgabe und liege in
der unternehmerischen Verantwortung.
Für ein staatliches Angebot zur Quali-
fizierungsberatung für Unternehmen
bestehe aus diesem Grund kein Bedarf.
Unternehmen seien in der Lage, ihre Per-
sonalentwicklung eigenverantwortlich zu
gestalten. Einen Ausbau der Bundesagen-
tur für Arbeit zu einer „Bundesagentur
für Arbeit und Qualifizierung“ lehnt der
Wuppertaler Kreis jedenfalls entschieden
ab. Eine Übernahme der gesamten beruf-
lichen Weiterbildung in staatliche Verant-
wortung solle schon aus ordnungspoliti-
schen Gründen vermieden werden.
Martin Pichler
R
Carsten R. Löwe.
Der
Diplom-Kaufmann
ist langjähriger
Geschäftsführer des
Wuppertaler Kreis e.V.
in Köln.
Foto: Pichler
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