personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
09_2017
vor das unklare Kosten-Nutzen-Verhält
nis, das in diesem Jahr 52 Prozent bemän
geln (2014: 56 Prozent, 2012: 58 Prozent).
Grundsätzlich ist es schon schwierig, den
Nutzen von Entwicklungsmaßnahmen zu
messen – noch schwieriger wird es, wenn
die Mitarbeiter das Lernen informell und
eigenverantwortlich organisieren. Hierzu
passt das Studienergebnis, nach dem
nur sechs Prozent der Unternehmen eine
Verbesserung der Personalentwicklungs
qualität durch den Medieneinsatz auch
tatsächlich messen konnten. Dem schwer
zu ermittelnden Nutzen stehen deutlich
klarer zu erkennende Kosten gegenüber,
sodass der Nachweis der Wirtschaftlich
keit keineswegs trivial ist.
Als weitere Hindernisse für einen (stärke
ren) Einsatz digitaler Medien in der Per
sonalentwicklung nennen die Befragten
Risiken hinsichtlich Datenqualität und
-sicherheit sowie die Angst, dass sich Mit
arbeiter in die sozialen Medien vor wich
tigeren To-dos flüchten könnten.
Prognose: Bedeutung von digi-
talen Medien steigt weiter
Trotz aller Bedenken: 90 Prozent der Be
fragten rechnen damit, dass die Bedeu
tung von digitalen Medien in der Perso
nalentwicklung weiter zunimmt; jeder
Zweite (53 Prozent) erwartet gar einen
starken Anstieg (2014: 36 Prozent). Span
nend ist die Erwartung hinsichtlich ein
zelner Ansätze (siehe Abbildung „Ent
wicklung von digitalen Medien in der
Personalentwicklung“): Für Lernvideos,
künstliche Intelligenz, Augmented Rea
lity und soziale Netzwerke sieht jeweils
eine klare Mehrheit von 72 bis 90 Prozent
der Befragten eine Bedeutungszunahme.
Führend sind dabei Lernvideos, bei
denen 52 Prozent einen starken Bedeu
tungszuwachs erwarten. Bei künstlicher
Intelligenz und Augmented Reality sind
die Studienteilnehmer etwas zurückhal
tender; 2014 waren diese Themen (fast)
noch gar nicht auf dem Radar.
Die erwartete Bedeutungszunahme von
sozialen Netzwerken überrascht ein
wenig, wenn man bedenkt, dass diese
bereits relativ häufig im Einsatz sind.
Dies lässt sich aber damit erklären, dass
dabei in vielen Unternehmen noch großes
Potenzial liegt. So zeigt die regelmäßige
Enterprise-2.0-Studie der Hochschule
Rhein-Main etwa immer wieder, dass die
positiven Effekte, die sich Unternehmen
von Social-Collaboration-Plattformen er
hoffen, sich weder automatisch noch un
mittelbar einstellen. Vielmehr bedarf es
dafür kontinuierlicher, begleitender Maß
nahmen.
Dennoch zeigt unsere diesjährige Studie:
Insgesamt haben sich digitale und sozi
ale Medien in der Werkzeugkiste der Per
sonalentwickler etabliert. Sie sind zwar
nicht das meistgenutzte Werkzeug, aber
sie gelten immer mehr als hilfreiche und
notwendige Instrumente und werden
immer häufiger verwendet. Die wach
senden Einsatzmöglichkeiten von künst
licher Intelligenz und Augmented Reality
sprechen außerdem dafür, dass Personal
entwickler ihrem Werkzeugkoffer künftig
neue digitale Tools hinzufügen werden.
Spannend ist die Prognose von immerhin
23 Prozent (2014: 13 Prozent, 2012: neun
Prozent), die glauben, dass diese Medien
traditionelle Personalentwicklungsan
sätze künftig vollständig ersetzen. Bislang
ist dies noch schwer vorstellbar. Aber die
Zukunft wird zeigen, ob etwa der klassi
sche Frontalunterricht wirklich aus dem
Werkzeugkoffer verschwindet und zum
alten Eisen gelegt wird.
Thorsten Petry und Tobias Koßmann
R
Prof. Dr. Thorsten
Petry
lehrt
Organisa-
tion und Personal
management an
der Hochschule Rhein-Main und ist als
Managementberater, Projektleiter, Trai-
ner und Referent tätig.
Hochschule Rhein-Main
AUTOREN
Tobias Koßmann
hat bis vor Kurzem
als Tutor am Lehr-
stuhl Organisation
und
Personal
management der Hochschule Rhein-
Main gearbeitet.
Hochschule Rhein-Main
Entwicklung von digitalen Medien in der
Personalentwicklung
Prognose.
Ein großer Teil der Befragten erwartet, dass die Bedeutung
digitaler Medien in der Personalentwicklung künftig zunimmt – vor allem
die von Lernvideos, künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und sozia-
len Netzwerken.
Quelle: Prof. Dr. Thorsten Petry
Lernvideos
künstliche Intelligenz
Augmented Reality
soziale Netzwerke, Communities
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Wikis
Lernspiele
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Bedeutung wird stark steigen
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