wirtschaft und weiterbildung 2/2017 - page 42

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
02_2017
in die digitale Nachbildung der eigenen
Wertschöpfungsstrukturen. Dazu zählen
unter anderem Beispiele zur Anwendung
eines Tracking und Tracing, aber auch
zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
durch eine umfänglichere/intensivere
Kundenintegration. So erfahren die Teil-
nehmer zum Beispiel, wie der Pistenrau-
pen-Hersteller Kässbohrer Effizienzpo-
tenziale für seine Kunden durch smarte
Services rund ums „Snow Management“
hebt oder wie man bei Airbus durch
einen Accelerator neuen Geschäftsideen
zum Durchbruch verhilft. Ein Accelera-
tor coacht Start-ups in einem bestimm-
ten Zeitraum mit dem Ziel einer schnel-
len Entwicklung. Das kann ein externer
Dienstleister, aber auch eine Institution
im Unternehmen sein.
Zudem stehen Themen wie „Inline Pro-
cess Control“, „Big Data“, „Human Ma-
chine Interface“ und „Assistenzsysteme“
auf dem Lehrplan. Dabei behandeln wir
auch die Risikozonen der Digitalisierung
– etwa um zu veranschaulichen, was
Datensicherheit für B-2-B ausmacht und
welche Kriterien für eine sichere Vernet-
zung unter zunehmend komplexen Be-
drohungsszenarien wichtig sind.
Stufe 2:
Testumgebung aufbauen
Nach dem Ansatz des „Game-based Lear-
ning“ kommen in Stufe 1 Case Studies
zum Einsatz, von denen nun in Stufe 2
einzelne Elemente selbst ausprobiert
werden. So lernen die Teilnehmer in der
Trainingssession „Sensorik“ mehrere
Sensorenvarianten kennen und erfahren,
wie sie daraus elektronische Einheiten
zusammenstellen können. Dies geschieht
mithilfe einer Arduino-Plattform, einem
Open-Source-Angebot mit leicht zu bedie-
nenden Soft- und Hardwarekomponen-
ten, mit der auch technisch wenig erfah-
rene Teilnehmer programmieren können.
Die Plattform ist ausgerüstet mit Ergän-
zungen wie Sensoren und Videokamera-
Schnittstelle und dient als ideales IOT-
Toolkit. So können die Teilnehmer beim
Aufbau einer eigenen IOT-Testumgebung
mit ihren Ideen experimentieren. Dabei
werden verschiedene Typen einer nicht-
vernetzten Produktion physisch simuliert:
Die Teilnehmer setzen etwa einen Bewe-
gungssensor ein und analysieren die ge-
sammelten Messdaten in Echtzeit.
Einen Lernkontext schaffen Aufgaben-
stellungen wie der klassische „Super-
markt“ in der Produktion. Dabei sollen
die Teilnehmer die Materialverfügbarkeit
sicherstellen. Hierzu messen sie unter
anderem mit dem IOT-Toolkit über den
Bewegungssensor die Entnahmefrequenz
und leiten daraus die Entnahmemenge
des Supermarkts ab. Die gesammelten
Daten werden in Echtzeit zur Verfügung
gestellt und analysiert. Auf Basis dieses
neu erlangten Wissens erarbeiten die Teil-
nehmer schließlich selbst Steuerungsme-
chanismen und setzen sie in der Praxis
um. Mit der Testumgebung vollziehen die
Lernfabrik-Absolventen also nicht nur
grundlegende Regeln und Möglichkeiten
der digitalen Vernetzung nach, sondern
erhalten auch Anregungen dazu, wie sie
das Erlernte konkret in der eigenen Ar-
beitspraxis umsetzen können. Für eine
Erfolgskontrolle sorgen zum Beispiel
Tests: Diese erfolgen nicht nur über die
E-Learning-Plattform, sondern werden
mit regelmäßigen Refresher-Trainings
kombiniert, welche die Teilnehmer eben-
falls online absolvieren. Der Erfolg wird
außerdem durch Kleinprojekte sicherge-
stellt, die die Teilnehmer eigenständig im
eigenen Unternehmen umsetzen und im
Trainingsteam wieder präsentieren.
Stufe 3:
Wissen in der Praxis einsetzen
Damit der Transfer der gewonnenen
Digitalisierungskompetenzen in den
Arbeitsalltag gelingt, endet die Lernfab-
rik nicht an den eigenen „Werkstoren“.
Neben individuellen Coachings werden
Sandbox-Workshops angeboten, also Ex-
perimentierfelder, in denen die Lernfab-
rik-Teilnehmer Digitalisierungsoptionen
im individuellen Produktionsprozess auf
den Prüfstand stellen, Lösungen testen
und später im Unternehmen anwenden.
Konkret kann es sich dabei zum Beispiel
um den Ausbau digitaler Infrastrukturen
im Shopfloor-Management handeln: Wie
kombiniert man Echtzeitdaten, Visuali-
sierungen wie zum Beispiel Arbeitsplatz-
ampeln und Monitoring-Apps auf den
Tablets oder Smartphones der Führungs-
kräfte? An welchen Prozessschnittstellen
und Sollbruchstellen in der IT-Infrastruk-
tur entscheidet sich, ob das neue Ma-
nagementsystem tatsächlich agiler, trans-
parenter und effizienter sein wird?
Dazu simulieren die Trainingsteilnehmer
in der Lernfabrik den Ist-Zustand ihrer
Fertigungs-/Managementprozesse und
ermitteln konkrete Verbesserungspoten-
ziale. Hilfestellung geben Kennzahlen
wie die Prozessdurchlaufzeit oder die An-
lageneffektivität (Overall Equipment Ef-
fectiveness, kurz: OEE). Ein Umsetzungs-
plan für die Praxis rundet die Sandbox-
Variante ab; dessen Kernelemente sind
R
Linktipp.
Wer wissen will, wie die
Internet-of-Things-Lernfabrik von
Xpertiso in der Praxis aussieht,
kann sich auf Youtube ein kurzes
Video dazu anschauen: Darin hat
der Qualifizierungsexperte Ein-
drücke aus dem Digitalisierungs-
training in der IOT-Lernfabrik in
Prag zusammengestellt, wo die
Teilnehmer das nötige Know-how
zu den Themen „Industrie 4.0“
und „Internet of Things“ durch Erleben gelernt haben. Der
Screenshot zeigt drei Teilnehmer vor einem Drei-D-Drucker.
Das Video können Sie sich unter diesem Link anschauen:
Die IOT-Lernfabrik im Video
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