wirtschaft + weiterbildung
09_2017
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Mit solchen Trainings vertiefen wir unser
Angebot für alle, die ihren Werkzeugkof
fer erweitern wollen, um effizienter füh
ren zu können.
Als Sie vor einem Jahr die Position der
Geschäftsführerin übernahmen,
kündigten Sie an, sich um neue
Angebote für den Führungsnachwuchs
kümmern zu wollen …
Sauer Al-Subaey:
Ja, die Akademie will
stärker die sogenannten Millennials auf
dem Weg in Leitungsfunktionen beglei
ten. Dafür bedarf es einer anderen An
sprache, innovativer Formate sowie einer
Neuinterpretation der klassischen Füh
rungsthemen. Und unsere digitalen Lern
formen mussten ausgebaut werden. Neu
im offenen Programm ist zum Beispiel
unser Angebot „Step-by-step durch die
ersten 100 Tage“. Wir begleiten ein Jahr
lang Menschen, die zum ersten Mal als
Führungskraft arbeiten, mit modular auf
einander abgestimmten Präsenztrainings
und E-Learning-Einheiten. Zusätzlich
bieten wird ein intensives Transfer-Coa
ching. Die ersten Teilnehmer berichteten
von hohem Lerntempo, praxisnahen Er
fahrungen und viel positiver Energie.
Wie sehr befürchten Sie, dass das
informelle Lernen am Arbeitsplatz Ihrer
Akademie das Wasser abgräbt?
Sauer Al-Subaey:
Voneinander zu lernen
klappt besonders gut, wenn man sich
neues Wissen aneignen muss. Ich kann
mir nur sehr schwer vorstellen, von Kol
legen zu lernen, wie ich eine gute Füh
rungskraft werden oder wie ich mein
Verhalten verändern kann. Ich kann mir
sehr gut vorstellen, dass Unternehmen in
formelles Lernen fördern wollen, weil sie
hoffen, dass die Mitarbeiter so schneller
lernen – schließlich wird das Tempo, in
dem Change-Prozesse bewältigt werden
müssen, ansteigen. Die Lösung liegt für
mich darin, dass die heutigen Manage
menttrainer die Führungskräfte mehr am
Arbeitsplatz begleiten, um sie bei der Be
arbeitung ihrer Probleme individueller zu
begleiten. Der Trainer wird dann stärker
Reflexionspartner sein.
Welche Studie wird die Akademie auf der
„Zukunft Personal“ (19. bis 21.
September in Köln) vorstellen?
Sauer Al-Subaey:
Die „Akademie Studie
2017“ hat den Titel „Agilität ist (nicht)
alles …“ und wir werfen damit einen kri
tischen Blick auf den Agilitätshype. Mit
hilfe der Studienteilnehmer ordnen wir
ein, wo die deutschen Firmen in Bezug
auf das Thema Agilität stehen. Nicht
jedes Unternehmen und nicht jeder Mit
arbeiter sieht einen Sinn in der „Agilisie
rung“ der bestehenden Organisations
struktur. Die intelligente Anpassung von
Mensch und Unternehmen an auftau
chende Herausforderungen scheint vielen
sinnvoller.
Zum Schluss des Interviews dürfen Sie
noch ein eigenes oder ein fremdes Buch
empfehlen …
Sauer Al-Subaey:
Brandaktuell und
druckfrisch, in Print und als E-Book zu
erwerben, empfehle ich natürlich eine
Publikation unserer Akademie für Füh
rungskräfte mit dem Titel „Lost in Füh
rung. Eine Navigationshilfe durch den
Führungsalltag“. Sie wurde von Mitarbei
tern und Trainern geschrieben und greift
die relevanten Führungsthemen unserer
Zeit auf. Eine weite Verbreitung wünsche
ich auch dem Buch „Das Erdmännchen-
Prinzip“ von John Kotter und Holger
Rathgeber, weil es auf eine unterhalt
same und gleichzeitig sehr eindrückliche
Art und Weise dem Leser nahelegt, dass
Veränderungen faszinierende Chancen in
sich bergen.
Interview: Martin Pichler
„Nicht jedes Unternehmen sieht einen Sinn in der
Agilisierung von Strukturen.“
Sauer Al-Subaey
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