wirtschaft und weiterbildung 9/2017 - page 18

titelthema
18
wirtschaft + weiterbildung
09_2017
04.
... ein unfairer Mitbewerber
wurde
an den Pranger gestellt
05.
... die Umsatzsteigerungen
waren nur
ein Strohfeuer
06.
... was der Berater sagte, das
war nur
Schnee von gestern
R
schauer sei immer wichtiger geworden,
wer etwas vermittle. Mayer zitiert einen
TV-Experten mit den Worten: „Der Er-
folg von Quarks & Co ist ohne Yogeshwar
ebenso wenig zu erklären wie der Erfolg
des Literarischen Quartetts ohne Reich-
Ranicki.“ Der Erfolg Yogeshwars als Wis-
sensvermittler hat also auch etwas damit
zu tun, dass er telegen ist und Nähe zum
Zuschauer aufbauen kann.
2 Es lebe der Selbstversuch
Menschen können Erzählungen besser
aufnehmen und abspeichern als abstrakte
Informationen. Diese Binsenweisheit gilt
auch für TV-Wissensmagazine. Als eine
sehr wirksame Form des Erzählens gilt,
wenn der Moderator stellvertretend für
die Zuschauer selbst bei einem Experi-
ment mitmacht (zum Beispiel die Wir-
kung von Alkohol auf den eigenen Körper
erlebt) und dann authentisch berichtet.
Yogeshwar war so mutig, die spiegelglatte
Glasfassade eines Düsseldorfer Hoch-
hauses mit dem sogenannten „Gekko-
mat“ hinaufzuklettern. Ein Mensch nutzt
dabei computergesteuerte Saugnäpfe,
um wie ein Insekt senkrecht die Wände
hochzugehen. Solche Selbstversuche
sind inzwischen ein fester Bestandteil der
Wissenschaftsshows von Yogeshwar, der
wohl auch deshalb geliebt wird, weil man
mit ihm zusammen etwas entdecken und
ein Abenteuer bestehen kann.
3 Mit Metaphern überzeugen
Yogeshwar steht für abenteuerliche
Selbstversuche, spannende Experimente,
überzeugende Modellbauten und Gra-
fiken sowie für spannende Computersi-
mulationen. Und doch leben seine Erklä-
rungskünste ganz entscheidend davon,
dass er immer die richtigen Metaphern
und Vergleiche findet, mit denen sich
komplizierte Wissenschaft in eingän-
gige Bilder übertragen lässt. Zum Thema
„unglaublicher Fortschritt“ sagt er zum
Beispiel: „Wenn das Auto in den letzten
20 Jahren genauso weiterentwickelt wor-
den wäre wie der Computer, dann wäre
es heute so schnell, dass es binnen einer
Sekunde die Strecke von der Erde bis zur
Sonne zurücklegen könnte. Das Auto
würde mit tausendfacher Lichtgeschwin-
digkeit fahren.“
In einem Interview mit der „Rheinischen
Post“ wurde Yogeshwar gefragt, ob er
eine Technik habe, mit der er seine Me-
taphern baue. Er verneinte die Frage ge-
nauso wie er alle Fragen verneint, ob er
sich von Rhetorikexperten coachen lasse.
Seine Arbeitsweise bestehe darin, dass
er sich ganz pedantisch in ein bestimm-
tes Thema einarbeite. Wenn man selbst
etwas genau verstanden habe, dann falle
einem quasi automatisch die eine oder
andere Metapher jenseits aller Fachvoka-
beln ein.
Zum Glück gibt es eine Vielzahl von Kom-
munikationstrainern, aus deren Büchern
man lernen kann, wie man Metaphern,
die bei der Wissensvermittlung helfen,
konstruiert und einsetzt. Einer davon ist
Matthias Pöhm, der auf seiner Homepage
ne
Metaphernsammlung veröffentlicht hat,
die 260 Geschichten umfasst. Pöhm un-
terscheidet
• Ein-Wort-Metaphern (Kaderschmiede,
Baumkrone, Flaschenhals …)
• Halbsatz-Metaphern (Wir müssen die
Scheuklappen ablegen, wenn …)
• Geschichten-Metaphern (Dazu fällt mir
eine Begebenheit aus der Zeit Napo­
Wissen“. Zusammen mit dem Modera-
tor Frank Elstner präsentiert er seit 2006
„Die große Show der Naturwunder“. Von
Yogeshwar stammt auch die Konzeption
und Realisierung der TV-Sendung „Wis-
sen vor acht“, die kurz vor der Tages-
schau läuft und in der ein Thema inner-
halb von 145 Sekunden erklärt wird.
1 Der Moderator als Marke
Wer sich ein Wissensmagazin im Fern-
sehen anschaut, wird feststellen, dass es
den Sendern auf vielfältige Weise gelingt,
Unterhaltung und Information zusam-
menzubringen. Die Kunst liegt darin, die
gerade interessantesten Themen auszu-
wählen und sie optisch, sprachlich und
vor allem emotional gut in Szene zu set-
zen. Alle Sender versuchen aber auch, die
Zuschauer an die Person des Moderators
zu binden. Yogeshwar wird schon allein
wegen seines naturwissenschaftlichen
Studiums als glaubwürdig angesehen.
Seine Seriosität unterstreicht er zusätzlich
dadurch, dass er sich nicht übertrieben
aufgeregt und empört gibt und emotiona-
lisierende Stilmittel sehr vorsichtig ein-
setzt.
Gleichzeitig schafft er es auf eine char-
mante, fast lausbübische Art, den Zu-
schauer am Gesehenen zu beteiligen. Die
Rolle des Moderators von Wissensmaga-
zinen sei im Laufe der Jahre ausgewei-
tet worden, schreibt Eric Mayer in sei-
nem Buch „TV-Wissenschaftsmagazine
auf Heldenreise“ (Tectum Verlag, Mainz
2014). Ein Moderator würde nicht nur
Wissen erklären und einordnen. Er würde
auch als Persönlichkeit wahrgenommen
und als Aushängeschild quasi dafür sor-
gen, dass seinetwegen eine bestimmte
Sendung eingeschaltet wird. Für die Zu-
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