wirtschaft und weiterbildung 9/2017 - page 21

wirtschaft + weiterbildung
09_2017
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senskompetenz immer um Jahrhunderte
voraus. Meine Kunden haben es erlebt,
dass NLP funktioniert, um Verkäufern
durch eine bessere Kommunikation zu
mehr Abschlüssen zu verhelfen. Und es
liegt ganz bei Ihnen, ob Sie mich jetzt bu-
chen oder ob Sie warten wollen, bis wis-
senschaftlich geklärt ist, warum meine
Trainings funktionieren.“
Um passende Metaphern zu finden, sollte
man Phantasie sowie ein ausgepräg-
tes Gespür für plausible Abläufe haben.
Wichtig ist natürlich, dass die Metapher,
die man immer für einen bestimmten
Zweck entwickelt, auch in die Gedan-
kenwelt des „Empfängers“ passt. Es kann
durchaus sein, dass es Menschen gibt,
die Churchill unsympathisch finden und
lieber etwas von erfolgreichen Sportlern
lernen wollen. Wer selbst Metaphern er-
finden will, der sollte die Konstruktions-
anleitungen der italienischen Psychologin
Consuelo Casula beachten, die hier stark
verkürzt zusammengefasst sind:
1 Erzeuge eine Analogie
Die Analogie zwischen der Situation des
Klienten und der Situation in der Meta-
pher muss passen, sonst bringt die Me-
tapher beim Klienten keine „Saite zum
Klingen“. Die Analogie ist der tragende
Pfeiler. Es gilt die Formel: X ist wie Y. Ein
Coaching ist wie eine Schatzsuche. Ein
Seminar ist wie eine Oase, in der man
sich stärken kann. Ein Team ist wie eine
Musikband. Eine Metapher ist wie eine
Landkarte. Die Metapher muss glaubwür-
dig sein. Sie will eine natürliche Entwick-
lung fördern, keine übernatürliche.
2 Wähle die Figuren aus
Aus der Wahl der Analogie ergeben sich
die Figuren in der Metapher. Wenn der
Klient in der Realität ein Mann ist, muss
die Hauptfigur in der Metapher nicht un-
bedingt ein Mann sein. Es kann auch eine
Frau, ein Tier, ein Fabelwesen oder eine
Gruppe sein. Es ist nicht die Identität, die
zählt, sondern es sind die Attribute, die
der Identität zugeschrieben werden. Man
muss aber beachten, dass vielen Figuren
schon eine bestimmte Entwicklung auto-
matisch innewohnt. Wenn die Situation
in ein Königreich verlegt wird, dann wird
ein Prinz in der Regel zum König, auch
wenn er es selbst noch nicht glauben
kann. Ein König muss regieren und ler-
nen, Entscheidungen zu fällen.
3 Entwickle eine Struktur
Die Analogie wird durch das Gebot der
Strukturgleichheit (Isomorphismus) prä-
zisiert. Die Anzahl der Figuren in der
Realität muss 1:1 in die Metapher über-
tragen werden. Ein Unternehmer, der es
nicht schafft, die Firma an seinen Sohn
zu übertragen, soll motiviert werden,
einen Coach zu engagieren. Dann würde
in einer Metapher König Artus mit sei-
nem Ritter Lancelot ein Problem haben
und den weisen Zauberer Merlin um
Rat fragen. Die anderen Ritter der Tafel-
runde dürften in dieser Metapher nicht
„mitspielen“. Das würde nur vom zent-
ralen Thema und dessen Lösung ablen-
ken. Strukturgleichheit bedeutet auch,
dass die Beziehungen der Figuren in der
Metapher unbedingt den tatsächlichen
Beziehungen in der Realität entsprechen
müssen – auch wenn der Kontext ein völ-
lig anderer ist.
Hinter Casulas Buchtitel „Gärtner, Prin-
zessinnen, Stachelschweine“ stecken
Analogien, die die Autorin gern nutzt:
Beziehungen sollte man pflegen wie ein
Gärtner seinen Garten. Wenn eine Frau
an ihren Aufgaben wachsen soll, dann
ist jene Prinzessin ein Vorbild, die wäh-
rend einer Reise zur Persönlichkeit reift
und ihre Ressourcen nutzt, um Königin
zu sein. Jemand, der sich selbst erziehen
sollte, kann vom Stachelschwein lernen,
seine Instinkte zu beherrschen.
4 Bestimme den Kontext
Jede Analogie ist denkbar, aber anschlie-
ßend muss der Erzähler die einmal an-
gefangene Geschichte auch durchhalten.
Wer mit einem Roboter auf einem fernen
Planeten anfängt, kann logischerweise
nicht mit Mönchen im Mittelalter enden.
Offensichtliche Widersprüche und unsin-
nige Entwicklungen, die man bestenfalls
nur noch mit Zauberei erklären könnte,
müssen unbedingt vermieden werden.
Dem Kontext sind passende Erfahrungen
hinzuzufügen. Der Protagonist macht
verschiedene (zufällige) Erfahrungen
und wird mit der Zeit flexibler in seinen
Handlungen. Bislang eindimensionale
Denkmodelle werden umstrukturiert. Der
Klient bekommt ein Gefühl dafür, wie es
ist, zirkulär und vernetzt zu denken.
5 Biete Lösungen an
Optimalerweise geben drei Lösungsvor-
schläge dem Klienten das Gefühl, wirk-
lich wählen zu können. Eine Metapher
soll selbstständige Gedankengänge und
Entscheidungsprozesse anstoßen.
„Metaphern sind Anleitungen zur Kreati-
vität und zur mentalen Freiheit“, betont
Casula an mehreren Stellen ihres sehr
informativen Buchs. Es liefert nicht nur
brauchbare Konstruktionsanleitungen
(im Sinne der Hypnotherapie), sondern
zu jedem Kapitel gibt es auch Metaphern
aus echten Coaching- oder Therapiesitu-
ationen. Insgesamt 116 Geschichten wur-
den ins Buch eingeflochten.
Martin Pichler
Buchtipp I.
Consuelo Casula: „Gärtner,
Prinzessinnen, Stachelschweine“,
Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2017,
304 Seiten, 34,95 Euro
Buchtipp II.
George Lakoff, Mark Johnson:
„Leben in Metaphern“, Carl-Auer Verlag,
Heidelberg 2011 (siebte Auflage),
272 Seiten, 26,90 Euro
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