wirtschaft + weiterbildung
09_2017
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Trendthemen, wie sie von manchen Magazinjournalisten hoch-
gejubelt werden. Wir setzen da an, wo der Kittel brennt und
das ist die Umsetzung. So scheitert noch immer ein Großteil
aller Veränderungsvorhaben am Widerstand der beteiligten
Personen, an mangelnder Kommunikation oder an fehlendem
Know-how. Dagegen kann man etwas unternehmen.
Das hört sich jetzt nach Kochrezepten an ...
Claßen:
Im Change Management gibt es keine Zauberformeln,
Patentrezepte, Allheilmittel, auch wenn dies gelegentlich be-
hauptet wird. Der Erfolg hängt stets von verschiedenen Fak-
toren ab, von den Zielen, den Akteuren, den Umständen. Aber
es gibt konkrete Empfehlungen und kluge Fingerzeige von er-
fahrenen Praktikern – und die stellen wir vor.
Wie wird ein Trainer bei Ihnen zum Autor?
Claßen:
Das ist recht einfach. Er nennt uns ein Fallbeispiel
zum Thema Change, das er zusammen mit einem seiner Kun-
den vorstellen möchte – zum Beispiel, wenn ein deutsches
Unternehmen einen ausländischen Wettbewerber gekauft und
im Zuge der Integration eine kulturelle Transformation der ge-
samten Firma durchgeführt hat. Der Kunde muss damit einver-
standen sein, dass er offen genannt wird, und beide Autoren
sollten die Bereitschaft mitbringen, ihren Bericht weiter zu prä-
zisieren, wenn die Redaktion den Eindruck hat, dass ein paar
Fakten mehr dem Text guttun würden. Auch sollte ein Schluss-
kapitel zu den „Lessons learned“ nicht fehlen. Bei alledem ist
Authentizität ein entscheidendes Kriterium – der Beitrag muss
glaubhaft sein und ehrlich schildern, was nicht funktioniert hat
und warum nicht. Change Management ist nie perfekt.
Keine Fachzeitschrift kann doch auf Trends verzichten ...
Claßen:
Früher glaubte ich aus unreifem Übermut, dass ich
nie über Modethemen wie etwa „Holacracy“ schreiben würde.
Diese Renitenz ist schwächer geworden. Wir greifen in einer
der sechs Rubriken die aktuellen Trends auf, benennen aber
auch deren Risiken, Nachteile und Vorläufer.
Sie sind hauptberuflich nach wie vor selbstständiger Unter-
nehmensberater und seit letztem Jahr zusätzlich noch frei-
beruflicher Chefredakteur. Wie verhalten Sie sich, wenn einer
Ihrer Beratungskunden Sie mit Nachdruck auffordert, einen
positiven Artikel über ihn in „Changement“ zu veröffentlichen?
Claßen:
Diese Situation kann ich mir nicht vorstellen. Ich
würde ihm aber dann den Autorenleitfaden von „Changement“
senden. Da steht genau drin, was die Leser von den Autoren
erwarten: Offenheit, Nutzwert und konkrete Learnings. Die
beiden Rollen – Berater und Redakteur – beißen sich nicht.
Auch künftig erwarte ich keine Zielkonflikte. Warum denn?
Meine Kunden im Consulting erwarten eine saubere Beratung,
nicht aber einen schönen Aufsatz.
Interview: Martin Pichler
Martin Claßen.
Er ist selbstständiger HR- und Change-Berater
d neuerdings auch Chefredakteur.